Benita Nikqi at Univerity of Tirana, Albania

Motivation

Aufgrund meines Studiengangs „Marketing and international Business“ im FB WiWi am RMC stand von vorneherein fest, dass ich ein Auslandssemester absolvieren werde. Ich habe einige Gespräche mit Kommilitonen geführt, die bereits im Ausland waren und mir deren Meinung eingeholt, ebenso die von dem Personal des Erasmus Büros. Dort wurden mir die neusten Partnerhochschulen vorgestellt und eine davon war Tirana, Albanien. Da meine Eltern gebürtig aus dem Kosovo stammen, war mein Interesse groß und ich bin zu dem Entschluss gekommen, die erste Studierende der Hochschule Koblenz an der Universität Tirana zu sein.
Meine Wahl fiel deswegen auf Albanien, weil ich zuallererst das Land von einer anderen Seite sehen und die Möglichkeit nutzen wollte mein albanisch zu verbessern und meine Kultur und Traditionen näher kennen zu lernen. Ich bin der Meinung, dass ein Mensch sich viel eher entwickeln kann, wenn er seine Komfortzone verlässt und sich neuen Gegebenheiten anpassen und in diesen auch leben muss.

Organisation des Auslandsaufenthaltes

Organisation des Auslandsaufenthaltes

Zuallererst muss erwähnt werden, dass die Kooperation mit der Universität Tirana von dem RheinAhrCampus in Remagen organisiert wird und damit meine direkte Ansprechpartnerin Frau Neukirchen vom Campus in Remagen war. Sie war von Beginn an meine erste Anlaufstelle und hat mir organisatorisch mit allem weitergeholfen.
Ich wählte meine Kurse, welche für das Learning Agreement benötigt werden. Hierzu fand ich alles im Kurskatalog auf der Homepage der Gasthochschule (https://unitir.edu.al/eng/incoming-mobilities-erasmus-at-university-of-tirana/). Man findet sehr schnell die Kurse, die auf englisch gehalten werden und die dazu anfallenden ECTS Punkte. Des Weiteren muss ich anmerken, dass der Kurskatalog sehr übersichtlich gestaltet ist und man sich genauestens durchlesen kann, welche Themen behandelt werden und wie am Ende die Benotung stattfindet.
Das unterschriebene Learning Agreement, ein Bewerbungsformular und die Kopie des Personalausweises sind Teile der Bewerbung für die Partneruniversität in Tirana. Diese Unterlagen habe ich zunächst einmal an Frau Neukirchen geschickt, die diese dann an den Ansprechpartner der Gasthochschule weitergeleitet hat.
Zudem hatte mir Frau Neukirchen die Kontakte von einigen albanischen Studenten gegeben, die zu der Zeit ihr Auslandssemester an unserer Hochschule angetreten sind, mit denen ich mich auch sofort getroffen hatte. Bis heute führen wir noch eine enge Freundschaft miteinander.

Anreise planen
Tirana kann man gut mit dem Bus, Auto oder Flugzeug erreichen. Mit dem eigenen Auto runterzufahren bietet sich dann eher an, wenn man auch viel vom Land sehen möchte und nicht auf andere angewiesen sein möchte.

Unterkunft suchen
Es gibt in Tirana zwar mehrere Studentenwohnheime, jedoch waren diese aufgrund von Corona geschlossen, was sehr schade war, da diese monatlich nur 50€ gekostet hätten und ich damit einiges an Geld hätte sparen können.
Mit der Zeit habe ich mich auch dazu entschlossen lieber in einer WG zu leben mit weiteren Erasmus Studenten. Am Ende waren wir eine Gruppe von drei Studierenden und unsere Suche erwies sich als wesentlich einfacher, da jede von uns verschiedene Agenturen kontaktierte und wir uns die besten Angebote anschauen und miteinander vergleichen konnte. Ich empfehle Wohnungen im „Bllok“. Die sind zwar etwas teurer, aber direkt im Zentrum.

Versicherung beantragen
Da Albanien noch nicht zur EU gehört und demnach auch meine Krankenversicherung diesen Bereich nicht abdeckt, habe ich mir extra für den Zeitraum eine Reisekrankenversicherung zugelegt.

Währung
In Albanien wird mit Lek gezahlt. Zwar wird auch der Euro fast überall angenommen, jedoch ist es leichter in der Währung des Landes zu zahlen.

