Katharina Schmitz at ASPIRA College in Split, Croatia

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Split

In einem Palast zu leben ist nur wenigen Menschen vorbehalten. Ganz anders ist es in Split, der zweitgrößten Stadt Kroatiens. So ist der Palast, den sich der römische Kaiser Diokletian bis 305 n. Chr. bauen ließ, von der dortigen Bevölkerung über die Jahrhunderte hinweg als Wohnraum genutzt und immer wieder verändert worden. Innerhalb der alten Stadtmauern findet man gegenwärtig nicht nur die Kathedrale bzw. das Mausoleum Diokletians, das Peristyl und den Jupiter-Tempel, sondern auch Wohnhäuser, Bars, Geschäfte, Hotels und vieles mehr. Sich in der labyrinthartigen Altstadt zu verlaufen ist ganz normal – das passiert sogar den Einheimischen.

 Nach einem starken Bevölkerungszuwachs in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts verfügt die Hafenstadt heute über rund 170.000 Einwohner. Sie liegt im Süden des Landes auf einer Halbinsel direkt an der Adriaküste und gilt als inoffizielle Hauptstadt der Region Dalmatien. Aufgrund ihrer Geschichte, der Lage am Mittelmeer und dem mediterranen Klima mit über 2.700 Sonnenstunden im Jahr ist Split auch bei Touristen sehr beliebt. International bekannt ist auch Hajduk Split, der erfolgreichste Fußballverein der Stadt. Dessen 1950 gegründeter Fanclub Torcida gilt als älteste Fanorganisation Europas.

Gasthochschule

 Bei der Gasthochschule handelt es sich nicht um die Spliter Universität, sondern um ein kleines privates University-College. Aspira wurde 2009 gegründet und verfügt insgesamt über rund 500 Studenten und 40 Dozenten. Die Atmosphäre ist somit recht familiär. Mit der dortigen Erasmus-Koordinatorin Martina Petrović steht einem immer ein hilfsbereiter und sehr sympathischer Kontakt zur Verfügung.

 Die meisten Kurse belegt man ausschließlich mit anderen Erasmus-Studenten. Die Lehrsprache ist Englisch. Darüber hinaus hat man auch die Möglichkeit, einige Sprachkurse zu belegen. Angeboten werden bspw. Kurse in Kroatisch und Italienisch. Ähnlich wie am RAC gibt es zwei Prüfungsphasen. Die Art der Leistungserbringung variiert von Kurs zu Kurs. Ob Klausur, Hausarbeit oder Präsentation – die Prüfungen sind absolut human und mit entsprechender Vorbereitung gut zu bestehen.

Freizeitgestaltung

Das Leben spielt sich größtenteils draußen ab – und mit zahlreichen Stränden, der Riva, Parks und Bergen bietet Split sehr viel Abwechslung. Die Dalmatiner lieben es, stundenlang in Cafés zu sitzen und Kaffee zu trinken. Das machen sie ganz getreu ihres Mottos „pomalo“, was so viel bedeutet wie „immer mit der Ruhe“ und den Lebensstil der Einheimischen auf den Punkt bringt.

Split ist als Ausgangspunkt ideal, um in der Freizeit die diversen Inseln an der Küste zu erkunden oder weitere Trips durch Kroatien oder die ehemaligen jugoslawischen Länder zu machen. Dabei entdeckt man einen sehr spannenden Teil Europas, der mehr zu bieten hat, als man möglicherweise annimmt – nicht nur landschaftlich, sondern auch kulturell. Besonders interessant ist hierbei Bosnien und Herzegowina. Das liegt zum einen an der geographischen Nähe zu Split, zum anderen an den drei Volksgruppen des Landes, die sich aus den meist katholischen Kroaten, orthodoxen Serben und muslimischen Bosniaken zusammensetzen. Bei einem Besuch in Sarajevo sämtliche Baklava sowie türkischen Tee und Kaffee zu kosten, ist definitiv ein Muss.

