Alysha Gittins in Portugal, Semester Abroad at the University of Lisbon

Motivation zur Auslandsphase und Entscheidung für das Zielland

Ich habe mein Auslandssemester in der sonnigen Hauptstadt von Portugal verbracht. Da ich MFI studiere war das Auslandssemester verpflichtend. Das hat mir den nötigen Anstoß gegeben auch tatsächlich ein Auslandssemester zu machen. Denn sonst hätte mich wahrscheinlich der Organisationsaufwand parallel zum Studium abgeschreckt, wobei sich herausstellte, dass dieser gar nicht so groß ist im Verhältnis zu dem, was man davon hat. Für mich war es keine Frage, dass ich innerhalb von Europa bleiben wollte. Also habe ich die Partnerhochschulen vom RheinAhrCampus durchgeschaut und schnell lag Portugal an der Spitze der Top 3. Zum ersten Mal stand Lissabon als Partnerhochschule zur Auswahl und mir war nach kurzer Recherche schnell klar, dass ich dort mein Auslandssemester verbringen möchte. Eine einzigartige Hauptstadt mit wunderbarem Flair und Atmosphäre und als Studentenstadt bekannt. Außerdem wollte ich in den Süden, warmes Klima und die portugiesische Kultur kennen lernen. Und ich muss eingestehen, die Möglichkeit zu haben, innerhalb kurzer Zeit an wunderschönen Stränden zu sein und die warme Sonne zu genießen (im Februar!), lässt einen doch daran zweifeln, warum man in Deutschland bleiben sollte.

 

Organisation des Auslandaufenthaltes – Finanzierung, Anreisevorbereitung, Unterkunft

Nachdem ich mich dann für Lissabon entschieden hatte, ging der organisatorische Part erst los. Ich musste mich für die Gasthochschule und das ERASMUS Stipendium bewerben, was wirklich nicht schwer war. Nach kurzer Zeit bekam ich dann die Zusage und ich konnte weiter an meinem Auslandssemester planen. Durch die finanzielle Förderung von Erasmus erhielt ich insgesamt 390€ jeden Monat (4 Monate lang) und 13€ für zusätzliche Tage. Diese Zahlungen habe ich hauptsächlich für die Miete in Lissabon genutzt. Die restlichen Kosten trug ich selber durch Erspartes und die Unterstützung meiner Eltern. Alles in allem ist Portugal kein teures Land was den Lebensunterhalt angeht, weshalb die Finanzierung gut möglich war. Auch die Flüge sind relativ günstig je nach Airline und wenn man früh genug bucht. Da Portugal ein europäisches Land ist mussten nur wenige Anreisevorbereitungen getroffen werden. Ich habe vorab mit meiner Versicherung abgeklärt, dass ich im Ausland versichert bin. Ein Visum oder besondere Impfungen waren nicht von Nöten.

Ich habe mit 6 weiteren Erasmus Studenten zusammen gewohnt. Eine weitere Deutsche, eine Russin, eine Französin, ein Schwede, ein Italiener und ein Brasilianer. Ein kultureller Mix, der eine der besten Erfahrungen meines Lebens war! Wir haben uns super verstanden und jeden Tag etwas gemeinsam unternommen, gekocht, voneinander gelernt oder Ausflüge gemacht und sind dadurch gute Freunde geworden.

Die Gasthochschule – Campusleben, Besonderheiten, Kurswahl, Hilfestellungen

Ich war an der Faculdade de Direito  der Universidade de Lisboa.

