Pia Klöpper in Porto, Portugal

Motivation zur Auslandsphase und Entscheidung für das Zielland

Schon seit Beginn meines Studiums stand für mich fest, dass ich während des Studiums ein Semester im Ausland verbringen will. Meiner Meinung nach ist ein Auslandssemester die beste Möglichkeit, um ein anderes Land, seine Kultur und die Menschen dort kennenzulernen. Nach dem Studium ist es in der Regel nicht mehr so einfach, so viel Zeit am Stück in einem fremden Land zu verbringen. Außerdem ist das Auslandssemester für mich eine gute Möglichkeit gewesen, meinen eigenen Horizont zu erweitern und meine Komfortzone zu verlassen. Gerade im Ausland, mit einer anderen Sprache, kommt es also dazu, dass man über seinen Schatten springen muss. Für mich war das eine gute Gelegenheit, um mich persönlich weiterzuentwickeln.
Warum Portugal? Warum Porto? Ich wollte in meinem Auslandssemester unbedingt die Chance nutzen, ein für mich völlig neues Land kennenzulernen. Wegen der Corona-Pandemie war mir ein Land außerhalb von Europa zu unsicher. Also stand fest, dass ich ein europäisches Land wählen wollte, in dem ich vorher noch nicht gewesen bin.
Ich mag die sehr gesellige, offene und entspannte Art vieler südeuropäischer-Kulturen. In vielen Ländern in Südeuropa bin ich vorher schon gewesen, deswegen war Portugal für mich besonders interessant. Von einer Studentin, die zuvor schon in Porto ihr Auslandssemester verbracht hat, habe ich viel Positives über die ISCAP, das Erasmus Netzwerk in Porto und die Stadt Porto im Allgemeinen, gehört. So ist meine Wahl auf die ISCAP in Porto gefallen.

Organisation des Auslandsaufenthaltes

Für mein Auslandssemester habe ich Fördergelder von Erasmus erhalten, andere Stipendien hatte ich nicht. Mit dem Erasmus-Geld konnte die Miete und auch das Monatsticket in Porto abgedeckt werden. Man sollte jedoch vorher wissen, dass 70% der Förderung im Vorhinein ausgezahlt werden und man die übrigen 30% erst nach Abschluss des Semesters erhält. Außerdem wird die Höhe auch erst vom ersten Tag des Semesters an berechnet. Die Zeit vor Semesterbeginn, um sich einzugewöhnen etc., wird also nicht durch Erasmus gefördert. Meine Eltern haben mich zusätzlich unterstützt. Mit diesem Geld konnte ich die Flüge bezahlen, sowie Lebensmittel und Uni-Sachen einkaufen. Meine eigenen Ersparnisse haben mir Reisen vor Ort, Ausflüge und sonstige Freizeit-Aktivitäten ermöglicht.
Gemeinsam mit einem Kommilitonen, der auch einen Platz an der ISCAP bekommen hat, habe ich eine Unterkunft über „UNIPLACES“ gesucht. Wir haben ein kleines Häuschen in einer ehemaligen Arbeitersiedlung gefunden, das nur 10 Minuten zu Fuß von der Innenstadt entfernt liegt und von dem aus die ISCAP gut mit der Metro zu erreichen ist. Pro Person haben wir dafür 330€ Miete im Monat gezahlt. Darin waren auch die Kosten für Wasser, Strom und Internet enthalten.
Vor dem Beginn des Semesters hat die ISCAP allen Erasmus-Studenten eine Corona-Impfung dringend empfohlen und auch um einen Nachweis für eine solche gebeten. Die Impfung war jedoch nicht verpflichtend. Außerdem sollte auch ein Nachweis über die letzte Tetanus-Impfung eingereicht werden. Auch in Portugal gibt es zurzeit besondere Einreiseregelungen auf Grund von Corona. Es muss ein Einreiseformular ausgefüllt werden und bei der Einreise musste zwischenzeitig ein negatives Corona-Testergebnis vorgelegt werden.

