Michelle Fix, BTU – Business and Technology University, Georgien, Tbilisi

Motivation zur Auslandsphase und Entscheidung für das Zielland

Meine Motivation war vor allem der Wunsch noch einen ERASMUS-Aufenthalt vor Abschluss meines Bachelors durchzuführen, da ich mir nicht sicher bin, ob ich noch einen Master anschließe und diese Möglichkeit noch habe, nach dem es mit dem Ernst des Lebens erstmal begonnen hat. Denn wann hat man die Möglichkeit ein halbes Jahr in einem komplett fremden Land zu leben, während man von zwei Institutionen unterstützt wird, nämlich der eigenen Universität, sowie von der Gastuniversität, und zusätzlich von demERASMUS Programm finanziell unterstützt wird. Außerdem ist der persönliche Mehrwert, den man aus der Erfahrung mitnimmt, unbezahlbar und wirklich JEDEM zu empfehlen! Ein sehr guter Kommilitone, der sich zuvor sehr unsicher in der englischen Sprache gefühlt hat und grundsätzlich auch eher introvertiert war, hat trotzdem die Herausforderung angenommen ein Auslandssemester in Riga zu machen und ist weit über sich hinausgewachsen! Er konnte seine sprachlichen Fähigkeiten bemerkenswert erweitern und fühlte sich viel sicherer im Englischen, lernte mit schwierigen Situationen leichter umzugehen und einen kühlen Kopf zu bewahren, ist offener und selbstsicherer geworden und hatte deutlich weniger Schwierigkeiten fremde Menschen anzusprechen und hat dadurch ein riesiges Netzwerk an internationalen Freunden aufbauen können. Diese Eigenschaften helfen ihm bis heute, besonders in seinem Job als Unternehmensberater. Wer also vor ähnlichen Ängsten stehen sollte, möchte ich nur ans Herz legen, dass diese Erfahrung einem viele Türen öffnen kann und sich häufig zeigt, dass diese Ängste im Endeffekt unbegründet waren.

Auch wenn ich recht extrovertiert bin und meine Englischkenntnisse gut sind, war es immer noch eine Herausforderung für mich, ein ganzes halbes Jahr im Ausland zu leben. In Europa gibt es viele interessante Länder, aber leicht zu erreichen und die Versuchung mal kurz Nachhause zu fahren groß. Deshalb habe ich mich entschieden ein etwas exotischeres Land auszuwählen. Durch die vielen Austauschstudierenden an unserer Hochschule konnte ich bereits viele Georgier/-innen und Aserbaidschaner/-innen kennenlernen und bin durch die ERASMUS+ - Infoveranstaltung auf diese beiden Länder aufmerksam geworden. Damals hatte ich mich dann für ein Auslandssemester in Aserbaidschan beworben, doch unglücklicherweise ist während meiner Planung dorthin zu reisen, neben Corona auch noch der Krieg mit Armenien um Berg-Karabach ausgebrochen. Frau Neukirchen hatte mich damals wunderbar beraten und mir die Möglichkeiten offengelassen, ob ich noch abwarten möchte, wie sich die Lage entwickelt und hätte auch noch kurzfristig meine Bewerbung zurückziehen können. Oder ob ich mich direkt für eine andere Universität bewerben möchte. Ich entschied mich zu wechseln und da Georgiern ohnehin schon anfangs in meiner Auswahl stand und sich immer noch im Kaukasus befindet, fiel meine Entscheidung auf Tbilisi. Vor meinem Aufenthalt nahm ich am empfehlenswerten Kurs „Wirtschafts- und Kulturräume im südlichen Kaukasus“ von Frau Wolff und Frau Prof. Stülb teil, das mir schon einen tiefen Einblick in diese Region gab und mich wunderbar auf meinen Aufenthalt im Kaukasus vorbereite.

