Position der Hochschulleitung zu den anstehenden Einschränkungen beim Semesterticket

Nach jetzigem Diskussionsstand wird es zum Start des Winterfahrplans beim Semesterticket zwar einerseits zu Erhöhung der Taktung zwischen Hauptbahnhof und Hochschule, andererseits aber auch zum Wegfall der Anbindung von Kesselheim, Bubenheim und Lahnstein kommen.

„Die Hochschule Koblenz kann sich nicht über einzelne Verbesserungen beim Semesterticket freuen, wenn gleichzeitig auf der anderen Seite erhebliche Verschlechterungen zum Tragen kommen“, betont Prof. Dr. Kristian Bosselmann-Cyran, Präsident der Hochschule Koblenz. „Die höhere Taktung ist ohnehin der permanent gestiegenen Studierendenzahl und den damit gestiegenen Einnahmen durch das Semesterticket geschuldet.“

Der Wegfall der Anbindung von Kesselheim, Bubenheim und Lahnstein betrifft nicht nur die Studierenden, die dort wohnen. Seit einigen Jahren finden mangels ausreichend großer Räumlichkeiten am RheinMoselCampus viele Prüfungen der Hochschule Koblenz in der Stadthalle in Lahnstein statt, insbesondere die Prüfungen der jahrgangsstarken Studiengänge in den Wirtschaftswissenschaften. Der Wegfall der betroffenen Streckenverbindung würde sich also auch in dieser Hinsicht negativ auf den Lehrbetrieb der Hochschule Koblenz auswirken.

„Seitens der Hochschulleitung kann nur deutlich gemacht werden, dass sich die ‚Region Mittelrhein‘ gerade in einer Provinzposse verheddert“, so Bosselmann-Cyran. Er hält es für unverständlich, dass sich die unterschiedlichen Verkehrsbetriebe nicht auf vernünftige und angemessene Regelungen in Bezug auf das Semesterticket einigen können: „Aus Sicht der Hochschule Koblenz gilt nach wie vor: Wir sind letztlich nicht diejenigen, die über das Semesterticket verhandeln. Aber wir haben eine klare Forderung an alle(!) Akteure im Kontext von ÖPNV und Semesterticket: In Koblenz studieren rd. 13.000 junge Menschen an Hochschule und Universität – das ist eine Größenordnung, die nicht ignoriert werden kann. Die Stadt Koblenz und mit ihr die gesamte Region Mittelrhein können nur verlieren, wenn die Region nicht in der Lage ist, diesen Studierenden ein vernünftiges Angebot im ÖPNV zu machen. Andere vergleichbare Regionen in Deutschland schaffen hier ganz selbstverständlich bessere und attraktivere Angebote, weil sie bereit sind, ihre Studierenden mit offenen Armen willkommen zu heißen und ihnen das auch zu zeigen!“ Der Präsident der Hochschule Koblenz ist sich sicher: „Die Konditionen des Semestertickets entwickeln sich langsam aber sicher zum Standortnachteil für Koblenz und damit auch für die betroffenen Hochschulen.“

Die Leitung der Hochschule Koblenz wird die aktuelle Entwicklung und die damit einhergehende Beeinträchtigung der Studierenden nicht hinnehmen und sich in den nächsten Tagen schriftlich an die beteiligten Verkehrsbetriebe, an die Stadt Koblenz und an die politisch Verantwortlichen in Mainz wenden.

Statement der Hochschulleitung zu den Äußerungen von Stephan Pauly in der Rheinzeitung vom 14.10.2014

In einem Artikel in der Rhein-Zeitung vom 14. Oktober 2014 erklärte Stephan Pauly, Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Rhein-Mosel (VRM), dass es längst ein wesentlich attraktiveres Semesterticket für Koblenzer Studenten geben könnte. Er verwies auf die Abstimmung von 2012, bei der Studierende befragt worden wären, ob sie mit einem Semesterpreis von 94 Euro für die Ausweitung des Semestertickets auf das gesamte VRM-Gebiet einverstanden wären. Seines Erachtens hätte die Hochschulleitung sich über das Abstimmungsergebnis hinwegsetzen und das Semesterticket in der vom VRM vorgeschlagenen Form umsetzen müssen.

Diese "eindringliche Werbung" für das Semesterticket, die der Geschäftsführer des VRM, Stephan Pauly, heute in der Rhein-Zeitung vorgibt und die er mit Kritik an den Studierenden allgemein und den Koblenzer Hochschulleitungen im Besonderen verknüpft, bleibt beim Präsidenten der Hochschule Koblenz nicht unwidersprochen.

"Wenn die tollen Semestertickets des VRM-Geschäftsführers tatsächlich so toll wären, wie er behauptet, dann wären sie von den Studierenden nicht abgelehnt worden", erwidert Prof. Dr. Bosselmann-Cyran, der Präsident der Hochschule Koblenz. "Pauly vergisst aber zu erwähnen, dass der Westerwald-Kreis beispielsweise in das vorjährige Angebot des VRM nicht einbezogen war." Es ist deshalb nach Ansicht des Hochschulpräsidenten nicht allzu verwunderlich, dass die zahlreichen Studierenden der Hochschule, die täglich aus dem Westerwald anreisen, nicht für ein aus ihrer Sicht unbrauchbares Ticket knapp 100 Euro bezahlen wollen.

Ratschläge des VRM-Geschäftsführers zur Parkraumbewirtschaftung verbittet sich der Hochschulpräsident: "Es ist unseren Studierenden an der Hochschule auch völlig gleichgültig, was Herr Pauly vor 22 Jahren an der Uni Bonn erlebt hat. Heute gilt, dass er es besser uns überlassen sollte, wie und mit welchen Maßnahmen wir Werbung für die Nutzung des ÖPNV machen, denn davon verstehen wir mehr als er. Uns würde es schon reichen, wenn der VRM zusammen mit allen anderen ÖPNV-Anbietern endlich ein tatsächlich überzeugendes Semesterticket in der Region anbieten würde", so Bosselmann-Cyran. "Es wäre zudem gut, wenn auch Herr Pauly das Kundenpotential der rd. 13.000 Koblenzer Studierenden erkennen würde. Für diese vielen denkbaren Kunden wäre es angemessen, wenn alle ÖPNV-Anbieter der Region ihre Rolle als Anbieter von Dienstleistungen ausschöpfen würden."

Völliges Unverständnis äußert Bosselmann-Cyran gegenüber den Anmerkungen von Pauly zu eventuellen Linienstreichungen: "Der VRM-Geschäftsführer spricht von neuen Angeboten im Frühjahr, teilt gleichzeitig aber mit, dass es im kommenden Winter erst einmal Linienstreichungen gibt. Dafür fehlt mir jedes Verständnis! Möchte Stephan Pauly die Studierenden jetzt erst einmal für ihr Abstimmungsverhalten bestrafen? Dafür, dass sie seine ach so tollen Angebote doch nicht so toll fanden?“ Durch solche Stellungnahmen offenbare sich doch wohl eine deutliche Missachtung der Kundschaft, nicht nur der Studierendenschaft in Koblenz: „Mit Kundenbeschimpfung bei gleichzeitiger Ankündigung von Preiserhöhungen macht man wahrlich keine Reklame für den ÖPNV.“