Die ISCAP

An der ISCAP ist Ana Monteiro die Ansprechpartnerin für die Erasmusstudenten. Sie ist unglaublich nett und bemüht, jedem mit seinen Anliegen und Fragen weiterzuhelfen. Allerdings ist sie auch die Einzige, die für „incoming Erasmus Studenten“ zuständig ist. Bei über 100 Personen pro Semester ist das ziemlich viel Arbeit. Man muss also damit rechnen, dass man auf eine Antwort teilweise länger warten muss. Es wäre sehr gut, wenn sie in Zukunft Unterstützung von einer weiteren Person bekommen würde.
Allgemein muss man bei der ISCAP damit rechnen, dass man die meisten Informationen erst sehr kurzfristig erhält. So wurden wir im August darüber informiert, dass das Semester erst Anfang Oktober beginnt. Zuvor wurde uns gesagt, dass wir mit Mitte September rechnen sollen, dadurch war ich schon einige Zeit vor Semesterbeginn in Porto. Hätte ich mich erst nach Bekanntgabe der genauen Semesterzeiten um eine Unterkunft und Flüge gekümmert, wäre das zeitlich sehr knapp geworden und vermutlich auch sehr viel teurer gewesen. Auch der Stundenplan, Veranstaltungstermine etc. wurden kurzfristig bekannt gegeben. Wenn man in Portugal studieren möchte, muss man damit rechnen, dass vieles sehr spontan passiert und sich einiges auch noch kurzfristig ändert (z.B. wurde das Semester coronabedingt Mitte Dezember noch um eine Woche verlängert). Das hängt vermutlich auch mit der gelassenen Mentalität der Portugiesen zusammen.
Die Kurswahl an der ISCAP ist ziemlich breit gefächert. Es gibt einige Kurse, die ausschließlich von Erasmus-Studenten belegt werden und andere, welche gemeinsam mit portugiesischen Studenten stattfinden. Bei diesen Kursen muss man damit rechnen, das zwischenzeitig auch mal zur portugiesischen Sprache gewechselt wird, so dass man nicht alles mitbekommt. Außerdem muss man sich daran gewöhnen, dass einige Kurse erst spät abends stattfinden (bis 23 Uhr). Das ist vor allem bei Masterkursen der Fall, weil viele der Masterstudenten vormittags arbeiten. Besonders toll finde ich, dass man an der ISCAP zwischen dem „final-“ und dem „continuous-assessment“ wählen kann. „Final“ bedeutet, eine normale Klausurenphase am Ende des Semesters, „Continuous“ bedeutet, dass während des Semesters eine oder mehrere Prüfungen abgelegt werden (Tests, Präsentationen, Hausarbeiten etc.). Außerdem gilt dann eine Anwesenheitspflicht. Diese Option ist besonders toll, weil man so nach dem Semester die Zeit und die Gelegenheit dazu hat, möglichst viel von Portugal zu bereisen und das Land wirklich kennenzulernen.
Ansonsten ist die ISCAP sehr bemüht, die Erasmus Studenten möglichst gut zu unterstützen. So bekommen alle Erasmus Studenten einen ISCAP-Studenten als Buddy an die Seite gestellt. Mein Buddy hat mich vom Flughafen abgeholt und war immer erreichbar. Vor allem bei Fragen zu DOMUS, dem Online-Portal der ISCAP, oder zur Prüfungsanmeldung war das für mich sehr hilfreich. Außerdem bekommt man einen Tutor-Teacher, dieser ist gruppenweise für Studierende zuständig (meistens für diejenigen, die von der gleichen Hochschule kommen). Außerdem gibt es noch den COMAP, eine Gruppe Studierende, die sich um die Einführungswoche und weitere Veranstaltungen und Ausflüge (Partys, Sportevents etc.) für Erasmus-Studenten kümmert.