Tipps

Und so sind wir schon bei einigen Tipps. In Split gibt es gravierende Unterschiede zwischen dem Sommer- und Wintersemester. Auch wenn das Thermometer im Winter normalerweise nie unter null Grad fällt und einem je nach Wetterlage sogar einige sommerliche Tage geboten werden, kann man das Leben am Meer im Sommer natürlich ganz anders gestalten. Das zieht aber auch viele Touristen an. Die Preise für die Unterkünfte sind dementsprechend deutlich höher. Und auch in zahlreichen Bäckereien, Bars und Restaurants muss man ab der Vorsaison tiefer in die Tasche greifen. Allerdings hat man in den Sommermonaten auch ein viel größeres Freizeitangebot.

Wenn man mal aus Split heraus möchte, bieten sich die vor Split liegenden Inseln an. Ein „Geheimtipp“ sind hierbei die Paklinski Inseln. Weitere Städte in Dalmatien wie Dubrovnik, Zadar und Šibenik sind wirklich sehenswert. Auch Besuche in den Nationalparks Krka und Plitvicer Seen sollten auf keiner To-Do-Liste fehlen. Und um mal über den dalmatinischen Tellerrand zu schauen, sind Roadtrips nach Istrien und Zagreb zu empfehlen.

Für die Einreise nach Kroatien benötigt man lediglich einen Personalausweis. Dieser ist im Übrigen auch für die Einreise nach Bosnien und Herzegowina ausreichend. Notwendig ist allerdings, sich bei einem Aufenthalt von mehr als 90 Tagen bei den örtlichen Behörden registrieren zu lassen. Für diese Registrierung benötigt man eine OIB-Nummer, die man sich vor Ort beim Finanzamt ausstellen lassen kann. Da der Wechselkurs zwischen Euro und Kuna in Kroatien besser ist, sollte Geld erst dort gewechselt werden. Außerdem ist das Nutzen einer Kreditkarte ratsam.

Ich habe das Sommersemester 2018 in Split verbracht. Vor meiner Abreise empfahl das Auswärtige Amt einige Reiseimpfungen. Dazu gehörten Impfungen gegen Hepatitis A sowie bei längeren Aufenthalten auch gegen Hepatitis B sowie Tollwut. Gegen Tollwut habe ich mich nicht impfen lassen. Allerdings habe ich mich noch für eine Impfung gegen FSME entschieden. Die aktuellen Reiseimpfungen sind unter www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/kroatien-node einzusehen. Darüber hinaus habe ich auch eine Auslandskrankenversicherung bei der HanseMerkur abgeschlossen.

Spätestens in der von ESN Split organisierten „Welcome Week“ findet man Anschluss. Vor Abreise kann man sich aber schon für das Buddy-Programm anmelden. Das ist wirklich nützlich, denn so hat man vor Ort eine Kontaktperson, die bspw. bei der Wohnungssuche behilflich ist und weitere Fragen beantworten kann. Außerdem ist es so leichter, unter den zahlreichen Erasmus-Studenten auch Kontakte mit Einheimischen zu knüpfen. Mit etwas Glück entstehen dabei sogar Freundschaften fürs Leben.

Fazit

Ein Semester in Kroatien zu verbringen stand nie auf meiner Agenda. Um ehrlich zu sein habe ich mich mehr für die skandinavischen Länder oder Spanien interessiert. Aber ein knappes Jahr, bevor ich ins Auslandssemester gehen wollte, fand ich es immer spannender, ein paar Monate in einem osteuropäischen Land zu verbringen.

Split kann man wirklich nicht in eine Schublade stecken, denn geprägt wurde es u.a. von mediterranen, römischen, italienischen, jugoslawischen und sozialistischen Einflüssen. Das macht sich bspw. an der Architektur und den dortigen Speisen bemerkbar. So gehörte es in meinem dortigen Freundeskreis zu den Gewohnheiten, täglich bei der Bäckerei Bobis ein Stück Pizza zu essen (btw, nachts sind die Pizzen übrigens ganz besonders frisch).

Was ich aus dem Auslandssemester mitgenommen habe? Meine Englischkenntnisse konnte ich definitiv verbessern. Ich schätze den dalmatischen Lifestyle und versuche diesen hin und wieder auch in meinen deutschen Alltag zu integrieren. Außerdem habe ich wunderbare Freunde gefunden. Und irgendwie sehe ich in Split nun ein Stück Zuhause. Das nächste Flugticket zum Zračna luka Split-Kaštela ist bereits gebucht.