Die Fakultät ist einfach auf dem Campusgelände zu finden. Man steigt aus der Metro aus und geht die Straße runter bis das Gebäude auf der rechten Seite erscheint. Sie ist nicht besonders groß und man findet sich schnell zurecht. Über das Campusleben würde ich gerne mehr erzählen können, aber durch den Corona lockdown hatte ich nur wenige Wochen Vorlesungen vor Ort bevor alles auf Zoom Meetings umgestellt wurde. Alle sind sehr nett und es ist leicht Anschluss zu finden. Hauptsächlich kommt man nur mit anderen Erasmus Studenten in Kontakt, das lag aber auch daran, dass das eigentlich geplante Buddy Programm wegen Corona nicht durchgeführt wurde. Die Fakultät hat mit ihren Caféterien, Bars, einer Bibliothek, Lernräumen, dem Rechenzentrum, Kopierräumen und natürlich den Vorlesungs- und Tutorenräumen alles was man braucht, um erfolgreich zu studieren und mit Freunden zwischen den Kursen zu entspannen - trotz des Lärmes, welcher durch die unmittelbare Nähe des Flughafens entsteht. Das Essen ist sehr günstig, man darf aber auch nicht zu viel davon erwarten. Manchmal war es besser sich selber Lunch mitzubringen oder während einer größeren Pause mit Freunden schnell in die Stadt zu fahren, um dort was zu essen. Es waren auch viele Feiern am Campusgelände geplant, wovon letztendlich nur eine stattfinden konnte bevor alles dicht gemacht wurde. Aber diese open air Party ließ immerhin erahnen, wie normalerweise Spaß und Ausgelassenheit mit in den Studienalltag integriert werden. Besonders auffällig war, wie gelassen alles angegangen wurde. Es war ein sehr chaotischer und unorganisierter Start in das Semester, da alles von den Organisatoren irgendwie lockerer gesehen wird und viele Informationen erst kurz vorher bekannt gegeben werden oder die Erasmus Studenten sogar gar nicht erreichen. Klarheit, Organisation und Struktur sind in dieser Anfangszeit so gut wie nicht gegeben und man muss gezwungener Maßen alles entspannter angehen, da planen kaum möglich ist. Die Uhren ticken dort anders und das bekommt man schnell zu spüren. Aber man hat Hilfe vom Erasmus Office in eigentlich jeder Angelegenheit. Das freundliche und offene Team steht gerade am Anfang für jegliche Fragen und Organisatorisches zur Verfügung, hilft und vermittelt wo es nur kann. Nach der welcome session und der Orientierungswoche habe ich mich für die Kurse European Union Law, Fundamental Rights, Environmental Law und Main Issues of Corporate Governance eingeschrieben. Ich persönlich fand diese Kurse sehr spannend und würde sie weiterempfehlen. Alle Professoren waren sehr nett und haben es uns nicht zu schwer gemacht. Grundsätzlich gilt aber, man muss bereit sein viel zu lesen und sich an Diskussionen im Kurs zu beteiligen, denn oft machte participation einen großen Teil der Note aus.
 

 

