Daniel Gulyás at Océ Hungária Kft. in Budapest, Hungary

I. Landeskundliches

Zu Beginn eines Praktikums stellen sich die meisten Studierenden die Frage:
„Was kenne ich über das Praktikumsland, welches Vorwissen oder Vorkenntnisse habe ich schon gesammelt?“ Wenn man dann über ein Land wie Ungarn nachdenkt wird einem klar, dass man nur standardisierte Klischees kennt, wie Puszta, rote Paprika, Piroschka oder Julischka, vielleicht noch die Hauptstadt Budapest. Oder war es doch Bukarest?

Gleich bei der ersten Begegnung mit der ungarischen Hauptstadt Budapest fällt dem Besucher auf, welche Vielfalt an Siedlungsformen hier vereint ist und welche besondere geographische Lage diese Stadt geprägt hat. Mongolen vernichteten im 13. Jahrhundert, die an Stelle der römischen Provinzhauptstadt Aquinicum entstandene mittelalterliche Stadt Buda. Nach einer Blütezeit in der Renaissance gelangte Buda für anderthalb Jahrhunderte unter türkische Herrschaft. Viele aus dieser Kulturentwicklung von über fast 2000 Jahren erhalten gebliebenen Denkmäler und Bauten sind heute noch an vielen Stellen der Stadt zu erkennen. Im letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts wurden die drei Städte Buda, Óbuda, und Pest zur Hauptstadt Budapest vereint. Viele Sehenswürdigkeiten dieser Zweimillionenstadt wie zum Beispiel Budaer Burgviertel, am Pester Ufer das neogotische Parlament, Fischerbastei, die Matthiaskirche - machen Ausflüge tagsüber in dieser Stadt zu einer großen Entdeckungsreise. Wer kulinarische und deftige Küche mag, kommt in Ungarn voll auf seine Kosten. Die Esskultur ist sehr ausgeprägt, so trifft man hier auch nicht nur auf hervorragende einheimische Restaurants, sondern es gibt auch eine Fülle an guten ausländischen Restaurants, die für deutsche Verhältnisse sehr niedrige Preise zu bieten haben.
Wenn einem der Großstadtrummel irgendwann mal zu viel wird, kann man sich diesem durch Reisen in ländlichere Regionen entziehen. Schon eine Fahrt von 50-60 Kilometern in beliebiger Richtung erschließt dem Auge eine jeweils andere Gegend: ein Hügelland, durchschnitten von versteckten Tälern, kleine Berge dicht bewaldet, plötzlich auftauchende Seen, der Balaton, die Puszta, Wiesen mit Binnengewässern, Weideland im Wechsel mit Obstplantagen, vulkanische Hügel auf denen reichlich Weinreben gedeihen.

II. Praktikum

Das ungarische Tochterunternehmen Océ-Hungária Kft. des großen holländischen Mutterkonzerns Océ B.V. stellte mir ein Praktikumsplatz zur Verfügung. Dieses Unternehmen mit Sitz in Budapest wirkt auf dem ersten Blick mit einer Mitarbeiterzahl von ungefähr 60 Personen nicht sonderlich groß, jedoch ist das Aufgabengebiet umso umfangreicher.
Zu den Tätigkeiten des Unternehmens zählen die Vermarktung und Instandhaltung von Hochleistungskopier- und Druckeinheiten der Marke Océ. Der Kundenkreis dieses Unternehmens hat sehr hohe Anforderungen an die Geräte, vor allem in Sachen Druckqualität und Schnelligkeit. So muss auch eine beinahe 100% Service Leistung jeder Zeit gewährleistet sein. Zum Kundenkreis gehören zum Beispiel Staatseinrichtungen wie Bundesdruckerei, Wirtschafts- und Verkehrsministerium, Finanzministerium, Bürgermeisterämter, Universitäten und Fachhochschulen oder Versicherungen und Banken aber auch Katasterämter und Architekturbüros, sowie das ungarische Fernsehen. Nach einer kurzer Einarbeitungsphase bekam ich die Chance nicht nur das Tagesgeschäft der Service- und Logistikabteilung zu verfolgen, sondern darin auch mitzuwirken. Wareneingangskontrollen, Versorgung der Kunden mit Verbrauchgütern und Ersatzteilen, Planung und Koordinierung der Lagerwirtschaft waren meine Aufgaben in dieser Abteilung. Neben diesen Aufgaben bekam ich durch meinen Ausbildungsleiter ein Teilprojekt zugewiesen, das sein großes Projekt „Umzug und Zentralisierung des Lagers des Unternehmens“ unterstützen sollte.

