Neues Portal bringt Studierende und Unternehmen zusammen

Rheinland-pfälzische Studierende sind auf dem Arbeitsmarkt umworben – und folgen nicht selten dem Lockruf in andere Länder. Doch, wie sagt das Sprichwort: „Wozu in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?“ Will heißen: Möglichkeiten der beruflichen Entwicklung bieten sich auch hierzulande in vielfältiger Weise. Nicht allen aber sind die guten beruflichen Perspektiven hinreichend bekannt. Angebot und Nachfrage müssen noch besser aufeinander abgestimmt werden.

Aus diesem Grund hat das Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur eine Informationsplattform ins Leben gerufen, die auf unkomplizierte Weise Studierende und Unternehmen zusammenbringen soll. Gemeinsam mit Richard Patzke (Hauptgeschäftsführer der IHK für Rheinhessen), Professor Dr. Wolfgang Klooß (Vizepräsident der Uni Trier), Professor Dr. Gerhard Muth (Präsident der FH Mainz) und Andreas Krall (Geschäftsführer der mit dem Betrieb der Plattform be-auftragten M-Result GmbH in Mainz) schaltete Wissenschaftsministerin Doris Ahnen heute bei einer Pressekonferenz das neue Portal studentengewinnen.de frei.

„Mit diesem Forum wollen wir einen Beitrag gegen den immer wieder beklagten Fachkräftemangel leisten“, resümierte Ahnen. Sie verwies auf eine im Jahr 2005 veröffentlichte regionalwirtschaftliche Untersuchung der Universitäten Kaiserslautern, Mainz und Trier, die zu dem Ergebnis komme, dass sehr viele Studierende an rheinland-pfälzischen Hochschulen aus beruflichen Gründen in andere Bundesländer wechseln. „Wir alle - Politik, Wirtschaft, Verbände – müssen uns deswegen noch mehr bemühen, die gut ausgebildeten Fachkräfte an unser Land zu binden“, sagte Ahnen. Das neue Informationsportal sei deshalb ein wichtiger Schritt zu mehr Transparenz auf beiden Seiten: „Studierende und Unternehmen können damit auf denkbar einfache Weise feststellen, ob und wo es Überschneidungen zwischen ihren jeweiligen Interessen und Bedürfnissen gibt“, so die Ministerin.

Das Portal funktioniert wie folgt: Studierende und solche, die ihre akademische Aus-bildung bereits abgeschlossen haben, geben unter www.studentengewinnen.de in eine Datenbank ihr Profil ein – kostenlos und in anonymisierter Form. Sie teilen mit, ob sie einen Praktikumsplatz oder eine Festanstellung suchen oder ob sie in einem Unternehmen eine Abschlussarbeit oder Promotion schreiben wollen.

Unternehmen, die qualifiziertes Personal suchen, haben gegen moderate Bezahlung Zugriff auf diese Datenbanken. Dabei können sie differenzieren, ob sie Fachkräfte aller teilnehmenden Hochschulen oder nur einer bestimmten Hochschule suchen.

Nach Ahnens Angaben ist die Resonanz der Universitäten und Fachhochschulen auf das neue Portal sehr gut. Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz, die Technische Universität Kaiserslautern, die Universität Trier sowie die Fachhochschulen Mainz, Trier und Koblenz seien schon zum Start von studentengewinnen.de dabei. „Ich würde mich freuen, wenn sich auch die restlichen Hochschulen entschließen könnten, mitzumachen“, sagte die Ministerin.

Nachdrücklich unterstützt die Universität Trier die Initiative des Ministeriums. „Eine solche Informationsplattform ist für beide Seiten attraktiv, können sich die Unterneh-men doch leichter ein Bild über die vielfältigen Qualifikationen und Kompetenzen der Absolventen einer vorwiegend geisteswissenschaftlich Universität machen, während diese die Chance erhalten, mit potentiellen künftigen Arbeitgebern gezielt in Verbindung zu treten“, sagte der Vizepräsident der Trierer Universität, Professor Dr. Wolfgang Klooß.

„Allen Studiengängen an der Fachhochschule Mainz gemeinsam sind die anwen-dungsorientierte Ausbildung und die ausgezeichneten Kontakte zur regionalen Wirt-schaft und zu öffentlichen Einrichtungen“, erklärte Professor Dr. Gerhard Muth. Durch die enge Kooperation mit der Praxis und die ständige innovative Anpassung der Studieninhalte an die Anforderungen des Arbeitsmarktes böten die Fachhoch-schulen des Landes eine attraktive zukunftsweisende Ausbildung mit guten Berufsperspektiven. „Deshalb war die Fachhochschule Mainz auch sofort bereit“, so deren Präsident weiter, „sich an dem Informationsportal des MBWJK zu beteiligen. Insbesondere die Studierenden finden es attraktiv, sich selbst präsentieren und vorstellen zu können. Im Vergleich zu ähnlichen Portalen können sie bei studentengewinnen.de offensiv auf Unternehmen zugehen und damit frühzeitig wertvolle Kontakte knüpfen.“

Von Beginn an mit von der Partie ist auch die Fachhochschule Koblenz. Deren Vize-präsident Professor Dr.-Ing. Wolfgang Bogacki erklärte dazu: „Durch die Beteiligung an dem Projekt bieten wir einen zusätzlichen Service für unsere Studierenden, die bereits während des Studiums kostenlos Kontakte zur regionalen Wirtschaft und somit zu potentiellen Arbeitgebern knüpfen können. Die Unternehmen ihrerseits haben die Möglichkeit, für ihren Bedarf maßgeschneiderte Qualifikationen abzufragen. Wir sehen das Projekt deshalb als sinnvolle Ergänzung zu unseren eigenen Bemühungen, uns als wissenschaftlicher Dienstleister noch stärker in der Region zu verankern.“

Gute Chancen für das neue Internet-Portal www.studentengewinnen.de sieht der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen, Richard Patzke. Der deutschen Wirtschaft werden nach Angaben des Hauptgeschäftsführers im Jahr 2020 rund 230.000 Ingenieure, Naturwissenschaftler und Techniker fehlen. Der Mangel an qualifiziertem Personal habe die Wertschöpfung im vergangenen Jahr um gut 28 Milliarden Euro geschmälert. In Rheinland-Pfalz beklagten einer IHK-Unternehmensbefragung zufolge aktuell 39 Prozent der Firmen, dass sie Stel-len nicht besetzen können, weil sie keine Fachkräfte auf dem Markt finden. Dabei seien von den Unternehmen in Rheinland-Pfalz besondere Anstrengungen bei der Rekrutierung von Spitzenkräften gefordert, so Patzke: „Gerade in Ballungsräumen wie dem Rhein-Main-Gebiet läuft der Arbeitsmarkt für Akademiker heiß.“ In diesem Umfeld nutzten die Personalverantwortlichen in den Betrieben jedes Instrument zur Kontaktaufnahme mit potenziellen Spezialisten.