Petra Kohaus at Mäladalen University, Västerås, Sweden

Hej hej! - An dieser Begrüßung kommt man einfach nicht vorbei, wenn man sich in Schweden aufhält! Es ist die Freundlichkeit und auch die Hilfsbereitschaft, welche als erstes auffallen und die Schweden sofort sehr sympathisch macht.

Die Stadt und die Universität

Im Wintersemester 2009/2010 absolvierte ich als Erasmus-Studentin ein Auslandssemester an der Partnerhochschule Mälardalens högskola in Västerås (www.mdh.se). Die sechstgrößte Stadt Schwedens liegt etwa 100 km westlich von Stockholm und hat ca. 130.000 Einwohner. Über die Universität bekam ich schon vor der Anreise ein Zimmer in einem Studentenwohnheim vermittelt. Wenn man sich für einen Platz an der Hochschule bewirbt, meldet man sich auch am besten direkt bei Bostad Västerås, der Wohnungsvermittlung vor Ort, an (www.bostadvasteras.se). Das Angebot für ein Zimmer erfolgt dann automatisch sobald man die Zusage für den Studienplatz hat. Bostad Västerås und die Hochschule arbeiten eng zusammen. Es gibt unheimlich viele Studentenwohnheime in Västerås und es hängt von einem selbst ab, ob man z. B. eher eine eigene Küche bevorzugt statt sie sich mit anderen Bewohnern zu teilen, wie weit entfernt man von der Universität bzw. dem Stadtzentrum entfernt sein möchte oder natürlich auch wie die preislichen Vorstellungen aussehen. Viele Studenten besitzen ein cykel (Fahrrad) dort um gewisse Strecken zurückzulegen. Es ist aber auch schwierig, erst einmal an eins zu kommen. Falls sich keine Direktkontakte ergeben, kann man einen Blick auf die Kleinanzeigen werfen.

Die Universität bietet ein breites Einführungsprogramm an, so dass man gar nicht anders kann, als neue Leute kennenzulernen. Während des Semesters kümmert sich das International Committee mit seinen Fadders - internationale Studenten, die mit Mentoren zu vergleichen sind und einem jederzeit hilfskräftig zu Seite stehen - sehr viel um die Austauschstudenten und bietet Aktivitäten an. Es gibt u. a. Fahrten nach Stockholm, Helsinki und Lappland sowie zu einem Eishockeyspiel oder auch einem Vergnügungsbad. Besonders die Fahrt nach Lappland ist zu empfehlen, da man hier den Führerschein im Rentierschlitten-Fahren machen kann, mit dem Schneemobil unterwegs ist oder man den Weihnachtsmann treffen kann!

Die Vorlesungen

Die Vorlesungen sind alle auf Englisch, es sei denn man entscheidet sich für den Studiengang Scandinavian Studies, dieser ist natürlich auf Schwedisch. Ansonsten kann man grob gesagt folgende Richtungen wählen: Business Administration, Engineering (mit Maschinenbau vergleichbar) oder Health, Care and Welfare. Das System ist etwas anders als das deutsche. Ein Semester besteht aus 4 Perioden, die jeweils ca. 5 Wochen lang sind. Und in den jeweiligen Perioden belegt man teilweise nur 1 Fach mit z. B. 7,5 Credits (es gibt entweder Fächer mit 7,5 oder mit 15 Credits). Man belegt die Fächer also hintereinander. Auch besteht vielmehr Eigenarbeit, so kann es sein, dass man z. B. nur 6 Stunden die Woche an der Universität ist und sich den Rest zu Hause aneignet.

Die Literatur ist relativ teuer im Vergleich zu Deutschland. Sobald man weiß, welches Buch man für welche Vorlesung benötigt, empfiehlt sich ein Blick auf den Second-Hand-Markt der Universität, wo gebrauchte Bücher weiterverkauft werden. Des Weiteren kann man auch auf diversen Internetseiten nach Literatur schauen, die dort zwar günstiger als im Handel verkauft wird, jedoch zum Teil mit einer längeren Lieferzeit verbunden ist (http://www.textbookexchange.eu, www.lycknis.se).

