Dirk Brauburger at Lufthansa Cargo AG in Prague

Günstiges Bier und eine traumhafte Stadtkulisse mit verwinkelten Gassen und malerischen mittelalterlichen Häusern. Das sind immer noch die Klischees, die in Zusammenhang mit der Hauptstadt Tschechiens kursieren. Und sie sollten sich auch während meines Aufenthaltes in der „Goldenen Stadt“ bewahrheiten.

Nun aber erst einmal von Anfang an: nachdem die administrativen Dinge mit Sprachen/Internationales am RheinAhrCampus in Sachen Leonardo Stipendium und im Rahmen der Bewerbung für das Praktikum bei Lufthansa Cargo in Prag in trockenen Tüchern waren (für die fachliche Unterstützung durch Frau Neukirchen, Herrn Borgmann und Herrn Faulstich bin ich immer noch sehr dankbar!), sollte es auf die Suche nach einer geeigneten Bleibe gehen. Das stellte sich Anfangs als nicht so leicht heraus, da man als Westler in Prag mit einem satten Auslandszuschlag bei den Mieten zu rechnen hat. Es erwies sich also als Glücksfall, dass ich über Beziehungen in meiner Heimatstadt einen direkten Kontakt zu Einheimischen in Prag knüpfen konnte. Sie stellten mir ein möbliertes Appartment zu einem adäquaten Preis von 6.000 CZK pro Monat zur Verfügung, was umgerechnet knapp 200 Euro entspricht.

Ich machte mich also Ende August 2003 mit drei Koffern und einer gehörigen Portion Respekt auf den Weg nach Prag. Die anfängliche Unsicherheit wich recht schnell und ich fühlte mich in der neuen Umgebung von Beginn an wohl. Der Empfang seitens meiner Vermieter war sehr herzlich und auch die Atmosphäre im Büro gefiel mir schon nach kurzer Zeit sehr gut. Die Menschen begegneten mir offen und hilfsbereit. Die Einarbeitungsphase war mitunter holprig und viele Dinge musste ich mir selbst aneignen, da das Team mit seinen zehn Mitarbeitern nicht immer die nötigen Ressourcen bot. Trotzdem lief alles gut an und sprachlich sowie zwischenmenschlich gab es von Anfang an keine Verständigungsprobleme. Ich fühlte mich schon nach kurzer Zeit als einer vom Team. Leider sprachen die Kollegen untereinander tschechisch, so dass ich nur im direkten Kontakt mit ihnen oder in Meetings mein Englisch anwenden konnte. Das Vorhaben einen Tschechisch-Sprachkurs am Goethe Institut zu besuchen legte ich aufgrund der (für mich) nicht unerheblichen Schwierigkeiten mit der Aussprache dieser von Konsonanten nur so gespickten Sprache schon nach kurzer Zeit auf Eis. Zudem kommt man mit Englisch – zumindest in der Hauptstadt – ohne Probleme aus.

Die Aufgaben im Büro waren vielfältig und erstreckten sich von der Betreuung und Pflege eines Customer Relationship Management Tools über die Vorbereitung und Ausarbeitung von Präsentationen bis hin zu Analysen der internen Abläufe. Der Regional Manager ermöglichte mir ein eigenständiges Arbeiten. Die Erledigung der anstehenden Aufgaben vereinbarten wir mittels Zielvereinbarungen.

In der Freizeit boten sich mannigfaltige Möglichkeiten, die goldene Stadt mit seinen ca. 1,2 Mio. Einwohnern und ihre Umgebung näher kennen zu lernen. Das Angebot und die Eindrücke sind schier überwältigend. Kinos, Museen, Theater, Parks, Schlösser, Kneipen und, und, und… Glücklicherweise sind die öffentlichen Verkehrsmittel wie in kaum einer anderen Stadt dieser Größe gut ausgebaut und man kommt schnell und bequem ans Ziel. Zudem sind die Fahrpreise für das Dreimonatsticket unschlagbar preiswert. Es kostet gerade mal 1.100 CZK (ca. 34 Euro). Besonders empfehlenswert unter der Rubrik Ausgehen ist eine Kneipe mit überwiegend studentischem Publikum im Stadtteil Dejvice (Ecke Verdunská / Terronská) namens „U Potrefene Husy“, was soviel heißt wie „Zur angeschossenen Ente“. Die unzähligen Biersorten kann man hier ab einem Preis von umgerechnet 70 Cent genießen. Ein wirklich leckeres Essen fängt bei moderaten 4 Euro an. Und wenn man mal in ein besonderes Kino möchte, so sollte man sich Lucerna am Wenzelsplatz (Václavské námestí) merken. Ein traumhaftes Licht- spielhaus, was vor Jugend- stilelementen nur so strotzt. Und es stehen mitunter sehenswerte Filme – in Originalfassung!!! - auf dem Programm. Ein Muss ist natürlich auch die Erkundung der idyllischen Kleinseite (Malá Strana) links der Moldau mit ihren mittelalterlichen Gassen. Über ihr thront der Hradschin mit dem Königspalast und dem St.-Veits-Dom, wo seit 1918 der Präsident der Republik seinen Amtssitz hat.

Wer also die Zeit während seines Praxissemesters nicht nur für die fachliche Qualifikation nutzen möchte, sondern einfach mal raus will, um einen Einblick in andere Kulturkreise und seine Menschen zu erhalten, der liegt mit einem Praktikum im Ausland genau richtig. Die Erfahrungen, die ich während meiner Zeit in Prag sammeln konnte werden mich ein Leben lang begleiten. Und auch wenn mir die Entscheidung anfangs nicht leicht viel und die Skepsis mitunter überwog, so kann ich heute sagen: „Es war genau die richtige Entscheidung.“