Bericht und Informationen über die Fachtagung "Mehr Chancen für Soziale Gerechtigkeit"

Fachbereich Sozialwesen diskutierte einen „anderen Kapitalismus“

Praktiker, Studierende und Wissenschaftler spürten im Rhein-Mosel-Campus einem der Grundpfeiler Sozialer Arbeit, der Sozialen Gerechtigkeit im Kontext der Wirtschaftskrise nach. Der Jesuitenpater Prof. Dr. Friedhelm Hengsbach (Ludwigshafen) machte in seinem Eröffnungsvortrag deutlich, dass es nicht das individuelle Fehlverhalten Einzelner gewesen sei, welches zur Krise geführt habe, sondern ein System, das Umwelt-, Arbeits- und Gesellschaftsvermögen nur als Kosten verstehe, Finanzvermögen hingegen als Gewinn. Eine Solidarökonomie sei in Zukunft erforderlich, in der Soziale Arbeit zur Stärkung einer Zivilgesellschaft einen gewichtigen Teil beitrage, stellte Prof. Dr. Susanne Elsen von der Hochschule München ihre Vorstellungen vor.

In einer Diskussionsrunde griffen Praktiker und Wissenschaftler die Themenstellung auf. Prof. Dr. Dr. h.c. Detlef Baum mahnte die Beeinflussung sozialpolitischer Entscheidungen als Aufgabe Sozialer Arbeit an. Die Leiterin des Nardinihauses in Pirmasens, Renate Gerlich berichtete von ihren Erfahrungen, von Jugendlichen, die als Berufsperspektive „Ich werde Hartz IV“ angeben und von der Normalität der Armut in Pirmasens: „Wer nach unseren Maßstäben normal ist, fällt in Pirmasens auf“. Hans-Werner Eggemann-Dann als Leiter des Bereichs Jugendförderung der Stadt Ludwigshafen sieht Soziale Arbeit als Anwalt von Hoffnung, das gute Handwerk der richtigen Hilfe Sozialer Arbeit sei ein wichtiger Ansatzpunkt. Der Volkswirt und Soziologe Joachim Sikora beschrieb das Wirtschaftssystem als „Profitsteigerungssystem“, er rufe aber dazu auf, Probleme mit anderen Denkmöglichkeiten und Visionen zu lösen. Längst brächen die Menschen mit neuen Formen des Wirtschaftens, mit Tauschringen, Lokalwährungen und Talentbörsen aus einem beengenden System heraus und machten damit ein anderes Wirtschaften möglich. Auf die Stärkung von Bildungsarbeit und Eigeninitiative als Zukunftsaufgabe wies Eva Trost-Kolodziejski vom Caritaszentrum Delbrel in Mainz hin.

Eine lebhafte Diskussion um den Stellenwert politischer Einflussnahme als Aufgabe einer Sozialen Arbeit, die den Menschen immer auch in seinen sozialen Bezügen sieht, rundete die wegweisende Veranstaltung, die in Kooperation mit dem Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung Rheinland/Pfalz und der LIGA der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Rheinland/Pfalz stattfand, auf dem neuen Campus auf der Koblenzer Karthause ab.

<link fileadmin medien koblenz sozialwesen tagungen friedhelm_hengsbach_die_rueckkehr_der_gerechtigkeitsfrage.pdf download file>Vortrag von Prof. Dr. Hengsbach: "Die Rückkehr der Gerechtigkeitsfrage"

<link fileadmin medien koblenz sozialwesen tagungen friedhelm_hengsbach_rueckkehr_der_gerechtigkeitsfrage.pdf download file>Präsentation von Prof. Dr. Hengsbach

<link fileadmin medien koblenz sozialwesen tagungen susanne_elsen_soziale_arbeit_und_soziale_gerechtigkeit_heute.pdf download file>Vortrag von Prof. Dr. Elsen: "Soziale Arbeit und Soziale Gerechtigkeit heute"