Die Gasthochschule – Campusleben, Besonderheiten, Kursauswahl, Hilfestellungen

In Tbilisi pflegt die Hochschule Remagen zwei ERASMUS-Kooperationen: mit der TSU – Tbilisi State University und mit der BTU – Business and Technology University. Grob zusammengefasst ist die TSU die „traditionelle“ und größte Uni in Tbilisi, die dementsprechend auch eine größere Auswahl an englischsprachigen Kursen bietet. Die BTU ist eine recht kleine Universität, ähnlich wie die in Remagen, punktet jedoch mit der modernen Einrichtung, mit dem persönlicheren Kontakt zu Studierenden und Professoren und der besonderen Ausrichtung zur Digitalisierung, was sich auch in den englischsprachigen Kursen widerspiegelt. Ich entschied mich für die BTU, da mir der digitale Fokus und die Kleingruppen-Kurse wichtiger waren. Auch wenn keine Sprachkurse in Georgisch von der BTU angeboten werden, besteht ein enges Verhältnis zwischen BTU und TSU, sodass ich am Georgisch-Kurs der TSU teilnehmen durfte. Da sich auch zwei Studierende aus Remagen für die TSU entschieden hatten und schon vor der Mobilität mit mir Kontakt aufgenommen haben, konnte ich direkt die Auslandsstudierenden der TSU kennenlernen. Dies war auch sehr hilfreich, denn aufgrund von Corona, war ich leider die einzige internationale Studierende an der BTU. Vorteil war jedoch, dass ich dadurch alle Kurse mit Georgiern hatte, die alle ein sehr gutes Niveau im Englischen hatten und auch die Professoren sprachen ein perfekt verständliches Englisch. Sollte es doch mal vorgekommen sein, dass etwas auf Georgisch diskutiert wurde, wurde ich nie vernachlässigt und hatte manchmal sogar einen persönlichen Übersetzer, der mir Frage und Antwort stand. Das Internationale Office mit meiner Ansprechpartnerin Ani war jederzeit vor und während meines Aufenthalts erreichbar und unterstützte, wo immer ich es brauchte. Ich wurde sehr herzlich aufgenommen und auch wenn das ganze Semester online stattfand, bekam ich eine ausführliche Führung durch die Uni. Ein Kurs, den ich gewählt hatte, wurde im Semester nicht angeboten, stattdessen wurde mir das Angebot gemacht, an einem anderen Kurs teilzunehmen. Im Endeffekt hatte mir dieser nicht besonders gefallen und hatte dies wieder abgemeldet. Alles gar kein Problem gewesen. Alle Dokumente, die für das ERASMUS benötigt wurden, wurden schnell ausgefüllt und mir ausgehändigt, sodass ich dementsprechend auch keine Probleme hatte mit der ERASMUS+ Förderung, das mir direkt nach Absendung der Dokumente, auf mein Konto überwiesen wurde. Trotz allem sollte man damit rechnen, die ersten etwa 4 Wochen auf die eigenen Ersparnisse angewiesen zu sein. Die 700€ monatliche Förderung hat alle Kosten decken können. Flug, Miete, Verpflegung und vor allem alle Kosten beim Reisen konnten gedeckt werden. Die Preise in Georgien sind grundsätzlich sehr günstig. Trotzdem sollte man damit rechnen, dass es ziemlich große Unterschiede zwischen Sommer und Winter gibt. Da im Sommer viele Touristen das Land bereisen, machen die Preise einen Riesensprung. Das betrifft besonders den Wohnungsmarkt. Da die BTU keine eigenen Unterkünfte bietet, muss man sich selbstständig um eine Unterkunft bemühen. Im Winter oder frühen Frühjahr ist AirBnB eine Option, da viele Apartments auch für Langzeitaufenthalte angeboten werden und noch sehr günstig sind. Im Sommer verdoppeln sich jedoch die Preise! Deshalb bei einem Sommersemester-Aufenthalt frühzeitig, um ein Apartment kümmern, wo man langfristig bleiben möchte und es einem gefällt. Ich empfehle die ersten zwei Wochen in einem AirBnb zu bleiben und dann vor Ort über Facebook und Uni-Kontakte nach einem Apartment zu suchen. Ich habe leider etwas spät gewechselt und wohne nun zwar sehr zentral, in einer 44qm Wohnung nur für mich allein, zahle aber umgerechnet 220€, was für georgische Preise sogar schon viel ist. Wenn man früh dran ist, findet man locker etwas für 150€ monatlich mit Strom und Wasser inklusive.

