FH Koblenz informiert sich über High-tech - Rohre aus der Region

12.11.2008

Hochschule |RheinMoselCampus Koblenz|

Semester 5 und 6 der Bachelor Bauwesen zu Gast bei Fabekun und Buderus

Wieder bot der Fachbereich Bauwesen an der FH Koblenz eine Exkursion zu zwei führenden Herstellern von Rohrleitungen aus der Region an. „Die meisten Leute denken wohl kaum an ein high-tech-Produkt, wenn sie auf einer Baustelle einen Stapel mit Kanalrohren lagern sehen. Und doch beherbergt die Region einige Unternehmen, die man als geheime Weltmeister eher im „Schwabenländle“ vermuten würde“, sagte Prof. Albrecht Pfaud, der im Rahmen der Ausbildung in der Abwasserbehandlung die Exkursion für die angehenden Bachelor des Bauwesens organisierte. „Gerade weil die Kanäle, wenn sie einmal gebaut sind, von der Öffentlichkeit kaum mehr wahrgenommen werden, muss man auf besondere Qualität achten, die bei der sorgfältigen Auswahl des Rohrmaterials beginnt und nach einem ebenso sorgfältigen Einbau mit einer Instandhaltung weitergeht, die die volle Funktionsfähigkeit über die Lebensdauer von mindestens einem halben Jahrhundert sicherstellen sollte. Der billige Jakob komme da am Ende immer teurer“, sagte Pfaud.
Da einschließlich der Anfahrt mit dem Bus nicht mehr als zwei Firmen besucht werden konnten, beschränkte sich die FH Koblenz diesmal auf zwei nahe gelegene Hersteller: die Firma Fabekun in Nisterau und die Firma Buderus Gussrohre in Wetzlar.

Zunächst konnten die etwa 30 Teilnehmer erleben, wie in Nisterau ein Betonrohr mit einem PVC-Inliner hergestellt wurde. Der  Geschäftsführer Thomas Fasel erläuterte anschaulich, dass bei der Fertigung von Rohren mit so unterschiedlichen Eigenschaften wie Beton und Kunststoff eine Fülle von Problemen gelöst werden musste, damit die wichtigsten Eigenschaften, nämlich ein durch den Beton statisch robustes und durch den Inliner gleichzeitig dichtes Rohr garantiert werden könnten. Das setze natürlich voraus, dass die Dichtheit auch für die Schächte und die Hausanschlüsse gelte, weswegen bei Fabekun eine Fülle von Eigenentwicklungen der Anschlüsse und der Schachtherstellung erforderlich war. Einbau und Betrieb der Leitungen konnte den Studenten anschaulich an Modellen vorgeführt werden.

Am Nachmittag konnte die Gruppe zunächst die Fabrikation der duktilen Gussrohre besichtigen – ein immer wieder faszinierender Anblick, wenn die tonnenschweren Eimer mit flüssigem Eisen zu den Schleuderkokillen gefahren werden, in die dann präzise genau die richtige Menge Eisen hineingegossen wird, damit das Schleuderrohr auch genau die richtige Wandstärke erhält. Im weiteren Verlauf erhielten die Rohre einen inneren Schutz aus einem gegen Säuren wenig empfindlichen Tonerdezement und außen durch eine Zinkschicht, die noch mit einem Zementband umwickelt wurde.
Nach dem Gang durch die Produktion stand die Anwendung auf dem Programm. Zunächst wurde im Labor anhand einer Probe aus einem Rohr gezeigt, dass das duktile Gusseísen trotz des hohen Graphitgehaltes stahlähnliche Eigenschaften aufweist, weil das Graphit im Gegensatz zum Grauguss eine kugelige Struktur erhalten habe. „Die Zeiten des spröden Graugusses sind schon lange vorbei, heute verbinden wir die hervorragenden statischen Eigenschaften der Gussrohres mit der chemischen Beständigkeit, die wir durch die innere und die äußeren Schutzschichten erreichen.“; sagte Harald Oster von Buderus, der die Exkursion angeregt hatte. Damit käme das Gussrohr auch bei schwierigem Untergrund oder im unwegsamen Gelände zum Zuge, wo mineralische Baustoffe nicht mehr mithalten könnten, so Oster.

Das Werben um das beste Rohr wurde von den Studenten durchaus nicht unkritische beobachtet. „Es ist interessant zu sehen, wie bisweilen von beiden das gleich Argument verwendet wird, um das eigene Produkt hervorzuheben und das der jeweiligen Konkurrenz klein zu reden“, meinte ein Teilnehmer. Was denn der begleitende Professor dazu meine, fragten einige Studenten.
„Die FH kann in der Lehre nur die Kriterien aufzeigen, die einer Entscheidung zu Grunde gelegt werden sollten und Sorge tragen, dass die angehenden Bachelor die Alternativen auch kennen, wenn sie in die Praxis entlassen werden. Unter anderen dafür dienen Exkursionen wie diese“, meinte Pfaud. Aber die Entscheidung im Einzelfall müsse immer das Ergebnis einer Abwägung sein. Wenn alle technischen Anforderungen erfüllt seien, dann könne man durchaus auch um den Preis feilschen, aber nicht vorher. Leider fragten heute viele zuerst nach dem Preis und dann erst nach der Qualität.
„Wir können uns glücklich preisen, dass solche Unternehmen in der Region heimisch sind“, sagte der Exkursionsleiter zum Abschluss. „Beim Kauf dieser Rohre erhalten wir dann nicht nur ein zukunftssicheres Qualitätsprodukt, sondern wir tragen auch noch zur Sicherung der Arbeitsplätze in der Region bei. Das dürfte in einer Zeit, in der alle nur noch von der Krise reden, nicht das geringste Argument sein“.