Sabine Welle at University of Vasa, Finland

Emsdetten, im März 2004

Anteeksi, minä en ymmärrä!?“.

Das ist finnisch und heißt: „Entschuldigung, ich verstehe nicht!?“. Und „Puhutko englantia?“, das ist auch finnisch und ist der zweite Satz, den ich im ILPC-Sprachkurs in Vaasa gelernt habe und heißt „Sprichst du englisch?“.

Zu glauben man könne finnisch in vier Wochen Sprachkurs erlernen grenzt schon an Größenwahn. Es dennoch zu tun, ist nicht nur Zeitverschwendung und Dummheit, sondern auch eine extreme Grenzerfahrung, wenn man plötzlich mit 15 grammatischen Zeiten konfrontiert wird. Dagegen war das große Latinum ein Spaziergang... Jedoch einen finnischen Sprachkurs in Finnland mit 32 Erasmus-Austauschstudenten aus 12 verschiedenen Nationen mitzumachen ist Spaß pur und war das Vokabeln pauken wert! Jetzt im Nachhinein, waren das mit die besten vier Wochen, die ich während meines Praxissemesters in Vaasa, Finnland erlebt habe.

In Vaasa zu studieren heißt sich vor allem nicht ablenken lassen. Da ist z.B. das außerordentlich gut organisierte Tutorsystem. Die Tutoren, alles finnische Studenten, stehen einem in den ersten vier Wochen quasi rund um die Uhr zu Verfügung. Sie helfen alle wichtigen Sachen wie z.B. Kontoeröffnung, Unterbringung, Versicherungen etc. zu erledigen. Sie helfen einem auch, die ersten sozialen Kontakte zu knüpfen, also kurz die wichtigen von den unwichtigen Partys zu unterscheiden und vor allem kein Ereignis zu verpassen.

Sich auf das Studium zu konzentrieren ist auch deshalb so schwer, weil der Campus an sich schon sehenswert ist. Eine Symbiose aus moderner Architektur und alten Fabrikgebäuden geben dem Studienalltag eine besondere Note. Unbedingt erwähnenswert sind auch die sehr gut bestückte Bibliothek, die Aufenthaltsräume, Lerngruppenräume und PC-Pools mit Internetanschluss. Mensa „Matilda“ und „Cafeteria Oskar“ bieten eine nette Möglichkeit sich nicht nur die Freistunden zu vertreiben. Dazu die fantastische Lage direkt am Meer laden förmlich zu einem Picknick am Strand ein.

Doch auch in Vaasa, „the sunniest city of Finland“, ist nicht alles eitel Sonneschein. Die Stadt selbst ist an Tristesse nicht zu überbieten. Viele Straßen und Bauten erinnern eher an die russische Zeit unter der Finnland geführt wurde. Der Traum von einem Aufenthalt in einer skandinavischen Kleinstadt mit mediterranem Flair platzte wie eine Seifenblase, denn nicht die erwarteten kleinen Gässchen und finnischen Holzhäuser begrüßten mich, sondern breite Straßen, graue Wohnblöcke aus Beton und eine Baustelle, die noch ein Marktplatz werden sollte.

Aber wie heißt es so schön, nicht die äußeren Werte zählen. Deshalb Konzentration auf das Wesentliche und Ruhe bewahren. Und wie bewahren die Finnen ihre Ruhe? Sie gehen in die Sauna. Das kann man in Finnland zu fast jeder Tages- und Nachtzeit tun. Man kommt auch gar nicht drum herum, denn es gehört so sehr zu Alltag wie das Duschen. Und ich bin süchtig danach.

Viele haben mich gefragt warum ich ausgerechnet nach Finnland gegangen bin. Dorthin, wo es im Sommer nicht dunkel wird, im Winter kaum die Sonne scheint, im Oktober schon der erste Schnee liegt, nur Vodka getrunken wird, das Bier nicht besonders schmeckt und außerdem noch teuer ist, eine Sprache gesprochen wird, die schwieriger als chinesisch ist und es nur Wälder und Seen gibt. Meine Antwort darauf war immer: Ja, genau deswegen! Denn es ist herrlich im Sommer, wenn die Sonne nicht untergeht um Mitternacht im See zu schwimmen, oder einen Spaziergang durch den Wald zu machen und sich anschließend in der Sauna zu erholen, um dann mit 32 Leuten aus 12 verschiedenen Nationen ein nettes BBQ zu genießen. Oder aber im Winter eine spontane Schneeballschlacht vor dem Studentenwohnheim zu organisieren und sich dann mit einer heissen Tasse Schokolade, selbstgebackenen Plätzchen und dem anschließenden Saunagang wieder aufzuwärmen. Genau deswegen bin ich nach Finnland gegangen.

In diesem Sinne: „hyvää päivää“!

Mehr Informationen erhaltet ihr unter:

University of Vaasa
City of Vaasa
This is Finland

und anschauliches Bildmaterial kann man sich hier ansehen:

www.wrede.co.nr