Abschlussjahrgang 1960: Maschinenbauabsolventen feierten Wiedersehen

Ein ganz besonderes Semestertreffen feierten nun vier Maschinenbauabsolventen, die 1960 an den Vereinigten Technischen Lehranstalten (VTL) in Koblenz – so hieß der am Löwentor angesiedelte Vorläufer der heutigen Hochschule Koblenz – ihr Maschinenbaustudium abgeschlossen hatten. Am RheinMoselCampus Koblenz traf sich das Quartett und freute sich über eine Führung über den modernen Campus. Das „Diamantene Semesterjubiliäum“ hatte eigentlich schon 2020 stattfinden sollen, war dann aber wegen der Pandemie um drei Jahre verschoben worden. Bei dem freudigen Wiedersehen kamen natürlich einige Anekdoten des damaligen Studierendenlebens auf den Tisch.

  • Von links: Prof. Dr. Robert Pandorf, Prof. Dr. Matthias Flach, Moritz Flach, Horst Leutinger, Inge Spelten, Gisela Flach, Dieter Flach, Lothar Spelten, Rudi Welle (Hochschule Koblenz/Gandner)

  • Von links: Horst Leutinger, Prof. Dr. Matthias Flach, Lothar Spelten, Dieter Flach, Benjamin Dünnes, Rudi Welle, Inge Spelten, Prof. Dr. Robert Pandorf (Hochschule Koblenz/Gandner)

  • Maschinenbau Abschlussjahrgang 1960 (Privatarchiv von Dieter Flach)

  • Zug der Absolventen ans Deutsche Eck 1960 (Privatarchiv von Dieter Flach)

„Unser Studium in der Ingenieurschule war noch richtiger Schulbetrieb – wir saßen täglich alle zusammen im Klassenraum, jeder immer auf dem gleichen Platz, alle Lehrenden kannten unsere Namen“, erzählte Lothar Spelten aus Aachen, der mit seinen 85 Jahren der Jüngste der anwesenden Absolventen war und den seine Frau Inge zu dem Treffen begleitete, „der Zusammenhalt war enorm.“ Auch mit ihren Lehrenden, deren Namen die Herren noch parat hatten, verstanden sie sich sehr gut, wie der 87-jährige Horst Leutinger aus Koblenz berichtet: „Wir Studenten hatten eine sehr gute Zeit miteinander und haben auch schon mal den einen oder anderen Dozenten auf den Schultern ins Bergcafé hineingetragen.“ Die Anwesenden erinnerten sich auch noch gut an die strenge Leiterin des Sekretariats der Ingenieurschule, die alle unter ihrem Spitznamen „Frau Sense“ kannten und fürchteten.

Von den 45 Studenten, die zum Wintersemester 1957/58 ihr Maschinenbaustudium an den VTL begonnen hatten, beendeten 29 ihr Studium. Nicht zu den Absolventen gehörte etwa ein adliger Kommilitone. Er bekam seine Klausuren schon mal mit dem Kommentar des Professors „Darf ich Ihrer gnädigsten Majestät eine Sechs überreichen?“ zurück – eine der vielen Anekdoten, die das Quartett lachend zum Besten gab. Die Übergabe der Examensurkunde am 6. Juli 1960 wurde flankiert von einer Reihe von Feierlichkeiten. Dazu gehörte neben einem Abschlussball eine Prozession mit einem Schleifbock auf einem Anhänger ans Deutsche Eck. „Dort haben wir dann unsere Klausuren feierlich verbrannt“, erinnerte sich der 88-jährige Dieter Flach aus Limburg, der bei dem Wiedersehen am RheinMoselCampus die noch sehr gegenwärtigen Erinnerungen mit einer reich bebilderten Präsentation auffrischte. Fotos gab es auch noch von gemeinsamen Exkursionen, wie sie die Studenten etwa zur Expo 58 nach Brüssel unternommen hatten.

Nach dem Examen verloren sich die 29 Absolventen nicht aus den Augen, sondern kamen alle paar Jahre zu ihren Semestertreffen zusammen. Die Gruppenbilder der Treffen zeigen den abnehmenden Kreis der Teilnehmenden – beim letzten Wiedersehen 2019 waren es nur noch acht Absolventen: „Bis auf neun sind inzwischen leider alle verstorben. Und von den Verbliebenen können fünf aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr dabei sein“, bedauert der 88-jährige Rudi Welle aus Köln, „wir sind also die letzten vier Dinosaurier.“

Die vier Absolventen hatten große Freude daran, sich von Prof. Dr. Robert Pandorf durch die modernen, großzügigen Labore der Hochschule Koblenz führen zu lassen. Unter anderem sahen sie sich das Werkstoffkundelabor an, wo sie einen Zugversuch miterleben und das Rasterelektronenmikroskop genau inspizieren konnten. „Einige Maschinen kennen wir noch aus unserem Studium, auch wenn hier jetzt die neueren Versionen davon stehen“, lacht Leutinger. „Wir haben noch mit Rechenschieber und Logarithmentafeln gearbeitet“, ergänzt Welle, „und wenn wir unsere Unterlagen kopieren wollten, haben wir sie auf Matrizen schreiben müssen.“ Der Brückenschlag zur heutigen Technik gelang auch Prof. Dr. Thomas Schnick, dem Dekan des Fachbereichs Ingenieurwesen, der bei der Begrüßung der Delegation die Entwicklungen seines Fachbereichs Revue passieren ließ.

Die Führung durch die Hochschule begleitete auch Prof. Dr. Matthias Flach, der Sohn des Absolventen Dieter Flach, der seit vielen Jahren an der Hochschule Koblenz Technische Mechanik, Mechatronik Design und Virtual Prototyping lehrt. „Dass unser Sohn einmal an der Hochschule Koblenz Professor werden würde, hätten wir nicht gedacht“, betonten die stolzen Eltern Gisela und Dieter Flach, die – um das Generationentreffen rund zu machen – auch noch ihren Enkel Moritz Flach mitgebracht hatten.