Das Leben im Gastland – Tipps, Empfehlungen, Kosten, „Do’s & Dont’s“

Das Leben in Lissabon ist klasse. Als Studentenstadt bekannt gibt es dort viele Möglichkeiten für junge Leute ihre Freizeit zu gestalten. Aber grundsätzlich ist es etwas ganz besonderes in einer so schönen und lebendigen Stadt zu leben. Das Zentrum der Stadt ist relativ überschaubar, weshalb man sich dort schnell zurechtfindet und wohl fühlen kann. Alles ist einfach mit der Metro oder der berühmten Straßenbahn zu erreichen. Lissabon zu Fuß zu erkunden ist aber auch empfehlenswert, denn so sieht man viel mehr von der Stadt und ihren Fassaden. Und wenn man ganz unkompliziert von A nach B kommen will, bestellt man sich einfach schnell ein Uber oder Bolt (welches meistens etwas günstiger als Uber ist). Eine Metro Monatskarte kann man sich an der Metrostation Marques de Pombal bestellen. Diese kostet für Erwachsene unter 23 Jahren ca. 30€ im Monat. Sie lohnt sich unbedingt, denn damit sind nicht nur alle öffentlichen Verkehrsmittel in Lissabon abgedeckt (auch die Fähren um auf die andere Seite des Flusses zu kommen), sondern man kann damit auch mit den Zügen noch relativ weit außerhalb von Lissabon fahren und Orte wie Sintra, Setubal, oder einfach schöne, abgelegene Strände besuchen. Viertel in denen man als Student wohnen kann um schnell am Campus zu sein sind: Campo Pequeno, Campo Grande, Entre Campos, Saldanha oder Marques de Pombal. Die Metro Station der Faculdade de Direito ist die Cidade Universitaria auf der gelben Linie. Ich habe genau zwischen Campo Pequeno und Areeiro gewohnt. Innerhalb von 10 min war ich am Campus und 20 min hat es bis in das Stadtzentrum gedauert. Zudem war es des Nachts ruhig und es war eine saubere und familiäre Nachbarschaft. Viertel wie Martim Moniz, Rossio, Baixa-Chiado oder Cais do Sodre sind zwar super zentral und mitten im Geschehen, aber Nachts wird es dort, gerade in der Hauptsaison, selten einen ruhigen Abend geben wegen des ausgelassenen Nachtlebens, welches die vielen Bars der Altstadt ermöglichen. Für die Miete kann man ca 350€-450€ rechnen. Da wir gerade bei der Unterkunft sind, kann ich noch den Tipp geben, das man sich unbedingt warme Schlafsachen einpacken sollte! Die alten Häuser sind sehr schlecht isoliert, haben keine Heizung und es ist Nachts verdammt kalt! Eine meiner ersten Anschaffungen war eine Wärmflasche, da ich ohne nicht schlafen konnte und tagsüber habe ich mich im Haus mit Tee gewärmt. Sobald es raus ging war Kälte dann kein Problem mehr. Wie bereits angesprochen gibt es in der Altstadt unzählige Bars und Kneipen in denen man feiern kann. Sobald es dunkel wird werden die Straßen in der Altstadt regelrecht mit Menschen überflutet. Die ein oder andere Kneipentour mit Freunden, z.B. durch die bekannte „Pink Street“, ist also unumgänglich und macht unglaublich viel Spaß. Also in Lissabon wird es einem was das angeht nie langweilig! Einen Ort den ich unbedingt empfehlen kann ist die LX Factory. Dies ist ein altes Fabrikgelände in Lissabon direkt unter der Brücke Ponte de 25 Abril. Dort haben viele Restaurants, Cafés, Bars und Pop Up stores eröffnet und Künstler haben das gesamte Fabrikgelände in ein großes Kunstwerk gestaltet. Dieser Ort hat eine klasse Atmosphäre, besonders wenn man dort Abends hin geht. Abgesehen von der LX Factory gibt es sehr viele andere gute Restaurants in denen man zu einem guten Preis essen gehen kann. Isst man zum Beispiel gerne frischen Fisch, dann kann ich unbedingt das Restaurant „Ponto Final“ empfehlen. Das kleine Restaurant liegt in dem Stadtteil Almada, gegenüber von Lissabon auf der anderen Seite des Tejo. Reservieren sollte man um auch sicher einen Platz zu bekommen. Die Portionen sind riesig, das Essen super lecker und der Preis ist wirklich in Ordnung! Außerdem hat man beim Essen einen wunderbaren Panoramablick auf die Stadt und auf die Ponte de 25 Abril. Eine große Auswahl an verschiedenen Gerichten hat man auch, wenn man eine der großen Markthallen besucht, wie z.B. den Time out Market, direkt an der Metro Station Cais do Sodre, welche auch die Endstation der grünen Linie und Abfahrpunkt für Fähren und Züge ist. Von dort aus kommt man mit dem Zug bis nach Sintra. Nähere Ziele sind von dort aus Belém oder der Strand in Carcavelos. Belém ist der berühmte Vorort von Lissabon, den es wirklich lohnt zu besuchen. Zu einem wegen den Sehenswürdigkeiten wie den Belém Tower aber besonders wegen der Bäckerei Pastéis de Belém. Diese Bäckerei verkauft die besten Pastéis de Nata. Am besten schmeckt es wenn man sich in die Bäckerei setzt, die großzügige Räume hat. Um dort hin zu gelangen muss man einmal hinter den kleinen Verkaufsraum gehen und wird dann von dem Personal empfangen. Auch andere Backwaren schmecken gut, aber die Pastéis de Nata (in der Mitte) müssen unbedingt probiert werden! Der Strand in Carcavelos ist sehr beliebt da er schnell zu erreichen ist von Lissabon aus. Hier kann man surfen, bzw es versuchen und lernen, da er gerade für Anfänger gut geeignet ist, oder einfach einen entspannten Tag mit Freunden in der warmen Sonne genießen. Hier, wie an zahlreichen anderen Stellen, lohnt es sich den Sonnenuntergang anzusehen und den Tag gemütlich ausklingen zu lassen. Andere wunderbare Alternativen für einen ruhigen Abend fernab von den turbulenten Nächten in der Altstadt sind zum Beispiel ein Kochabend mit Freunden oder der Besuch einer der vielen Miradouros von Lissabon. Das sind Aussichtspunkte an denen sich die Menschen treffen, um bei ein/zwei Gläschen Wein einen schönen Ausblick über die Stadt zu genießen.