Die Gasthochschule

Die Partnerhochschule „Universiteti Tiranes“ hat in Tirana verschiedene Fakultäten. Da ich Wirtschaftswissenschaften studiere, war ich überwiegend an der Wirtschaftsfakultät, die nur 10 Minuten zu Fuß von meiner Wohnung entfernt war. Größtenteils war ich im Erasmus Büro, welches sich am Mutter Teresa Platz befindet und nur 3 Minuten von meiner Wohnung entfernt lag.
Zu Beginn des Semesters wurde ich vom International Office der Gasthochschule persönlich eingeladen vorbeizukommen. Es wurde ein weiterer Termin mit meinen Ansprechpartnern an der Wirtschaftsfakultät vereinbart, die mir dann mit meinen Kursen und dem Lehrplan weitergeholfen haben.
Meine Professoren waren sehr nett und hilfsbereit und haben mir sogar Einzelunterricht angeboten, für die verpassten Stunden, oder falls ich etwas nicht ganz verstanden haben sollte. Selbst ein persönliches Treffen mit einen meiner Professoren hat stattgefunden, da das Interesse sehr hoch war sich mit einem deutschen Studenten auszutauschen und ihn kennen zu lernen.

Alltag an der Universität

Meine Kurse waren Business Ethic, Business Communicaiton, Business Management, Business English, Marketing und Entrepreneurship of small and medium businesses.    
 Die Vorlesungen und Seminare dauern 90 Minuten. In einigen Kursen wird die Anwesenheit vorher geprüft, da auf die Beteiligung sehr wert gelegt wird. Es werden ebenso mündliche Noten gemacht und Hausaufgaben aufgegeben. Hier kann ich nur empfehlen diese zu machen, da auch diese oftmals in die Benotung einfließen und das Niveau oft ziemlich hoch ist. Mir ist zudem aufgefallen, dass albanische Studenten sehr fleißig sind, da Noten einen viel wichtigeren Stellenwert in der Kultur haben als bei uns.
Insgesamt sind die Inhalte und die Qualität der Vorlesungen und Seminare auf einem guten Niveau. Die Professoren, als auch Studenten haben sehr gutes Englisch gesprochen und es war immer alles verständlich.

Aufenthalt im Gastland

Tirana liegt im Herzen von Albanien und ist umgeben von dem Balkangebirge und liegt nur 30 Minuten vom Strand entfernt. Die Stadt ist sehr belebt, mit vielen Bars, Restaurants und Geschäften. Es gibt mehrere Plätze mit Sehenswürdigkeiten und zudem einen sehr großen Park mit einem künstlichen See, der ebenso viel zu bieten hat (Sportanlagen, offenes Fitnessstudio etc.).
Wie bereits beschrieben, habe ich im Bllok gewohnt, der ebenso am großen Park grenzt. Der Bllok ist bekannt als die „reiche Gegend“, da dort die besten und bekanntesten Bars der Stadt liegen und auch das Nachtleben ziemlich aktiv ist.

Da meine Mitbewohnerinnen und ich anfangs aufgrund der Pandemie sehr vorsichtig waren, sind wir erst einmal nicht viel gereist, sondern haben stattdessen Tirana erkundigt und neue Kontakte geknüpft. Hierbei kann ich sagen, dass es sich definitiv lohnt zu Dajti Cable Car zu gehen, denn von dort aus kann man ganz Tirana von oben sehen. Des Weiteren sind Busfahrten sehr günstig und für weniger als 700 Lek, was umgerechnet ca. 5€ sind, kommt man schnell nach Durres. Das ist die nächste Stadt am Meer und sehr schön für ein Wochenendtrip. Natürlich ist der Strand nicht mit der südlicheren Küste zu vergleichen, doch auch er hat seinen Charm.
Mit der Zeit haben wir uns mehr erkundigt und herausgefunden, dass es verschiedene Agenturen gibt, mit denen man Tagestrips für ganz wenig Geld oder sogar für umsonst machen kann. Wir haben diese Chance direkt genutzt und sind zu „Kepi i Rodonit“ gefahren, welcher auch in Durres liegt. Da haben wir ehrenamtlich den Strand aufgeräumt und gleichzeitig eine wunderschöne Aussicht auf das Meer bekommen. Die Menschen in Albanien sind sehr offen und herzig und passen sich schnell einem an. Wir haben zusammen gesungen und uns alle miteinander super verstanden. Allgemein kann ich sagen, dass egal wo man in Albanien ist, man immer sicher ist und die Atmosphäre sehr herzlich ist. Fast jeder spricht englisch oder bemüht sich mit dir zu kommunizieren.

Mit dieser Tour sind wir auf den Geschmack zum Reisen gekommen und ab dann ging es auch los. Ich habe mich dazu entschieden so viel zu reisen wie nur möglich und wollte zum Ersten Mal nach Ksamil, Saranda. Ksamil grenzt an Griechenland und ist für seine traumhaften Strände und Inseln bekannt. Es ist mit Bora Bora oder den Malediven zu vergleichen, da das Wasser so klar und sauber ist und der weiße Steinstrand eine sehr idyllische Atmosphäre schafft.
Wenn man schon im Süden ist, sollte man „Dhermi“ unbedingt gesehen haben. Dhermi bietet viele Attraktionen, darunter zählt die Schiffstour zu den Piratenhöhlen. Auch hier ist das Wasser so unfassbar klar und blau, dass man mehrere Meter tief schauen kann. Der Strand hat ein sehr beruhigendes Flair und man hat das Gefühl der Natur viel verbundener zu sein, da auch der Blick auf die Berge stets vorhanden ist.

