Katharina Kolchev at Corvinus University, Budapest, Hungary

  • Katharina at Budapest

1. Einleitung

Das „richtige“ Land für das Auslandssemester zu finden ist mir bei dem großen Angebot an Partnerhochschule nicht so einfach gefallen. Nach dem Ausschlussprinzip sortierte ich die Partnerhochschulen und priorisierte sie nach den angebotenen Studiengängen, nach einem hohen Anteil an internationale Studierenden und nach einer für mich noch neuen Kultur. Dadurch stellte sich die Wunschstadt für mein Auslandssemester fest: Budapest, Ungarn. 
Wie das internationale Studentenleben in einer ausländischen Hauptstadt aussehen wird und welche Erfahrungen ich dort machen werde, konnte ich an der Corvinus University of Budapest vom 1.September bis zum 23.Dezember 2020 erleben. 


2. Organisation des Auslandsaufenthaltes

2.1 Finanzierung

Meiner Erfahrung nach kann man als ERASMUS Student in Ungarn mit geringeren finanziellen Mittel auskommen als ein Student in Deutschland. Durch die vielen Vergünstigungen, konnte ich an dem ein oder anderen Restaurant oder Café Besuch, Museen Eintritt oder Tagesausflug sparen.

 

Ausgabe (pro Monat):Einnahmen (pro Monat):
  • Miete (319 Euro)
  • Lebensunterhaltkosten

(ca. 200-300 Euro)

  • Freizeit, Aktivitäten

(100-200 Euro)

  • ERASMUS (330 Euro)
  • Kindergeld + Taschengeld

(400 Euro)

Meine Mietkosten waren über dem Durchschnitt hoch. In Facebook Gruppen werden auch Wohnungsanzeigen ausgeschrieben, die auch für günstigere Preise zu finden sind.

Die Lebensunterhaltkosten können nach dem Einkaufverhalten variieren. Da Budapest ein touristischer Ort ist, sind die Preise höher als in anderen Städten.

Durch die einschränkenden Maßnahmen in der zweiten Hälfte des Auslandssemesters waren weniger Freizeitaktivitäten möglich. Dementsprechend haben sich meine Ausgaben verringert.  

2.2 Anreisevorbereitungen

Für meine Unterkunft habe ich mich für ein Zimmer in einer 6-er WG entschieden, um besonders viele internationale Leute kennenzulernen. Das Zimmer habe ich auf der Seite „WG-Gesucht“ gefunden.

Die Anreisevorbereitung hielt sich gering, da sich Ungarn in Europa befindet. Demnach habe ich keine zusätzlichen Krankenversicherungen gebraucht oder ein Visum besorgen müssen. Auch mein Handytarif habe ich beibehalten.

3. Die Gasthochschule

Für die Wahl eines Gastlands, spielte die Hochschule eine entscheidende Rolle. Bereits in den Erfahrungsberichten von anderen Studierenden hörte ich viel Gutes von der Corvinus University of Budapest. Die Universität besteht aus drei Gebäuden: ein historisches Hauptgebäude, ein modernes Gebäude und ein Institute Office.

Bereits drei Monate vor dem Beginn der Vorlesungszeit, wurden die internationalen Studierenden von den Beauftragten des Internationalen Office in Budapest kontaktiert. In regelmäßigen Abständen erhielt ich E-Mails über die Kurswahl mit detaillierten Anweisungen zu den genutzten IT-Programmen. Dadurch konnte ich mich einwandfrei in Neptun und Moodle zurechtfinden. Unteranderem erhielt ich ein Survival Guide mit allgemeinen Informationen zum Land, die erste Einführung über das Semester und Empfehlungen zu Freizeitaktivitäten und Studentenorganisationen.

Besonders beruhigend empfand ich einen regelmäßigen Stand über die aktuellen Maßnahmen rund um COVID-19. Dadurch, dass sich die Universität an die Regelungen der Politik gehalten hat, habe ich auch regelmäßige Benachrichtigen zu Einreisebestimmungen erhalten. So wurden auch die konkreten Formen der Vorlesungen erst einige Tage vor Semesterstart bekannt gegeben. Verschuldet durch die Flexibilität, die die Situation mit dem Virus mit sich bringt, hat es dennoch zu Unsicherheiten und Verwirrung in den ersten Wochen geführt. Die meisten Professoren haben erst in der ersten Vorlesungswoche erfahren, in welcher Form ihre Vorlesung gehalten werden darf.

