Im Modellversuch schneller zum Bachelor-Abschluss

24.03.2011

Hochschule |RheinMoselCampus Koblenz|

Acht Studienanfänger beginnen unmittelbar nach ihrer Berufsausbildung ein Studium an der Fachhochschule Koblenz

Den sprichwörtlichen Sprung ins kalte Wasser haben sie sich reiflich überlegt. Unmittelbar nach ihrer Berufsausbildung nehmen die drei ein Studium an der Fachhochschule Koblenz auf – ohne weitere Berufserfahrung und ohne formale Hochschulreife: Tobias Klöckner, Daniel Dehren und Philipp Kuhlmann stellen sich dieser besonderen Herausforderung.

In einem von den Wirtschaftskammern initiierten Modellversuch erprobt das Land Rheinland-Pfalz ab dem Sommersemester 2011, ob sog. „beruflich Qualifizierten“ auch ohne die bisher geforderte zusätzliche zweijährige Berufserfahrung der Weg an die Hochschulen geebnet werden kann. In einem ersten Schritt beteiligen sich die Fachhochschulen in Koblenz und Mainz an dem Projekt, das vom Zentrum für Qualitätssicherung der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz wissenschaftlich begleitet wird.

„Wir unterstützen den Modellversuch, weil wir leistungswilligen und –fähigen jungen Menschen, die - aus welchen Gründen auch immer - keine formelle Hochschulreife haben, eine Chance geben wollen, ohne weitere Hürden zu studieren“, begründet der für Studium und Lehre zuständige Vizepräsident Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Bogacki das Engagement der Fachhochschule Koblenz. Industrie- und Handelskammer sowie Handwerkskammer in Koblenz freuen sich über die schnelle Modellumsetzung, die zu mehr Durchlässigkeit zwischen den Systemen beruflicher und akademischer Bildung führen soll. In enger Abstimmung mit den beiden Kammern wurden die Berufsbilder ausgewählt, die für den Modellversuch in Frage kommen: An der FH Koblenz steht Absolventinnen und Absolventen einer drei- oder dreieinhalbjährigen dualen Berufsausbildung in Metall- und Elektroberufen sowie Bauzeichnerinnen und Bauzeichnern, die eine Gesamtabschlussnote von mindestens 2,5 oder besser erzielt haben, nun unmittelbar nach ihrem Berufsabschluss der Zugang zu den Bachelor-Studiengängen Bauingenieurwesen, Elektrotechnik und Informationstechnik, Maschinenbau und Mechatronik offen.

Tobias Klöckner, Daniel Dehren und Philipp Kuhlmann haben sich für diesen kürzeren, aber mit Sicherheit etwas steinigeren Weg entschieden. Gemeinsam mit fünf weiteren Studienanfängerinnen und -anfängern starten sie zum Sommersemester ihr Studium in dem Modellprojekt. Dabei gelten die Sonderrechte nur für die Hochschulzugangsberechtigung. „Im Studium müssen sie das selbe Pensum bewältigen, wie ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen“, erläutert FH-Vizepräsident Bogacki mit Blick auf den weiteren Studienverlauf.

Ein besonderes Angebot der FH Koblenz haben der Industriemechaniker Tobias Klöckner, der Elektroniker für Betriebstechnik Daniel Dehren und der Kfz-Mechatroniker Philipp Kuhlmann aber gerne genutzt: den Mathematik-Vorkurs unter Leitung von Rolf Berweiler. In knapp 30 Unterrichtsstunden vermittelte der Vertretungsprofessor für Mathematik im Fachbereich Bauwesen den drei jungen Männern wichtige mathematische Grundlagen. Dabei galt es in erster Linie, Lücken im Schulstoff aufzuarbeiten. „Neben dem notwendigen Handwerkszeug sind speziell für diesen Personenkreis Tugenden wie Fleiß, Ehrgeiz und Durchhaltevermögen entscheidend, damit das Studium gelingen kann“, betont der Diplom-Mathematiker Berweiler, „denn die Anforderungen in den technischen Studiengängen sind hoch.“

„Ich denke, dass Mathe und Physik meine größten Hürden sein werden“, glaubt Philipp Kuhlmann aus Weidenhahn. Durch einen Bericht in der Zeitung wurde er auf den Modellversuch aufmerksam. Tobias Klöckner aus Kalt und Daniel Dehren aus Düngenheim erhielten den Tipp von ihrem Ausbildungsbetrieb Aleris in Koblenz. Sie planen, auch weiterhin stundenweise in der Firma zu arbeiten, um den Anschluss an die Praxis nicht zu verlieren. Die größere Eigenverantwortlichkeit im Studium reizt die beiden besonders. „Wahrscheinlich muss man dabei häufiger gegen den persönlichen Schweinehund ankämpfen“, vermutet Daniel Dehren, aber die Möglichkeit schneller als auf den sonst üblichen Wegen zum Hochschulabschluss zu kommen, stellt für ihn eine besondere Motivation dar. „Mit dem Bachelor-Abschluss öffnen sich für uns ganz neue berufliche Perspektiven“, ist sich auch sein Kollege Tobias Klöckner sicher.

Sollte sich jemand noch kurzfristig für die Teilnahme an dem Modellversuch interessieren, ist Spontanität gefordert: Bis Anfang April sind noch Anmeldungen für das Sommersemester möglich. Fortsetzung im Wintersemester folgt.

Noch sitzen Daniel Dehren, Philipp Kulmann und Tobias Klöckner (von links nach rechts) im leeren Hörsaal. Ab der kommenden Woche fängt für sie gemeinsam mit rund 900 weiteren Erstsemestern das Studium an der Fachhochschule Koblenz an.