Das Leben im Gastland –Tipps, Empfehlungen, Kosten, „Dos und Don’ts“

Was ist noch zu organisieren? Als Deutsche/r kann man sich bis zu 365 Tage visumfrei in Georgien aufhalten und durch das Schengen-Abkommen kann man sogar mit seiner europäischen ID einreisen. Trotz allem sollte der Reisepass mit sich geführt werden (zur Anmeldung der SIM-Karte, zum Auto mieten,). Es werden keine zusätzlichen Impfungen benötigt, sodass nur die regulären Impfungen, die auch in Deutschland erforderlich sind auf dem neusten Stand sein sollten. Natürlich könnte es bezüglich Corona, Änderungen in Zukunft geben. Bei der Auslandsversicherung sollte lediglich darauf geachtet werden, dass der Schutz für den gesamten Aufenthalt gilt. Da sich am besten bei einer oder mehreren Versicherungen beraten lassen. Tipp: Es gibt auch Kreditkarten, die eine Auslandsversicherung mit integriert haben. Habe ich zwar nicht, da es sich in meinem Fall nicht gelohnt hat, ist aber eventuell eine Option für jemand anderen. Apropos Kreditkarte: Tbilisi ist wunderbar aufgestellt, wenn es um Zahlungsmittel geht. Egalob VISA, Master Card, Apple oder Google Pay oderselbst Bitcoin. Kontaktlos und mit dem Handy kann man fast überall in der Hauptstadt bezahlen und wenn nicht notfalls auch direkt um die Ecke Geld abheben. Ich habe eine VISA-Karte von der DKB und musste als Aktivkunde gar keine Gebühren bezahlen.Man kann sich auch schnell und unkompliziert ein Konto bei der TBC eröffnen, was den Vorteil hat, dass man leichter Geld (wie beispielsweise die Miete) auf georgische Konten überweisen kann. Ist nicht dringend nötig, wenn man eine gute Kreditkarte hat, aber eine Option.  Wenn man andere Orte in Georgien bereist, sollte man jedoch genug Bargeld mit sich führen. Kaum eine Unterkunft, die wir über Booking.com gebucht hatten, hatten wir über die Plattform gezahlt. In über 90% der Fälle zahlt man bar vor Ort. Die sehr beliebten und sehr empfehlenswerten Gasthäuser, die einem einen sehr tiefen und besonderen Einblick in Georgien geben, bieten außerdem oft Frühstück und Abendessen, das man sich definitiv gönnen sollte. Auch hier ist mit zusätzlichem Bargeld zu rechnen. Zwar gibt es ATMs in jedem Ort, aber deutlich weniger vertreten als in der Hauptstadt.

Der beste SIM-Kartenanbieter ist Magticom, dessen SIM-Karte man auch direkt am Flughafen kaufen kann. Selbst in den Bergen hatte ich damit 4G-Internet. Die günstigste Internetflat, die sogar unbeschränkt ist, kostet 5 Lari pro 7 Tage und kann schnell und einfach über die Website aktualisiert werden. Es ist zwar ein kleiner Aufwand es alle sieben Tage zu erneuern, es lohnt sich aber nicht es für einen Monat zu buchen, denn das kostet direkt 150 Lari – warum auch immer.

Es ist definitiv empfehlenswert ein Facebook-konto zu besitzen, denn jegliche Informationen, Warnung, Arztpraxis-/Restaurantreservierungs-/Tattoo Shop-/Beautysalon- und jegliche andere Terminplanung läuft über Facebook. Verliert man sein Handy, Geldbeutel, Reisepass, oder sonstiges, wird man wahrscheinlich über Facebook kontaktiert (ist tatsächlich bei einem Auslandsstudierenden hier vorgekommen). Es lohnt sich direkt zu Anfang einigen Gruppen wie die „Expats Tbilisi“-Gruppe beizutreten, das wichtige Informationen auf Englisch liefern kann und ein großes Netzwerk bietet. Apropos Verlust: Die Polizei in Georgien ist recht zuverlässig und überall recht leicht aufzufinden. Wenn irgendwas passiert, einfach ansprechen

Fazit

Letzter wichtiger Punkt: Georgien ist grundsätzlich ein sicheres Land, allein schon durch die sehr präsente Polizei. Trotz allem sollte man natürlich egal, wohin man geht, wachsam sein. In meiner Zeit hier habe ich erstaunlicherweise nie von Diebstahl-Fällen mitbekommen, dafür aber von Belästigungen von Frauen durch Männer. Deshalb sollte man hier, wenn möglich vermeiden nachts allein unterwegs zu sein und wenn doch sich eher an größeren, gut beleuchteten Straßen aufhalten. Grundsätzlich ist allein reisen als Frau auch kein Problem, es ist aber immer besser sich einer Gruppe anzuschließen, oder zumindest einen Ansprechpartner vor Ort zu haben.

Weitere Tipps und Empfehlungen gibt es in zahlreichen Blogs im Internet. Besonders hilfreich finde ich die Berichte von „Wanderlush“, die bereits viele Berichte über jegliche Reise in Georgien erzählt und Empfehlungen gibt, sei es zu Restaurants, Unterkünften, Sehenswürdigkeiten, oder auch was man beachten soll, wenn man ein Auto in Georgien mietet und damit herumreist.

Alles in allem hatte ich eine grandiose Erfahrung hier in Georgien und empfehle jedem dieses Land mindestens einmal zu besuchen!

Kargad!

Michelle

ERROR: Content Element with uid "105812" and type "hskoblenzresources_multicolumn21to2" has no rendering definition!