Verena Vogt at NGO PET, Chile

Sechs Monate Santiago de Chile

Im Rückblick auf mein Auslandsemester in Südamerika kann ich kaum glauben wie schnell die Zeit verging.  Im Februar 2007 bin ich in Richtung Chile aufgebrochen und durfte ein halbes Jahr voller schöner Erlebnisse, interessanten Menschen und fachlichen Herausforderungen erleben. Neben den fachlichen Aspekten die ich aus meinem Praktikum in Chile mit in mein (Arbeits-) Leben gebracht habe, war meine persönliche Entwicklung am bedeutsamsten.

Meine Entscheidung mein Praxissemester hier in Santiago de Chile zu absolvieren, fällte ich ungefähr 2 Jahre vor meiner Ausreise. Es gab es viel zu organisieren  und Dank des Stipendiums von InWent und viel Unterstützung seitens des Teams von Sprachen/Internationales des RheinAhrCampus und meiner Familie konnte ich  in ein Flugzeug Richtung Chile, in mein großes Abenteuer „Südamerika“, steigen.

Praktikum

Nach 2 Wochen Sprachschule in Santiago de Chile, die mir halfen mich an den ungewöhnlichen chilenischen Dialekt zu gewöhnen, konnte ich Anfang März meine Praktikumsstelle in der NGO (Nicht–Regierungs-Organisation) PET, programa de economía del trabajo, antreten.

Dieses Programm ist eine Nicht-Regierungs-Organisation, die die Entwicklung des Arbeitsmarktes mit insgesamt 6 Mitarbeitern in Santiago unterstützt. PET fördert die Entwicklung der chilenischen Wirtschaft speziell im Bereich der Mikro- und Einpersonenunternehmen. Meine Hauptaufgabe bei PET war die Mitarbeit im Innungsverband der Kleinunternehmer CONAMARCH, Confederación Nacional de Microempresarios y Artesanos de Chile. CONAMARCH ist eine Gruppe von  Kleinunternehmern, die sich für die Verbesserung der Bedingungen und die Absicherung  für Kleinstunternehmer sowie deren Organisation einsetzt.

Interkulturelle Unterschiede

Doch habe ich nicht nur meine Zeit mit Arbeit verbracht, sondern konnte durch persönliche Kontakte und einige Reisen mir mein ganz eigenes Bild von Chile und der Kultur dieses Landes machen. Ich habe Chile als Land der Extreme empfunden, angefangen von den Landschaften, die von der Wüste zur Antarktis und vom Meer zum Hochgebirge führen. Die Unterschiede spiegeln sich auch in vielen gesellschaftlichen Dingen wieder wie zum Beispiel der Differenz zwischen arm und reich, sowie auch zwischen Stadt und Land. Während man sich im Zentrum von Santiago fühlt wie in jeder europäischen Großstadt, kommen einem die ländlichen Gebiete vor als wäre die Zeit stehengeblieben.

Der Machismo ist eine kulturelle Eigenheit, auf die man sich als Deutsche gefasst machen muss, denn egal ob blond oder brünett, in Chile fällt man einfach auf als Ausländerin und dauernde Bemerkungen auf der Strasse oder das Angestarrt-werden in der Metro bleiben nicht aus. Doch leider gibt es hierzu wenig Rat außer „Ohren zu  und durch“.

Eine Eigenschaft, die ich mir auch von den Deutschen mehr wünschen würde, ist dass die Chilenen sehr offen und interessiert gegenüber Deutschland und Europa sind. Generell sind die Südamerikaner mehr über Europa informiert als im Gegenzug Europäer über Südamerika. Die Chilenen sind ein sehr gastfreundliches Volk und so ist man schnell integriert und findet sich bald auf den beliebten „Asados“ oder beim nächsten Familienausflug ans Meer wieder.

Zur Verlässlichkeit der Chilenen muss ich sagen, dass es durchaus sehr zuverlässige und pünktliche Chilenen gibt. Aber natürlich ist der Begriff Pünktlichkeit in Chile etwas weiter zu fassen als in Deutschland, sowie auch meine Gelassenheit manches auch mal auf morgen verschieben zu können, gewachsen ;-)

Santiago de Chile

Santiago de Chile ist mit seinen 6 Millionen Einwohnern  natürlich für jeden Deutschen überwältigend. Die Stadt, zumindest die Stadtteile Centro, Providencia und Las Condes, wirkten auf mich europäischer als erwartet. In Santiago fehlt es einem wirklich an nichts, weder an kulturellen Angeboten, Kinos, Museen und Theatern, noch an Möglichkeiten der Freizeitgestaltung wie Schwimmbädern und Fitnesscentern. Und auch Dinge wie die überfüllte Metro und der viele Verkehr gehören zum Stadtbild. Doch auch wenn die Größe Santiagos jede „europäische“ Vorstellung sprengt, finden sich dort viele Möglichkeiten der Stadt kurzzeitig zu entfliehen wie z.B. mit einem Besuch der zahlreichen Parks, des Hügels San Cristobal  und Dank der Lage Santiagos ist man innerhalb einer Stunde sowohl am Meer als auch im Schnee( zumindest  im Juli /August)

Meine Zeit in Chile wird mir unvergesslich bleiben und ich hoffe bald wieder die Möglichkeit zu bekommen nach Südamerika zurückkehren zu können. Ans  Ende der Welt – immer wieder gern ;-)

Hasta luego

Verena