Themenwoche #demokratiezählt der Hochschule Koblenz setzte sich mit dem Nationalsozialismus auseinander

KOBLENZ/REMAGEN. Die Hochschule Koblenz ist ein Ort der Lehre, des Lernens und des Forschens, der sich darüber hinaus mit gesellschaftspolitischen Themen befasst. Dazu gehört etwa der Umgang mit Rechtsextremismus in der Gesellschaft, insbesondere mit dem jährlich stattfindenden Aufmarsch von Neonazis vor dem RheinAhrCampus Remagen. Das vor sechs Jahren von Studierenden und Mitarbeitenden initiierte Projekt „Themenwoche“ greift einmal im Jahr aktuelle Fragestellungen zu demokratischen Werten auf. In diesem Jahr widmete sich das Programm der Auseinandersetzung mit dem alten und neuen Rechtsextremismus und demokratischen Formen des Erinnerns. Dazu fand die Themenwoche, die bislang nur am RheinAhrCampus umgesetzt worden war, ein neues Format: Pandemiebedingt wurden alle Veranstaltungen digital angeboten und konnten daher zum ersten Mal standortübergreifend stattfinden. An jedem Abend der Woche konnten per Videokonferenz unterschiedliche Themen an der Hochschule diskutiert werden.

  • Pedro Nkanga (rechts), der am RheinAhrCampus Gesundheits- und Sozialmanagement studiert, und Zeitzeuge Gert Scheller wirkten an der Themenwoche mit.

Mit dem Team des Instituts für Forschung und Weiterbildung (IFW) im Fachbereich Sozialwissenschaften war der Koblenzer Campus aktiv mit vertreten und steuerte zwei spannende Beiträge bei. Der Eröffnungsvortrag am Montag präsentierte Ergebnisse einer aktuellen Forschung über identitäre Frauen und ging der Frage nach, ob sich im Zusammenhang mit der „Neuen Rechten“ ein völkischer Antisexismus oder Antifeminismus zeige. Am Mittwoch stellte das Team um Prof. Dr. Stephan Bundschuh und Prof. Dr. Judith Hilgers das Projekt PEPiKUm vor, das mit Methoden der partizipativen Sozialforschung Erinnerungsformen von Jugendlichen in Koblenz und Umgebung untersucht. In Abgrenzung zu rechten Erinnerungspolitiken wird im Projekt ein nichtinstrumenteller und multiperspektivischer Zugang zur Erinnerung an Nationalsozialismus und Holocaust verfolgt.

Eine rege Diskussion folgte am Donnerstag zum Umgang des organisierten Sports mit Rechtsextremismus und Rassismus. Die Psychologin Angelika Ribler und ihr Kollege Nico Mikulic von der Sportjugend Hessen leiteten zur einer interaktiven Auseinandersetzung und zum Austausch von Erfahrungen an.

Auch die historischen Hintergründe der sogenannten Trauermärsche von Rechtsextremen und die symbolische Bedeutung der Schwarzen Madonna vor dem Gelände des RheinAhrCampus wurden aufgegriffen. Dominik Enders von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus Rheinland-Pfalz gab dazu am Dienstag einen informativen Überblick. Zum Abschluss präsentierten Studierende, vertreten durch Pedro Nkanga aus dem Studiengang Gesundheits- und Sozialmanagement, Ausschnitte aus einem Interview mit Gert Scheller. Dessen Vater war als Wehrmachtsoldat noch in den letzten Kriegstagen für die missglückte Sprengung der Remagener Brücke hingerichtet worden.

„Das Format und der Rahmen der Themenwoche ermöglichten eine intensive Auseinandersetzung mit dem historischen Kontext und dem bedeutungsaufgeladenen Ort des RheinAhrCampus, aber auch mit neuen Formen rechtsextremer Einflussnahme“, betont Prof. Dr. Magdalena Stülb, Prodekanin des Fachbereichs Wirtschafts- und Sozialwissenschaften am RheinAhrCampus Remagen. Die verschiedenen Beiträge griffen unterschiedliche Facetten eines komplexen Themas auf und gaben Raum für lebendige Diskussionen. Studierende und Mitarbeitende der Hochschule, die als Arbeitsgruppe diese Woche gemeinsam vorbereitet hatten, moderierten und gestalteten die Veranstaltungen und zeigten, dass #demokratiezählt.

„Unterstützt wird das Projekt dankenswerterweise durch das Gleichstellungsbüro und den Förderkreis der Hochschule im Kreis Ahrweiler, bei denen wir uns herzlich bedanken“, so Stülb.

 

Kontakt:

Prof. Dr. Magdalena Stülb (stuelb(at)rheinahrcampus.de)