Ukrainische Familien zu Gast beim Ukraine-Tag am RheinAhrCampus in Remagen

  • Gruppenfoto mit ukrainischen Familien

    Natalia Obikhod (ganz rechts) war überrascht als sich schon vor dem offiziellen Start des Ukraine-Tags etliche ukrainische Familien am RheinAhrCampus zu einer kleinen Campus-Tour einfanden (Foto: RheinAhrCampus)

REMAGEN. Bei hochsommerlichen Temperaturen beherrschte ein Sprachengewirr aus Ukrainisch, Russisch, Englisch und Deutsch den Campus Remagen der Hochschule Koblenz. Im Rahmen des hochschulweiten Ukraine-Tags hatten Dr. Laurent Borgmann, Leiter des Bereichs Sprachen/Internationales und Natalia Obikhod, wissenschaftliche Mitarbeiterin, acht ukrainische Familien mit 14 Kindern, die ihre neue Heimat im Ahrkreis gefunden haben, an den Campus eingeladen. Über 60 Teilnehmende aus mehr als zehn Nationen kamen, um unter dem Motto „Stand with Ukraine“ mitzuwirken. RheinAhrCampus-Studierende und -Lehrende sowie sozial engagierte Bürgerinnen und Bürger aus Remagen und Umgebung empfingen die besonderen Gäste zu einem vielfältigen Veranstaltungsprogramm.

Die ukrainischen Familien wurden von der Projektgruppe „Host-it RAC“ willkommen geheißen. Gleichzeitig hatte der Rhein-Dnipro Deutsch-Ukrainische Verein zusammen mit dem Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) eine Kuchen-Spendenaktion organisiert und den Infostand „Ukrainehilfe“ im Vorraum der Mensa gestaltet. Die Hauptorganisatorin am Campus Remagen, Natalia Obikhod, die selbst aus der Ukraine stammt, war begeistert von der Hilfsbereitschaft, die sie seit Beginn des Krieges täglich von Studierenden und Lehrenden und von Remagener Bürgerinnen und Bürgern angeboten bekam. Natalia Obikhod erinnert sich: „Es gab unglaublich viele Hilfsangebote um mich herum. Ich konnte das kaum glauben! Da haben wir uns entschlossen, genau herauszufinden, was die Ukraine-Flüchtlinge in der Region wirklich benötigen. Mit dem Ukraine-Tag, der zeitgleich an der gesamten Hochschule Koblenz stattfand, haben wir einen Rahmen für die vielen Helferinnen und Helfer geschaffen.“

Nach der Begrüßung wurden die Gäste zu einem authentischen ukrainischen Essen eingeladen, das von der Mensa extra zum hochschulweiten Ukraine-Tag zubereitet wurde. Im Anschluss konnten sich die ukrainischen Familien Kleidungsstücke, Kinderspielzeuge und Haushaltsgegenstände aus der Spendenaktion aussuchen. Damit die Eltern genügend Zeit zum Austausch über ihre Kriegs- und Fluchterfahrungen mit den deutschen und internationalen Studierenden hatten, organisierte die Projektgruppe Studierenden etliche Stationen mit spielerisch-sportlichen Herausforderungen für Kinder jeden Alters auf dem MultiBeachCourt des Campus. Über drei Stunden konnten sich die Kinder austoben.

„Eigentlich war die Erwartung, dass die Kinder um 17 Uhr müde sein würden, nach so viel Sport und Spiel“, berichtet Dr. Borgmann. „In Wirklichkeit waren aber wir als Veranstalter erschöpfter als unsere Gäste - schon allein durch die vielen Übersetzungen, die notwendig waren, um die Erlebnisberichte zu verstehen. Meine Studierenden waren erstaunt, wie unterschiedlich von den Fluchterfahrungen berichtet wurde. Während man im Internet wohl mehr oder weniger immer dieselben Geschichten präsentiert bekommt, flohen einige der anwesenden Gäste im eigenen Auto, andere aber tatsächlich nur mit zwei Plastiktüten bepackt und zu Fuß“, so Dr. Borgmann weiter.

Die ukrainischen Familien zum Beispiel aus Kyiv, Mykolaiv, Lviv, Ivano-Frankivsk waren sehr berührt vom Ukraine-Tag am Remagener Campus, besonders vom Engagement der deutschen und internationalen Studierenden. Liliia Pastukhanova, eine der ersten Ukraine-Flüchtlinge in Remagen, die mit ihren zwei Söhnen kam, fasste zusammen: „Wir freuen uns sehr, dass wir zum ersten Mal seit vielen Monaten wieder einen ganzen Tag mit Spiel, Spaß und so vielen Geschenken erleben und unsere Gedanken und Hoffnungen mit den Studierenden teilen konnten.“ Oksana Prianyk fügte hinzu: „Es war so wunderschön, die Unterstützung von so vielen Menschen aus den unterschiedlichen Ländern selbst zu erleben. Wir sehen es jeden Tag in den Nachrichten, wie die Menschen aus der ganzen Welt Solidarität mit unserer Heimat zeigen, aber es ist schon ganz anders, wenn man auf einmal selbst verwöhnt und beschenkt wird.“
    
Auch für die internationalen Studierenden war der Tag sehr emotionsbeladen. Sebastian Gayowsky, ein internationaler Student aus Kanada, sagte: „Es war mir wichtig meinen persönlichen Beitrag zum Ukraine-Tag zu leisten. Als Halb-Ukrainer aus Kanada war ich sehr froh, dass ich hier in Deutschland Betroffene kennenlernen und ihnen wirklich helfen konnte. Es war besonders berührend, dass die Kinder aus der Ukraine durch unsere Spendenaktion so viel Spielzeug geschenkt bekommen haben. Ich habe mich da wie ein Zauberer gefühlt, der die Kleinen zum Lächeln bringt.“