Neben den vielen Stränden und bezaubernden Küsten bietet Albanien auch viele Seen und Berge an. Um das in Verbindung gesehen zu haben, waren wir bei einem Trip in „Boville“ dabei, welches nur 50 Minuten von Tirana entfernt ist. Boville ist ein künstlicher See, der von den Bergen umschlossen ist. Das Wasser ist so klar, dass sich selbst der Himmel darin spiegelt. Es bietet eine super Möglichkeit zum Wandern. Denn von weiter oben hat man die perfekte Aussicht auf den ganzen See und kann unglaubliche Momente einfangen. Boville spricht für sich, daher ist es ein MUSS da gewesen zu sein, wenn man schon in Albanien ist.

Leider reicht einem nicht die Zeit alle Sehenswürdigkeiten zu erkunden, denn auch „Berat“, „Gjirokaster“ und „Butrint“ waren auf meiner Liste der Städte, die ich bereisen wollte.
Tipp: Versucht definitiv vor der Klausurenphase so viel zu reisen wie nur möglich. Denn, sobald diese erst einmal begonnen hat, bleibt nicht mehr so viel Zeit für anderweitiges. Besonders in dieser Zeit habe ich die Bars in meiner Umgebung besser kennen gelernt, da das eine gute Anlaufstelle für die Zeit nach dem Lernen ist. Zudem habe ich mich mehr bewegt und den Park zum Joggen oder Fitness genutzt.

 

Fazit

Mein Auslandssemester war eine großartige Erfahrung, aus der ich viel mitnehmen kann. Ich bin sehr dankbar, dass ich diese Möglichkeit hatte und extrem glücklich darüber Albanien dafür ausgesucht zu haben. Es war eine der schönsten Zeiten in meinem Leben, da ich mich persönlich sehr viel weiter entwickeln konnte. Ich bin eigenständiger geworden und war das erste Mal auf mich allein gestellt. Ich habe es geschafft mich neuen Situationen, Menschen und Kulturen zu öffnen und kann dadurch viel reflektierter im Nachhinein handeln. Albanien ist ein wunderschönes Land mit einzigartigen Menschen. Die Natur, Landschaft und Strände sind unbeschreiblich schön und in Verbindung mit der Geschichte und Kultur einfach nur besonders und unverwechselbar. Ich habe mich buchstäblich in das Land verliebt und kann nur jedem ans Herz legen nach Albanien zu reisen und dort sein Auslandssemester zu absolvieren oder wenigstens dort Urlaub zu machen.

Egal wo man auch ist, man wird offenherzig empfangen, da die Albaner sehr viel Wert auf Gastfreundlichkeit legen und alles tun, damit es einem gut geht. Es ist zudem das sicherste Land, dass ich bereist habe. Frauen haben eine wichtige Rolle in der Gesellschaft und bereits aus der Geschichte ist zu erkennen, dass es keine wirklichen Geschlechterunterschiede gibt. Ich finde das ist besonders wichtig zu erwähnen, da die Menschen in Deutschland meist ein negativeres Bild über die Balkanländer haben. Doch da ich dort gelebt habe, kann ich nur von Positivem berichten. Ich konnte nachts rausgehen und wurde nie angesprochen oder hatte ein unruhiges Gefühl. Nicht einmal in Deutschland habe ich mich so wohl gefühlt.

Ich kann das Auslandssemester in Albanien jedem weiterempfehlen. Dazu rate ich jedem eine WG zu gründen oder in eine einzuziehen. Es hat nicht nur mein Englisch verbessert, sondern mir auch einen weiteren Einblick in mehrere Kulturen gegeben. Des Weiteren fällt es mir gar nicht mehr schwer mich auf englisch zu unterhalten, da mir die Unsicherheit durch den ständigen Gebrauch genommen wurde, was mir vor allem für das zukünftige Arbeitsleben sehr helfen wird.

Albanien hat so viel zu bieten, egal ob kulinarisch, kulturell oder menschlich gesehen, man muss sich nur ganz auf das Land und die Menschen einlassen und ich bin mir sicher, dass jeder dort eine wunderbare Zeit haben wird. Ich würde mich jedes Mal aufs Neue für Albanien entscheiden und bin dieser Erfahrung sehr dankbar, da ich ebenso Freundschaften fürs Leben schließen konnte und unvergessliche Momente erlebt habe.