Serie "Starke Frauen an der Hochschule Koblenz" - Heute: Die Dekanin

08.12.2021

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Wissenschaft gilt oft noch immer als Männerdomäne – und so sind Frauen in den Führungspositionen der größten Universitäten und Hochschulen für Angewandte Wissenschaften vielerorts nach wie vor deutlich unterrepräsentiert. An der Hochschule Koblenz beginnt diese Entwicklung in den letzten Jahren aufzubrechen. Der Frauenanteil steigt langsam, aber kontinuierlich, und immer mehr Frauen übernehmen Führungspositionen – sei es in der Forschung, Lehre oder Verwaltung. Grund genug, diese Frauen in einer kleinen Serie vorzustellen.

  • Prof. Dr. Silke Griemert

Seit Juli 2021 ist Prof. Dr. Silke Griemert Dekanin des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften am RheinMoselCampus der Hochschule Koblenz und damit die erste Frau an der Spitze dieses Fachbereichs. Neben der Personalverantwortung ist es ihre Aufgabe als Dekanin, den Fachbereich zu repräsentieren, zu strukturieren und hier den Lehrbetrieb sicher zu stellen. Zudem lehrt sie weiterhin im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Industriebetriebslehre und Rechnungswesen mit dem Schwerpunkt Controlling, wobei ihr der internationale Austausch ein besonderes Anliegen ist. Die Liebe zu klassischer Musik schafft einen Ausgleich zu ihrem herausfordernden Berufsalltag.

Teamplayerin im Dekanat

Dekanin in ihrem Fachbereich zu werden – damit hatte die Professorin schon länger geliebäugelt. Als das Amt jetzt wieder zur Verfügung stand, hat sie dann auch beherzt zugegriffen. Im Dekanat arbeitet sie eng mit Geschäftsführerin des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften, Annika Schmalebach, sowie mit den beiden Prodekanen Prof. Dr. Andreas Mengen und Prof. Dr. Christian Lebrenz, zusammen. „Dass wir so eine gemischte Truppe sind, macht das Arbeiten im Team und das Führen leichter – wir ergänzen uns sehr gut“, freut sich Silke Griemert.

Von der Auszubildenden zur Führungskraft

Vor Ihrer Tätigkeit an der Hochschule war Silke Griemert lange bei Siemens tätig, wo sie sich in zehn Jahren nach ihrer Ausbildung von einer Berufseinsteigerin zur Führungskraft entwickelt hat. Ob sie sich dabei den Männern gleichberechtigt gefühlt hat? Diese Frage habe sie sich nie gestellt und tue es auch heute nicht: „Stattdessen habe ich immer die Chancen so genutzt, dass sich mein Lebenslauf stringent entwickelt.“ So habe sie sich bewusst für den Weggang aus ihrer Heimatstadt Hamburg entschieden, um in München in der Siemens-Unternehmenszentrale den nächsten Karriereschritt zu gehen. Jungen Frauen empfiehlt Silke Griemert, Karriereplanung unbedingt strukturiert anzugehen, das heißt sie vom Ende her zu denken, sich ruhig hohe Ziele zu setzen und auf dem Weg dahin bewusst Zwischenziele zu erarbeiten. Dabei sei es auch gut, wenn Paare beide Berufswege gleichberechtigt verfolgten.

Entwicklung der Gleichstellung in der Gesellschaft

Silke Griemert konnte beobachten, dass sich in Sachen Gleichstellung in unserer Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten schon eine Menge getan hat. Allerdings seien Karrierewege noch nicht so strukturiert, dass sie allen Geschlechtern gleichmäßig gerecht würden: „Frauen sind oft vorsichtiger als Männer und stellen höhere Anforderungen an ihre eigene Qualifikation. Dem sollten die Arbeitgeber etwa durch eine transparentere Informationspolitik Rechnung tragen.“ Aber auch die Frauen seien gefragt, mehr Eigeninitiative zu zeigen und ihre Komfortzone zu verlassen. Kinder und Karriere unter einen Hut bringen Die Elternzeit für Väter ist für Silke Griemert ein richtiger Schritt, bei dem es jedoch nicht bleiben darf: „Mindestens so wichtig ist aber, dass die Männer die partnerschaftlichen Aufgaben dauerhaft mittragen und sie auch im Blick behalten.“ Die Dekanin ist selbst Mutter von zwei Kindern und mit einem Maschinenbauprofessor verheiratet, mit dem gemeinsam sie das Familienleben gut organisieren konnte. „Zu Anfang hatte ich nur eine halbe Stelle und so lange die Kinder klein waren, hatten wir ein Au Pair“, erinnert sich Griemert, „mein Mann hat mich bei Haushalt und Kindererziehung aber auch unterstützt. Dadurch haben wir es geschafft, dass zumindest immer EINER im Haus war.“

Akademischer Austausch und Diversität

Als Professorin engagiert sich Silke Griemert sehr für den akademischen Austausch, sowohl mit Partnerhochschulen innerhalb Europas als auch darüber hinaus. Dieser Austausch helfe den Nachwuchsführungskräften, die ausländischen Märkte besser zu verstehen und erleichtere das Verhandeln mit internationalen Geschäftspartnern. „Darüber hinaus empfinde ich es einfach als inspirierend, etwa Studierende aus China oder eine Dozentin aus Südafrika zu treffen“, so die Dekanin. Damit noch mehr Studierende der Partnerhochschulen an die Hochschule Koblenz kommen, weite der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften sein englischsprachiges Angebot kontinuierlich aus. Die eigenen Studierenden nutzen die Möglichkeiten eines Auslandsstudiums bereits heute intensiv. Sie selbst könne ihre Ungeduld kaum noch zügeln: „Sowie die Pandemie es zulässt, besuche ich wieder meine Partner an den Hochschulen in Europa und in Qingdao an der Ostküste Chinas.“

Zum Ausgleich in die Natur und die Oper

Zum Ausgleich für den Berufsalltag ist die Wirtschaftswissenschaftlerin bis vor kurzem intensiv Dressur geritten. Wenn die Zeit es erlaubt, geht sie gerne wandern und spielt Klavier. Klassische Musik hört sie auch gerne: „Als Opern-Begeisterte freue ich mich über jede gelungene Inszenierung und hoffe sehr, 2022 endlich bei den Bayreuther Festspielen den kompletten Ring zu sehen. 16 Stunden Wagner-Musik auf harten Holzsitzen – toll!!“ Bis dahin tobe sie sich in ihrem Garten aus und liebe es, mit ihrer Familie zusammen zu sein.

Das Interview im Original-Wortlaut mit einem kurzen Video findet sich auf www.hs-koblenz.de/starke-frauen, wo auch die bisherigen Porträts eingestellt sind.