Eine weitere Empfehlung für die Abendgestaltung ist das Anjos 70, eine Art großes Gemeinschaftshaus im Stadtteil Anjos, wo Mittwoch Abends Jam Sessions stattfinden und Donnerstags Karaoke Abend angesagt ist. Es ist immer super voll und eine gute Stimmung ist garantiert. Portugal ist im Punkt Kosten und was Preise für den Lebensunterhalt angeht günstiger als in Deutschland, aber nicht viel. Für einen Wocheneinkauf kann man ca. 40€- 50€ rechnen, da hat man sich aber auch alles gekauft, was das Herz begehrt. Wie bereits gesagt die Metro Karte kostet 30€ pro Monat und für die Miete kann man 350-450€ warm einplanen. Bei einem Besuch in einem Restaurant bezahlt man durchschnittlich 15€-25€ p.P., je nach dem wo man hingeht und wann, also nur zum Lunch oder groß zum Dinner, kann es weniger oder mehr sein. Und wie viel bei einer Keipentour drauf geht, das bleibt jedem selbst überlassen. Tatsächlich ist der Eintritt für Frauen in Clubs oft umsonst, es lohnt sich also. Den Eintritt für Sehenswürdigkeiten bekommt man als Student oft sehr gut ermäßigt. Kinobesuche, Fitnessstudios oder Friseure sind in etwa gleich teuer wie in Deutschland.

Fazit

Für all diejenigen, die überlegen, ein Auslandssemester innerhalb Europa zu machen, kann ich Portugal als Zielland mit Lissabon als Zielstadt nur empfehlen! Es ist ein wundervolles Land in dem man sich nur wohl fühlen kann. Das Wetter ist meistens gut, die Leute super freundlichen, das Land hat viele schöne Ecken die es lohnt zu besuchen, das Essen ist top und die Erfahrung in Lissabon zu leben ist es alle Male wert! Der dynamische Lifestyle in dieser alten, aber doch hoch modernen Hauptstadt ist gerade für junge Leute sehr attraktiv und bietet die Möglichkeit ein ganz anderes Leben kennenzulernen, dem es schwer ist nicht nachzutrauern. Jedem, den der Organisationsaufwand abschreckt, kann ich sagen: die Organisation ist nicht so wild, man wird immer freundlich unterstützt, es wird die beste Erfahrung des Studentenlebens, einfach machen! Die Ulisboa ist als receiving institution eine gute Uni, an der das Campusleben Spaß macht und man tatsächlich neben den ganzen Freizeit-Vorzügen des Landes auch etwas lernen kann. Da ich zu einer der Ersten gehört habe die vom Rheinahrcampus an die ULisboa gegangen sind kann ich ohne zu zögern für alle die danach kommen sagen, dass ein Auslandssemester dort unglaublich viel Spaß macht und ein Erlebnis ist, das man nie vergessen wird. Ich war an der Rechtfakultät. Dementsprechend muss man gewillt sein viel zu lesen und zu schreiben und in den Vorlesungen gut aufzupassen, um zum Schluss auch eine gute Note zu bekommen oder zu bestehen. Denn für Studenten aus dem Fachbereich Sozialwissenschaften ist reines Jura natürlich eine ganz andere Herausforderung, die aber durchaus machbar ist. Und umsonst oder vergeudet ist die Zeit in den Vorlesungen definitiv nicht, denn man kann Kurse wählen, die allein das Allgemeinwissen unglaublich fördern. Ich kann behaupten, dass all meine Kurse wichtiges, zusätzlich brauchbares Wissen zu meinem Studium beigetragen haben! Vielleicht ist es ja auch möglich Kurse einer anderen Fakultät der Ulisboa zu belegen, die mehr artverwandt mit dem eigenen Studium sind. Da würde ich einfach mal bei Frau Neukirchen nachfragen. Als wichtigsten und letzten Tipp kann ich noch mit auf den Weg geben: sei einfach spontan und erkunde die Stadt und das Land. Überall gibt es neue Orte und Sachen zu entdecken, die fantastisch sind und es gibt unendlich viel zu machen und zu erleben. Eins steht fest, mein Auslandssemester war nicht mein letzter Aufenthalt in Portugal, bzw. Lissabon!