Hochschule Koblenz entwickelt einen durch den Europäischen Sozialfond geförderten berufsintegrierten Studiengang Bauingenieurwesen

  • Prof. Dr. Lothar Kirschbauer (links) und Prof. Dirk Fischer (rechts), die die Leitung des Projektes an der Hochschule Koblenz übernommen haben, überreichten bei einem Ortstermin das Konzept für den neuen Studiengang an Dipl.-Ing. Wolfgang Schulz, Geschäftsführer der Horst Schulz Bauunternehmung GmbH und Obermeister der Straßenbauer-Innung Koblenz sowie Polier Guido Günther von der Horst Schulz Bauunternehmung GmbH.

KOBLENZ. Um auf veränderte Bedürfnisse des sich stets wandelnden Arbeitsmarktes zu reagieren, müssen Hochschulen ihr Studienangebot kontinuierlich und bedarfsorientiert weiterentwickeln – nicht zuletzt in der Ingenieurbranche, in der sich laut einer aktuellen Studie des Ingenieur-Monitors viele Unternehmen mit einem Mangel an akademischen Fachkräften konfrontiert sehen. Die meisten offenen Stellen gibt es dabei im Bereich Bau, Vermessung und Gebäudetechnik. Eine Umfrage der Hochschule Koblenz bei Ingenieurbüros, Bauverwaltungen und Bauunternehmungen im Großraum Koblenz bestätigt den bundesweiten Trend. Um diesem Mangel entgegen zu wirken, möchte die Hochschule neue Zielgruppen erschließen und künftig der Vielzahl an qualifizierten und berufserfahrenen Angestellten aus Berufen des Bauwesens ein berufsbegleitendes Studium im Bereich Bauingenieurwesen ermöglichen.

Die Entwicklung dieses Studiengangs wird als regionale, arbeitsmarktpolitische Maßnahme vom „Europäischen Sozialfond“ über das rheinland-pfälzische Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demographie mit einer Förderquote von 50% unterstützt. Die kalkulierten Entwicklungskosten betragen rd. 180.000 €. Die Hochschule hat sich sehr über die Förderzusage des Ministeriums Anfang dieses Jahres gefreut, da ohne die finanzielle Unterstützung des Ministeriums die Entwicklung sehr schwierig und vor allem sehr langwierig werden würde.

Ziel des Projektes ist, auf der Grundlage der bestehenden Präsenzstudiengänge im Bauingenieurwesen ein berufsbegleitendes Bachelor-Studienangebot zu entwickeln, in dem die erworbenen Leistungen aus den Ausbildungsberufen des Baugewerbes anerkannt werden. In Frage kommen beispielsweise BauzeichnerInnen, TechnikerInnen und vergleichbare Angestellte des Baugewerbes mit entsprechender Qualifikation und Erfahrung, die dazu beitragen können, den Mangel an ausgebildeten Ingenieurinnen und Ingenieuren zu reduzieren.

Bedingt durch den demografischen Wandel werden Ingenieurinnen und Ingenieure in allen Branchen händeringend gesucht. "Gerade im Bauwesen ist jedoch der Bedarf durch den Investitionshochlauf der Verkehrsministerien besonders hoch“, betont Prof. Dr.-Ing. Lothar Kirschbauer und spielt dabei auf den neuen Bundesverkehrswegeplan 2030 an. Der Professor für Bauingenieurwesen an der Hochschule Koblenz übernimmt gemeinsam mit seinem Kollegen, Prof. BauAss. Dipl.-Ing. Dirk Fischer, die Leitung und Koordination des Projektes. Beide Professoren sind in Berufsverbänden tätig, in der Region sehr gut vernetzt und verfügen über langjährige Berufserfahrungen in der Baubrache, so dass ein hoher regionaler Bezug und eine große Praxisnähe sichergestellt sind. Um die Unterstützung für den Studiengang auf ein möglichst breites Fundament zu stellen, sei den Planungen eine Abfrage an potentielle Kooperationspartner aus Verwaltungen, Innungen, Verbänden, Kammern und der Wirtschaft vorangegangen und auf großen Zuspruch gestoßen.

Grundsätzlich fördert das Land Rheinland-Pfalz die Aufstiegsmöglichkeiten von beruflich qualifizierten Fachkräften, sodass ihnen auch ohne Abitur der Zugang zu einer Hochschule ermöglicht wird. Oft lassen aber finanzielle oder auch familiäre Gründe ein Vollzeitstudium nicht zu. Hochschulen und Unternehmen arbeiten daher bereits seit Jahren daran, die Weiterqualifizierung der Fachkräfte über berufsintegrierte Studiengänge zu ermöglichen. "Die Hochschule Koblenz möchte die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung weiter erhöhen und sich damit für neue Zielgruppen öffnen", betont Prof. Dr. Daniela Braun, Vizepräsidentin für Lehre und Diversity der Hochschule Koblenz. Um die beruflich Qualifizierten, deren Schulzeit oft schon längere Zeit zurück liegt, für das Studium zu rüsten, werden individuelle Förder- und Unterstützungsangebote entwickelt, besonders im Bereich Mathematik.

Das Förderprojekt des Europäischen Sozialfonds läuft bis Ende Februar 2019. Der Studiengang soll erstmals zum Sommersemester 2019 angeboten werden und mit dem mit dem Grad "Bachelor of Engineering (B.Eng.)" abschließen.