III. Soziale Kontakte

Ich lernte in dem Unternehmen, da ich gleich am Anfang meines Praktikums allen Mitarbeitern vorgestellt wurde, sehr viele junge Kolleginnen und Kollegen kennen. Viele zeigten auch direkt ein großes Interesse an meiner Person, so dass ich durch ausführliche Gespräche gezwungen war die ungarische Sprache anzuwenden. Ich wurde sehr schnell über kulturelle Neuigkeiten aufgeklärt, bekam Empfehlungen für Theaterstücke und Ausgangsmöglichkeiten für die freie Zeit in der tollen Großstadtatmosphäre von Budapest. Außerhalb der Arbeit suchte ich über die neuen Freunde, Bekanntschaften und habe sogar Kontakt zu Studenten der Partnerhochschule unserer Fachhochschule, der Wirtschaftsuni Corvinus in Budapest aufnehmen können.Es ist sehr überraschend gewesen, wie offen und herzlich man als Unbekannter im Kreis ungarischer Studenten aufgenommen wurde. Fast alle Studenten begrüßen sich mit Kuss auf die Wange auch als Zeichen der Zusammengehörigkeit. Das erforderte selbstverständlich keine lange Gewöhnungszeit.
Eine große Hilfe vor Ort können folgende Internetseiten sein:

deutschsprachige Zeitung Ungarns: www.pesterlloyd.net
Unterkunft: www.expressz.huwww.ungarnstudium.hu/index.php
Reise nach Budapest: www.germanwings.comwww.mitfahrzentrale.de
Reisen in Budapest: http://www.bkv.hu/english/home/index.html
Veranstaltungssuche: www.exit.huwww.pestiest.hu
Allgemein: http://www.budapest.diplo.de/Vertretung/budapest/de/Startseite.html

IV. Fazit

Ein Praktikum in Ungarn kann ich jedem der die Möglichkeit hat empfehlen. Nicht nur die Verbesserung von Sprachen oder die Sammlung von branchenspezifischem Wissen sind durch solch ein Praktikum möglich, sondern auch das Kennen lernen von Interaktionen zwischen Menschen anderer Kulturen und Arbeitswelten. Es ist für das zukünftige Arbeitsleben sehr wichtig ein interkulturelles Verständnis aufzubringen, damit man Arbeitsabläufe oder Organisationen von Unternehmen anderer Länder besser versteht. Dadurch vereinfacht sich das Suchen nach Lösungswegen in Konfliktsituationen wesentlich. Man erfährt des Weiteren aber auch eine charakterliche Förderung. Durch ein gutes Praktikum bekommt man automatisch ein starkes Selbstbewusstsein. Aber auch Schwierigkeiten während eines Praktikums, die durchaus mit unterschiedlicher Intensivität entstehen können, fordern den Praktikanten standfester zu werden und das Problemlöseverhalten zu verbessern.

Die Praktikumszeit in Budapest verzeichne ich für mich als einen vollen Erfolg und sie wird mir als sehr gute Erfahrung in Erinnerung bleiben. Ich fühlte mich vom ersten bis zum letzten Tag bei diesem Unternehmen wohl, hatte sehr viel Spaß und erhielt das Gefühl ein Teil des Ganzen zu sein.

Ich darf mich an dieser Stelle noch mal recht herzlich für die Hilfe und Unterstützung durch die Abteilung Sprachen / Internationales des RheinAhrCampus in Remagen und beim Förderungsprogramm Leonardo da Vinci bedanken.