Ukraine-Tag der Hochschule bot Information, Austausch und Möglichkeiten der Unterstützung
08.07.2022
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Den Anfang der Vortragsreihe am Koblenzer Campus machten ukrainische Teilnehmende der Deutschkurse im Centre for Communication Studies. Sie stellten ihr Heimatland Ukraine mit seinen kulturellen und sprachlichen Besonderheiten vor. Regina Lyakhovetska vom Rotary Club Mykolaiv las aus ihrem Kriegstagebuch vor. Eindrucksvoll erzählte sie von ihrer drei Tage und Nächte dauernden Reise mit ihrer Mutter in die Sicherheit nach Deutschland. Die von ihr aufgenommenen Fotos vermittelten eindringliche Bilder vom Leben in Kriegszeiten, von Zerstörung und Vertreibung – aber auch von der Hoffnung auf eine Zukunft in Frieden.
Wie kann ich mit Kindern über schwere Themen wie Trauer, Tod und Krieg sprechen? Zu dieser Frage referierte Prof. Dr. Agnieszka Maluga, Professorin im Fachbereich Sozialwissenschaften der Hochschule. „Kinder erwischen uns oft kalt bei diesen Themen, die wir selbst scheuen“, so die Sozialpädagogin, die viele Jahre zu Kinderhospizarbeit geforscht hat, „Kinder sind Menschen, aber keine kleinen Erwachsenen. Sie sind auf unsere Hilfe angewiesen, um Informationen über Weltgeschehnisse sortieren und einordnen zu können.“ Es gebe kein Patentrezept der richtigen Kommunikation, wichtig sei es, ganz individuell zu schauen, welcher Weg gangbar sei. Maluga, die sich an den Theorien und Praktiken Janusz Korczaks orientiert, empfiehlt, in der Kommunikation zu schwierigen Themen – wie dem Krieg in der Ukraine – mit Kindern bestehende Angebote und Materialen zu nutzen. So bietet die Stiftung Lesen beispielsweise eine Literaturliste mit Büchern, die sich gezielt mit dem Thema Krieg beschäftigen. Nach dem Vorbild Korczaks sei es auch sinnvoll, kreative und symbolhafte Zugänge wie beispielsweise Theater oder Märchen zu nutzen.
Über die volkswirtschaftlichen und sozialpolitischen Auswirkungen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine in Deutschland sprach anschließend Prof. Dr. Stefan Sell, Professor im Fachbereich Wirtschafts- und Sozialwissenschaften am Remagener RheinAhrCampus. Die Lage sei durch die Corona-Pandemie, den starken Anstieg der Inflationsrate seit Mitte 2021, die Störung globaler Lieferketten, die Zeitenwende auf dem Arbeitsmarkt und nicht zuletzt durch die Klimakrise bereits vor dem Krieg schwierig gewesen. Die beschlossenen notwendigen Sanktionen gegen Russland träfen Deutschland nun an seiner Achillesferse: Die deutsche Volkswirtschaft, vor allem Industriezweige im Bereich Chemie und Verpackung, wäre bei einem sofortigen Gaseinfuhrstopp aus Russland erheblich betroffen. Aber auch die Abhängigkeit von anderen Rohstoffen, wie etwa die für die Elektromobilität wichtigen Nickel und Palladium, bereite ihm Sorgen. In Bezug auf die Migration von Geflüchteten aus der Ukraine lobte Sell die unbürokratische Unterstützung vieler osteuropäischer Länder wie beispielsweise Polen. Auch die schnelle Reaktion der EU und die Aktivierung der „Massenzustromrichtlinie“, die allen Menschen aus der Ukraine langwierige Asylverfahren erspare und bis zu drei Jahre visafreien Aufenthalt ermögliche, hob er als positiv hervor. „Was man in diesen unsicheren Zeiten tun konnte, das haben wir getan. Wie es nun weitergeht, kann niemand mit Sicherheit sagen“, so Sell.
Im Rahmen des Ukraine-Tages konnte Borys Ivanchov, der Vorstandsvorsitzende des Deutsch-Ukrainischen Vereins Rhein-Dnipro e.V., bereits eine Reihe der Spendengelder entgegennehmen. So hatte etwa der AStA beim Gude Laune Fest am Campus Koblenz über den Verzicht der Feiernden auf die Rückgabe ihres Becherpfandes 515 Euro zugunsten der Ukraine eingenommen. Auch der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, der gegen eine Spende von mindestens einem Euro über das Glücksrad schöne Jutetaschen mit verschiedenen ukrainischen Motiven verlost hatte, übergab seine dreistellige Spende noch vor Ort. Zudem kamen über den Kuchen- und Waffelverkauf an den zwei Standorten mehrere Hundert Euro zusammen.