Da die Seiten teilweise nur in schwedischer Sprache vorhanden sind, hilft das Online-Wörterbuch. Zum größten Teil sind die Vorlesungen für Austauschstudenten gedacht, so dass man mit den Schweden kaum in Kontakt kommt. Dafür lernt man sie auf Parties oder im Alltag gut kennen. Anfangs sind sie zwar ein wenig zurückhaltend, aber wenn man erst mal mit ihnen in Kontakt ist, tauen sie auf. Sie sind stolz auf ihre Monarchie und ihre Königsfamilie, was an den zahlreichen Souvenirs zu erkennen ist. Ebenso mögen sie Köttbullar (Fleischbällchen) und legen viel Wert auf ihre Fika. Dies ist die Kaffeepause, die ein paar Mal am Tag gehalten wird, wo Zimtschnecken natürlich nicht fehlen dürfen. Und es fällt einem leicht, sich auch bald von diesen Dingen begeistern zu lassen.

Unisport

Ebenso bietet die Universität ein vielfältiges Sportprogramm für nur etwa 30 Euro pro Semester an. Es gibt u. a. Fußball, Basketball, Aerobics und Floorball - eine typisch schwedische Sportart, die aus einer Mischung aus Eis- und Hallenhockey besteht. So hat man die Möglichkeit sich, trotz Schnee und Eis draußen im Winter, zu bewegen.

Freizeit

Dies alles lernt man neben vielen anderen Austauschstudenten zusammen kennen und so erfährt man nicht nur viel Neues über die Schweden sondern auch über Spanier, Franzosen oder Finnen. Neben einem German Dinner kommt man auch in den Genuss eines Austrian - Wiener Schnitzel und Apfelstrudel -, eines Spanish - Tortilla Patata und Sangria - oder auch eines French - herzhafte und süße Crêpes - Dinners.

Was uns allen auch sehr gefallen hat, sind die sogenannten Pre-Partys, die die Schweden veranstalten, wenn man am Wochenende zusammen feiern geht. Das heißt, dass man sich in einem Wohnheim trifft, jeder eigene Getränke mitbringt und man von dort aus zusammen aufbricht.

Ein Ausflug nach Stockholm ist ein Muss! Von Västerås aus gibt es sowohl mit der Bahn als auch mit dem Bus (http://www.sj.se und www.swebus.se) direkte Verbindungen zu Schwedens Hauptstadt. Die Fahrt mit der Bahn ist etwas schneller (ca. 1. Stunde), dafür aber auch teurer. Grundsätzlich gilt im öffentlichen Verkehrsnetz die Regel: Je früher man bucht, desto günstiger ist es. Und die Buchung über das Internet ist ebenso günstiger als am Schalter. Must-sees gibt es unendlich viele in Stockholm - am besten man erlebt es selbst!

Geld

Gängiges Zahlungsmittel ist die Kreditkarte - sogar das Bier in der Kneipe wird mit Karte bezahlt. Natürlich nehmen die Schweden auch Bargeld - Schwedische Kronen - an, aber damit outet man sich sofort als Nicht-Schwede. Ebenso steht man oft und gerne in einer Warteschlange, sei es bei der Bank, am Ticketschalter oder in der Apotheke. Man zieht eine Nummer und wartet geduldig.

Apropos Geld - Die Preise in Schweden sind mit unseren zu vergleichen. Lebensmittel, insbesondere Süßigkeiten, sind jedoch manchmal deutlich teurer als in Deutschland. Der Zugang zu Alkohol ist wie in Finnland und Norwegen beschränkt. Getränke mit einem Alkoholgehalt von mehr als 3,5 % sind nur im sogenannten Systembolaget zu erhalten. Butter und Margarine werden meist gesalzen verkauft. Brot ist häufig gesüßt. Wer das nicht mag, sollte nach dem Hinweis osötad (ungesüßt) auf der Verpackung Ausschau halten. Einkaufen kann man sozusagen jederzeit, die Geschäfte in Schweden sind 7 Tage die Woche geöffnet, sonntags allerdings etwas kürzer (meist von 12 - 16 Uhr).

Es ist möglich sich vor Ort ein Konto bei einer schwedischen Bank (z. B. Nordea) einzurichten. Jedoch muss man auch daran denken diese vor Ort wieder zu kündigen. Was auch zu empfehlen ist, ist ein Konto bei der SEB Bank in Deutschland zu eröffnen. Man zahlt dann zwar Gebühren, sobald man an einem schwedischen Bankautomaten Geld abhebt, bekommt diese aber einige Tage später zurückerstattet.

Abschließend kann ich es jedem empfehlen, ein Auslandssemester in Schweden zu machen! Tolle Ausflüge verbunden mit tollen Landschaften, ein abwechslungsreiches Programm und viele internationale Freunde sind nur einige Punkte, die man aus solch einer Erfahrung gewinnt!