Bewegung in der frühen Kindheit

1,3 Millionen Euro für Forschung zur Pädagogik der frühen Kindheit

Der Förderung von Bewegung und Wahrnehmung kommt in der frühen Kindheit eine große Bedeutung zu. Dies ist in der nationalen und internationalen Forschung seit langem bekannt. Bislang werden jedoch Zusammenhänge zwischen der Ausbildung und Weiterqualifizierung pädagogischer Fachkräfte und der Qualität früher Bildung in diesem Bereich besonders in Deutschland wenig thematisiert. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert nun zweieinhalb Jahre lang mit 1,4 Millionen Euro das Verbundprojekt »Bewegung der frühen Kindheit – Fachanalyse und Konzeptualisierung der Aus- und Weiterbildungsprofile«, das von der Hochschule Koblenz, der Technischen Universität Dortmund, der Universität zu Köln sowie der Hochschule Niederrhein gemeinsam durchgeführt wird.

Wie in anderen Ländern auch ist auf allen Ausbildungsstufen – von Fach- und Fachhochschulen bis zu Universitäten – eine zunehmende Reflexion und Intensivierung von Ausbildungsprofilen für die Früherziehung und frühe Bildung zu beobachten. Ein Schwerpunkt lag und liegt dabei auf der Vermittlung elementarer Voraussetzungen für das kognitive, emotionale und soziale Lernen. In diesem Zusammenhang spielt der Faktor Bewegung eine herausragende Rolle. Das nun gestartete Verbundprojekt der Hochschule Koblenz (Prof. Dr. Wolfgang Beudels), der TU-Dortmund (Prof. Dr. Gerd Hölter), der Universität zu Köln (Prof. Klaus Fischer) sowie der Hochschule Niederrhein (Prof. Dr. Christina Jasmund, Prof. Dr. Astrid Krus) wird sich in mehreren Detailfragestellungen mit dem allgemeinen Bewegungsverständnis, den biografischen Hintergründen und subjektiven Theorien pädagogischer Fachkräfte sowie den nationalen und internationalen curricularen Vorgaben beschäftigen, um hieraus tragfähige und nachhaltige Konzepte für die Aus- und Fortbildung sowie für die Studiengänge zur Pädagogik der frühen Kindheit zu entwickeln.

Gemeinsam werden die Projektpartner bei pädagogischen Fachkräften erheben, welchen Stellenwert sie Bewegung in der frühkindlichen Bildung zuschreiben und welcher Bedarf in der Aus- und Weiterbildung v.a. im Bereich früher Bewegungsförderung herrscht. Die Entwicklung eines online-basierten Informationssystems sowie die Erforschung der (Bewegungs-)Biografie pädagogischer Fachkräfte sind die zentralen Arbeitsschwerpunkte im Fachbereich Sozialwissenschaften an der Hochschule Koblenz.

»Koblenzer Profil« des Forschungsprojektes

Am Standort Koblenz werden im Fachbereich Sozialwissenschaften der Hochschule Koblenz aktuell drei Studiengänge aus dem Arbeitsfeld der Pädagogik der frühen Kindheit angeboten. Der Studiengang „Bildungs- und Sozialmanagement mit Schwerpunkt frühe Kindheit“ als berufsintegrierender bzw. begleitender Studiengang richtet sich primär an Leitungskräfte in Kindertageseinrichtungen, während der Studiengang „Pädagogik der frühen Kindheit“ (ebenfalls berufsintegrierend) sich an alle Erzieherinnen mit mindestens zweijähriger Berufserfahrung richtet. Der duale Studiengang „Bildung und Erziehung“ verbindet Berufsausbildung und Studium miteinander. Die Studierenden dieser Studiengänge bilden mit einer Anzahl von aktuell rund 400 Immatrikulierten nicht nur die Zielgruppe zukünftiger Weiterbildungskonzepte, sondern sind gleichzeitig als bundesweit repräsentative Stichprobe auch die Adressaten des Forschungsprojekts.

Die zu erforschenden Bewegungsbiografien dienen als Instrument zur Entwicklung spezifischer Fachcurricula des Bildungsbereichs „Bewegung“. Subjektive Theorien zur Erklärung menschlicher Verhaltensweisen treten zunehmend in den Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen. Für den schulischen Bereich liegen hierzu bereits einschlägige Studien vor, die belegen, wie intensiv pädagogische Handlungsstrategien - z.T. als sog. ‟Heimliche Lehrpläne‟- den Unterricht beeinflussen. Es soll ermittelt werden, ob dies für Lernprozesse in der frühen Bildung in ähnlicher Weise der Fall ist. Dazu werden u.a. durch Interviews mit ausgewählten pädagogischen Fachkräften deren subjektive Theorien und persönliche Erfahrungen zur Leiblichkeit und Bewegung erhoben und analysiert.

Das Koblenzer Forschungsteam (Prof. Dr. W. Beudels, Dr. Janine Stahl-von Zabern, Dipl. Sportwiss. Nicola Böcker, Sabine Bremser – BA Bildungs- und Sozialmanagement) arbeitet eng mit dem Institut für Forschung und Weiterbildung (IFW) im Fachbereich Sozialwissenschaften der Hochschule Koblenz zusammen. Dieses bietet als interner Kooperationspartner nicht nur eine entsprechende Infrastruktur, z.B. zur Umsetzung von online-basierten Befragungen und Erhebungen, sondern formuliert im § 2 seiner Satzung ausdrücklich die Aufgabe, „in direkter Verzahnung mit der Lehre und Wissenschaft an der Hochschule Koblenz die berufliche Weiterqualifizierung und Forschung für soziale und pädagogische Handlungs- und Aufgabenfelder zu initiieren und zu fördern.“ Dazu gehören u.a. die wissenschaftliche Begleitung/Evaluation von Modell- und Regelpraxis wie auch Praxis- und Organisationsberatung. Dabei sind methodische wie inhaltliche Erkenntnisse aus zwei aktuellen Forschungsprojekten - „Kultur und Resilienz bei Kindern im Elementarbereich“ sowie „Integrationsarbeit der Förderschule Düngenheim“ - für das Forschungsprojekt dienlich.

Mit dem Lit-BiK („Literatur Bildung in der Kindheit“ – Arbeitstitel) soll unter der Leitung der HS-Koblenz ein Internet-basiertes System entwickelt werden, das neben einem online-Literaturkatalog zum Schwerpunktthema „Bewegung und Bildung in der frühen Kindheit“ weitere Komponenten im Sinne der Forschungsfrage enthält. So soll z.B. über eine Datenbank die Möglichkeit geschaffen werden, bundesweit nach Institutionen und Einrichtungen zu suchen, die entsprechende Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen anbieten.

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