VII. Kita-Kongress: Demokratie empowert – Gemeinschaft früh mitgestalten

20.09.2023

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„Getreu dem Motto der heutigen Veranstaltung ‚Demokratie empoWERT – Gemeinschaft früh mitgestalten‘ wollen wir, dass bereits unsere Jüngsten Demokratie leben und erleben. Solche Erfahrungen können sie bis ins Erwachsenenalter prägen und sind wichtig für die Zukunft unserer Demokratie.“ Mit diesen Worten eröffnete die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig den VII. Kita-Kongress an der Hochschule Koblenz, gemeinsam mit Prof. Dr. Karl Stoffel, Präsident der Hochschule Koblenz, Prof. Dr. Marc-Ansgar Seibel, Prodekan des Fachbereichs Sozialwissenschaften, und Prof. Dr. Armin Schneider, Direktor des Institutes für Bildung, Erziehung und Betreuung in der Kindheit | Rheinland-Pfalz (IBEB). Die mit 320 Teilnehmenden ausgebuchte Veranstaltung zeigte das rege Interesse an dem Kongressthema „Demokratie“, das von verschiedenen Perspektiven im Rahmen der beiden Hauptvorträge von Prof. Peter Moss von der University College London und Kathrin Bock-Famulla von der Bertelsmann Stiftung sowie den anschließenden zwölf Impulsforen beleuchtet wurde.

  • KITA-Kongress

    Von links: Prof. Dr. Karl Stoffel, Dr. Stefanie Hubig, Prof. Dr. Armin Schneider (Fotos: Hochschule Koblenz/Frey)

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    Kathrin Bock-Famulla

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    Prof. Peter Moss

Was bedeutet eigentlich Demokratie? Das wurden die Teilnehmenden während des Begrüßungspodiums gefragt. „Die Freiheit von Meinungen und ihre Vielfalt aushalten“, befand Prof. Dr. Stoffel. „Ein fairer Diskurs, der eng verbunden ist mit der Verantwortung für mich selbst und für andere“, ergänzte Prof. Schneider. Insgesamt waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Begrüßungspodiums einig: Respekt, Vielfalt, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Partizipation sind die zentralen Stützen der Demokratie.

Dass diese Stützen der Demokratie voraussetzungsvoll sind, verdeutlichte Prof. Moss im Rahmen seines Vortrags: „Es gibt eine lange Tradition von Demokratie in der Erziehung. Aber die Demokratie ist in den vergangenen Jahren etwas an den Rand gerückt.“ Demokratie zu lehren genüge nicht, sie müsse auch gelebt werden, so Moss, der darauf hinwies, dass Demokratie immer eingebettet ist in die sie umgebenden Bedingungen, wie etwa in einen sie begrenzenden Neoliberalismus oder in die jeweilige Kultur vor Ort. Damit eine erstrebenswerte und machbare Demokratie wirklich gelebt werden kann, müsse sie vor allem ein alternatives Narrativ zur neoliberalen Logik annehmen, in der Zusammenarbeit mit allen Beteiligten erarbeitet werden und ausreichend Zeit haben.

Bock-Famulla ergänzte Moss` Beitrag um Möglichkeiten der demokratischen Mitgestaltung in unsicheren Zeiten. Unsicher seien die Zeiten deshalb, weil sich die neoliberale Denkweise immer mehr in die Kitas einschleiche und die frühkindliche Bildung zunehmend für gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Interessen vereinnahmt werde. Dies führe zu einem diffusen Mandat für die Kitas und einer ungeklärten Professionalität der Fachkräfte, die ihr professionelles Handeln als hochgradig gefährdet ansehen. Kitas seien mehr Reparaturbetrieb im Sinne eines defizitären Blickes auf Kinder, die die Anforderungen an die späteren neoliberalen Konsumentinnen und Konsumenten sowie und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zu erfüllen haben, als Bildungseinrichtungen, die Handlungskompetenz, Offenheit und aktive Mitgestaltung in den Vordergrund stellen.

Damit war der VII. Kita-Kongress ein wichtiger Impuls für die eigene Handlungsmöglichkeit, demokratische Prinzipien vor Ort aktiv mitzugestalten. Nun gilt es, umzusetzen, was Dr. Hubig bereits zu Beginn der Veranstaltung postulierte: „Kinder sollen in Kitas und Schulen lernen, selbstbewusst ihre Meinung und eigenen Ideen in die Gemeinschaft einzubringen, erfahren, dass ihr Engagement einen Unterschied macht und Kompromisse in einer Gemeinschaft unverzichtbar sind. Denn von diesen demokratischen Prozessen lebt unsere Gesellschaft – im Großen wie im Kleinen.“ Am Ende liegt das Potential, Demokratie zu leben oder zu verhindern, in uns selbst begründet, denn, wie Prof. Dr. Schneider zu Beginn konstatierte: „Wir sind auch Menschen.“