Remagener Biomathematik-Team untersucht Waldzerstörung auf Pazifik-Inseln

Die Osterinsel ist weltberühmt für ihre Steinstatuen. Dass ihr Wald bereits vor mehreren Jahrhunderten vollständig zerstört wurde und alle einheimischen Baumarten ausstarben, wissen nur wenige. Andere Pazifik-Inseln wie Samoa verfügen dagegen bis heute über relativ große Waldflächen. Biomathematik-Absolventin Alina Schenk und Statistik-Professor Dr. Markus Neuhäuser vom Remagener RheinAhrCampus der Hochschule Koblenz haben nun, gemeinsam mit Kollegen von der Universität Salzburg und der schottischen University of St. Andrews, die Daten von 67 Pazifik-Inseln mit neuen statistischen Methoden ausgewertet, um der Waldzerstörung auf den Pazifik-Inseln auf den Grund zu gehen. Sie konnten bisherige Erkenntnisse bestätigen und weitere Risikofaktoren benennen.

  • Wald auf Rarotonga, eine der Cook Inseln im zentralen Südpazifik. (Foto: Markus Neuhäuser)

„Die Osterinsel ist ein Extremfall der Waldzerstörung“, berichtet Markus Neuhäuser, der am Remagener RheinAhrCampus der Hochschule Koblenz als Dekan den Fachbereich Mathematik und Technik leitet. Der Biomathematiker hat selbst einige Jahre auf einer Pazifik-Insel gelebt, Neuseelands Südinsel, während er an der University of Otago in Dunedin lehrte. Die Thematik interessiert ihn also auch ganz persönlich. Er verweist auf den Bestseller „Kollaps“ von Jared Diamond, Professor an der University of California in Los Angeles, der das Phänomen im Detail beschreibt und dabei die Parallelen zwischen der Osterinsel damals und der globalisierten Erde heute hervorhebt: Wie die Erde im Weltall, liegt die Osterinsel im Pazifik isoliert. Diamond und andere Forscher untersuchten die Frage, warum die Waldzerstörung auf den verschiedenen Pazifik-Inseln so unterschiedliche Ausmaße hatte.

Welche Einflussfaktoren sind für die Waldzerstörung ausschlaggebend? Dieser Frage gingen nun auch Alina Schenk und Markus Neuhäuser, zusammen mit Kollegen von der Universität Salzburg und der schottischen University of St. Andrews auf den Grund – mit neuen statistischen Methoden. So werteten sie die Daten von 67 Pazifik-Inseln aus. „Angewandt wurden sogenannte nichtparametrische multivariate statistische Verfahren, die keine Verteilungsannahmen oder Transformationen der Daten erfordern“, erklärt Neuhäuser. Dass bedeutet, dass die Gültigkeit der Ergebnisse viel besser als bei den früheren Auswertungen abgesichert ist, da sie nun nicht von Annahmen abhängen, die schwer zu überprüfen sind oder nur näherungsweise gelten.

Die Ergebnisse ihrer Forschungen haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler jetzt in der Fachzeitschrift "Forest Ecology and Management“ veröffentlicht. „Teilweise konnten wir die bisherigen Erkenntnisse bestätigen, wir haben jedoch auch weitere Risikofaktoren für die Waldzerstörung identifiziert“, berichtet Neuhäuser. Demnach war der Einfluss von ökologischen und geographischen Parametern besonders stark: „Die Waldzerstörung war umso größer, je geringer Regen und Tephra – also unverfestigte Ablagerungen, beispielsweise Lava von einem Vulkanausbruch – sind, je kleiner eine Insel ist und umso weiter sie vom Äquator entfernt liegt“, erklärt Alina Schenk. Die Osterinsel hatte daher sehr ungünstige Rahmenbedingungen. Kulturelle Faktoren spielten aber ebenfalls eine Rolle. So förderte Bewässerung in der Landwirtschaft die Waldzerstörung, während individueller Landbesitz dagegen eine schützende Wirkung darstellte. Den stärksten Einfluss hatte aber die Regenmenge. Schenk und Neuhäuser sehen dies als Warnung – in einer Zeit des Klimawandels mit veränderten Regenmengen. Denn auch in Deutschland führten die Dürreperioden der vergangenen Sommer zu massiven Waldschäden.

Aktuelles:

Die Teilnehmenden stehen als Gruppe im Außengelände der Hochschule zusammen.
Die Teilnehmenden stehen als Gruppe im Außengelände der Hochschule zusammen.

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