Die Anforderung für die Kurswahl betrug mindestens 3 Kurse und Minimum 12 ECTS zu wählen. Um den Anforderungen gerecht zu werden, wählte ich folgende drei Kurse aus dem Studiengang Social Science und einen weiteren aus dem Studiengang Business AdministrationSocial Inequality (3 ECTS), Equal Opportunities (3 ECTS), Social History (3 ECTS), Personality Types and Team Dynamics (PTTD). Im Gegensatz zum RheinAhrCampus, hatten ich Anwesenheitspflicht in allen Kursen.

Die beiden Kurse Social Inequality und Equal Opportunities wurden bereits von Beginn an online gehalten. Die Kurse Equal Opportunities sowie PTTD, waren bis zur Hälfte des Semesters sogar Präsenz. Ich konnte die Erfahrung machen, dass sich alle Professoren bemüht haben die Vorlesungen besonders interessant zu gestalten und den Unterricht verständlich auf Englisch zu halten.

Die Vorlesungen und Prüfungsarten unterschieden sich von Kurs zu Kurs. Während in Social Inequality viele Statistiken rund um Ungleichheiten und ihrer Auslöser erklärt wurden, basierten die Vorlesungen in Social History und Eqaul Opportunities, sehr auf Diskussionen. PTTD, den ich mit 6 ECTS am spannendsten aber auch zeitintensivsten empfand, hatte 3 Prüfungsleistungen. So bestand eine Prüfungsform, aus einem Interview mit einem selbstgewählten Team. Dieses durften wir auf ihre Persönlichkeitstypen und Team Dynamiken untersuchen. Bei der Wahl des Unternehmens waren wir frei, weshalb zwei Kommilitonen und ich, uns für einen Startup in Basel entschieden. In dieser intensiven Zusammenarbeit lernte ich nicht nur fachliche Kompetenzen, sondern ich hatte auch die Gelegenheit inspirierende Geschäftspersonen kennenzulernen.  

  • ESN Event Budapest

4. Das Leben im Gastland

Ungarn würde ich als eine Studierendenstadt bezeichnen mit vielen süßen Cafés, prachtvollen Parks und historischen Gebäuden. Während Budapest die größten Angebote an Ausgehmöglichkeiten hat, sind die Nachbarstädte mehr von ländlicher Schönheit. So bietet Ungarn die perfekte Kombination aus einer nicht allzu fremden Kultur, allerdings stoßt man auf die eine oder andere osteuropäische Tradition und Gepflogenheit.

Besonders an den weniger touristischen Gegenden kann die Sprache als erster Kulturschock auftreten. Ungarisch ist eine schöne, dennoch (für mich) eine etwas schwierigere Sprache zu lernen. Für die Dauer meiner Auslandsphase habe ich mir wenige Worte angeeignet, die für den einfachen Sprachgebrauch ausreichten. Man findet auch genug Verkäufer die Englisch verstehen und sprechen.

Durch die zwei Organisationen Erasmus Life Budapest (ELB) und Erasmus Student Network (ESN), werden viele Freizeitaktivitäten angeboten. Dementsprechend hat man täglich Möglichkeiten neue Leute kennenzulernen und ERASMUS Freundschaften aufzubauen.

Mein Tipp an dieser Stelle: An so vielen Events wie möglich in der Kennenlernphase teilzunehmen. Besonders an Tagesausflüge hat man eine super Gelegenheit viele Leute kennenlernen und sich untereinander auszutauschen.

Ein Kulturunterschied ist der Umgang mit Bürokratie. So ergab sich für mich ein etwas größerer Organisationsaufwand beim Beantragen einer Aufenthaltsgenehmigung. In Ungarn gilt die Regelung, dass man sich 90 Tage ohne Aufenthaltsgenehmigung aufhalten darf. Für den Antrag auf einen Residence Permit muss man allerdings ein paar Stunden einplanen.

5. Fazit

Ich bin sehr froh darüber, dass ich trotz den vielen Unklarheiten und Unsicherheiten, ein Auslandssemester an der Corvinus University of Budapest halten durfte! Nach einem kompletten Semester ohne seine Kommilitonen am RAC zu treffen, war es sehr aufregend in ein anderes Land zu reisen und neue Leute kennenzulernen. Ich hatte tolle Erfahrungen mit der Corvinus University of Budapest und kann sie nur weiterempfehlen!

Ich bin mir sicher, dass ich diese tollen Erfahrungen besonders dem Erasmus-Student-Network (ESN) verdanke. In den ersten Wochen lernte ich viele ERASMUS Studenten kennen, die einen starken Zusammenhalt aufbauten.