Das Leben in Portugal

Für eine längere Zeit in einem fremden Land richtig zu leben und dort nicht nur Urlaub zu machen, war für mich eine völlig neue Erfahrung. In Portugal habe ich mich viel schneller als erwartet „zuhause“ gefühlt. Die Menschen, mit denen ich zu tun hatte, sind alle wahnsinnig nett und hilfsbereit gewesen. Auch wenn in unserer Nachbarschaft hauptsächlich ältere Menschen, die kein Englisch sprechen, gewohnt haben, weshalb sich die Kommunikation mit Ihnen ziemlich schwierig gestaltet hat, habe ich mich sofort wohl gefühlt. Vor allem mein Buddy und unser Vermieter, die jederzeit bei Problemen erreichbar waren und geholfen haben, haben es mir sehr leicht gemacht, mich zurecht zu finden.
Porto ist auch einfach eine tolle Stadt, in der es nie langweilig wurde. Es gibt viel zu entdecken und zu erleben. Außerdem kann man Portugal an den Wochenenden von Porto aus auch gut bereisen. Städte in der Nähe und auch die Hauptstadt Lissabon sind gut mit dem Zug oder mit Bussen zu erreichen und auch weiter entfernte Reiseziele (z.B. die Algarve, Madeira und auch die Azoren) sind zu studentenfreundlichen Preisen gut mit dem Flugzeug erreichbar. Ich kann wirklich nur empfehlen, die Zeit zu nutzen und möglichst viel von dem Land kennenzulernen, denn obwohl Portugal nicht besonders groß ist, ist es ein sehr vielfältiges und sehenswertes Land, das viel zu bieten hat! An dieser Stelle vielleicht ein paar Reisetipps: Landschaftlich kann ich vor allem Reisen nach Madeira, auf die Azoren (São Miguel), an die Algarve und in das Douro Tal empfehlen. Alle Orte sind unglaublich schön und gleichzeitig völlig unterschiedlich.
Für Städtetrips lohnen sich natürlich Lissabon, aber auch die Studentenstadt Coimbra (zwischen Porto und Lissabon) oder Braga (im Norden von Porto). Alle Städte sind mit dem Zug von Porto Campanhã aus gut und günstig erreichbar.
In Porto selbst kommt man am besten mit dem Monatsticket für Bus und Metro zurecht. Bis zum Alter von 23 Jahre bekommt man das Ticket für 30€ im Monat und kann damit in ganz Porto und Gaia die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen.
Preislich ist Portugal tendenziell etwas günstiger als Deutschland. Besonders auffällig finde ich das bei den Preisen in Cafés, Restaurants und Bars. Ein großes (0,5l) Bier gibt es in vielen Bars schon für 2€.
Vor allem im Wintersemester sollte man bei der Wohnungssuche darauf achten, dass eine Heizung in der Wohnung vorhanden ist. Die meisten Wohnungen in Portugal haben nämlich keine Heizung. Außerdem sind die meisten Häuser sehr schlecht isoliert. Dadurch wird es im Winter ohne Heizung definitiv sehr kalt und feucht in der Wohnung. Es ist dann auch schwierig Handtücher und gewaschene Kleidung zu trocknen. Auch eine dicke Bettdecke ist dadurch wichtig.
Der Winter ist zwar in Portugal sehr viel milder als in Deutschland, dennoch kann es auch dort kühl werden, weshalb eine dicke Jacke im Wintersemester auch in den Koffer gehört! Dieses Jahr hatte ich unglaubliches Glück mit dem Wetter, es gab sehr wenig Regentage und meistens war es tagsüber auch wärmer als 12°C. Im Normalfall gibt es im Winter jedoch häufig Temperaturen zwischen 5 und 10°C und gerade abends kann es wirklich kalt werden.

Fazit

Ich kann abschließend nur sagen, dass ich eine wirklich tolle Zeit hatte. Ein Auslandssemester in Porto oder Portugal allgemein, kann ich sehr empfehlen! Es ist ein großartiges Land, um dort einige Zeit zu verbringen und man fühlt sich willkommen, weil die Menschen so freundlich sind. Man muss sich jedoch im Vorhinein darüber im Klaren sein, dass viele Dinge dort deutlich entspannter und spontaner angegangen werden und sich auch vieles während des Semesters noch ändern kann.