Schlamm und Wasser in der Bohrmaschine – das Repair-Café der Hochschule Koblenz vor Ort an der Ahr

Von der Stichsäge bis zur Waschmaschine – die Flutwelle in der Ahrregion hat auch viele Elektrogeräte betroffen, die aber vielleicht noch zu retten sind, die sich zerlegen, säubern, prüfen und danach wieder fit für den Weiterbetrieb machen lassen. Mit diesem Ziel hat das Repair-Café der Hochschule Koblenz nun in Antweiler Station gemacht. In dem von der Ortsgemeinde zur Verfügung gestellten Dorfgemeinschaftshaus kümmerten sich die freiwilligen Helfer des Repair-Cafés, organisiert von der Amateurfunkgruppe K32 der Hochschule Koblenz und der VDE Hochschulgruppe Koblenz sowie unterstützt durch Helfer vom Repair-Café Kalt und Repair-Café Lahnstein, sechs Stunden lang um defekte Elektrogeräte. Aufgrund der großen Resonanz und der hohen Erfolgsquote denkt das Team bereits über eine Neuauflage an einem anderen Ort im Katastrophengebiet nach.

  • Für das Repair-Café stand das Dorfgemeinschaftshaus Antweiler zur Verfügung. (Foto: Hochschule Koblenz/Theisen)

  • Für das Repair-Café hatte das Team sehr viele Gerätschaften mitgebracht (Foto: Arno Herz)

  • Die meisten Geräte konnten gerettet werden. (Foto: Arno Herz)

„Gerade jetzt werden Elektro-Handwerkzeuge oder auch Basis-Elektrogeräte wie Waschmaschinen für den Wiederaufbau gebraucht“, weiß Prof. Dr. Johannes Stolz, Initiator vom Fachbereich Ingenieurwesen, der das Repair-Café leitet und auch Studierende der Elektrotechnik für den Einsatz hatte begeistern können. Die insgesamt acht Helfer aus Koblenz und der Region hatten alle Hände voll zu tun und waren hoch motiviert.

Schubkarrenweise und mit Traktoren kamen die Geräte an, die alle das gleiche Schicksal teilten: Wasser und Schlamm im Gehäuse. Was von außen oft wirklich schlimm aussah, relativierte sich nach der ersten Grobreinigung deutlich. Der Dreck wurde mit einem feinen Drucksprüher gelöst und mit Druckluft entfernt. Danach reinigten die Helfer die Geräte so weit wie nötig, reinigten sie fein und ölten sie neu – für die allermeisten Geräte reichte diese Kur, um die ungewollte „Fango-Packung“ zu entfernen. Ein abschließender Test der mobilen Geräte nach der Sicherheitsprüfung DGUV V3 durch eine Elektrofachkraft bestätigte das Ergebnis: Klappt wieder! So wurden die Geräte nicht nur wieder in Schuss gebracht, sondern sind für den elektrischen Weiterbetrieb auch getestet – Sicherheit geht immer vor.

„Bei einigen Geräten reicht eine Teilzerlegung und Grobreinigung, bei manchen müssen wir weiter zerlegen“, so Stolz, „aber elektrisch haben wir fast alle Geräte wieder hinbekommen. Bei abgebrochenen Kunststoffteilen haben wir jedoch ein Problem, dass wir hier vor Ort nicht so einfach hinbekommen. Da bräuchten wir unseren 3D-Drucker dazu.“ Nur für wenige Dinge braucht es jetzt noch Spezial-Ersatzteile, die die Helfer nicht im Gepäck hatten. Die Arbeiten liefen Hand in Hand mit der Dorfbevölkerung. So wurde beispielsweise der Funktionstest einer Waschmaschine beim Nachbarn um die Ecke neben dem improvisierten Repair-Café direkt auf dem Hof gemacht, während das nächste Gerät schon im Reinigungsprozess war.

„Man kann zehnmal reparieren, aber nur einmal wegwerfen. Daher sollte man wirklich zweimal draufschauen, ob das Gerät nicht doch noch zu retten ist“, betont Stolz. Denn das Wegwerfen der Elektrogeräte produziere nicht nur oft unnötigen Elektroschrott, sondern gehe auch ins Geld, was für den Wiederaufbau im und am Gebäude dringender gebraucht werde. Man denke nur an die Elektroinstallation und die Heizung: „Wir wollen, dass die Leute hier schnell wieder auf eigenen Beinen stehen können. Daher versuchen wir mit der Repair-Café-Aktion, hier vor Ort einen kleinen Beitrag zu leisten.“

Fünf Stunden waren geplant, aber nach 20 Uhr wurde immer noch repariert, geschraubt und getestet. Auf der Rückfahrt nach Koblenz waren sich alle Helfer einig, dass sie weitere Einsätze dieser Art gemeinsam stemmen werden. „Die Frage, wo es als nächstes hingehe, kam schneller, als die Autotür zufallen konnte“, freute sich Prof. Dr. Stolz. Die Helfer vom Repair-Café der Hochschule Koblenz werden Wiederholungstäter werden. Wo genau steht noch nicht fest, wird sich aber kurzfristig klären.

Ein TV-Bericht über das Repair-Café findet sich in der SWR-Mediathek: www.swrfernsehen.de/landesschau-rp/repair-cafe-hilft-flutgeschaedigten-100.html