RheinAhrCampus im Reich der Mitte

Studenten erforschen deutsch-chinesische Kulturunterschiede in der Wirtschaftskooperation.

REMAGEN/HANGZHOU. Wer mit Stäbchen essen oder eine Visitenkarte mit zwei Händen überreichen kann, ist noch lange kein China-Experte.  Das zeigt  das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)  im deutsch-chinesischen Wissenschaftsjahr geförderte Projekt „Interkulturelle Potenzialanalyse“  der FH Koblenz - Standort Remagen und der renommierten Zhejiang Universität in China deutlich.

Unter der Leitung von Prof. Dr. Stefan Kammhuber, verantwortlich für das Lehrgebiet „Interkulturelles Management“ am RheinAhrCampus Remagen, und seinen chinesischen Kollegen, analysieren zurzeit zehn deutsche und zehn chinesische Studierende, welche spezifischen Kompetenzen Deutsche und Chinesen benötigen, um im jeweils anderen Arbeitsmarkt erfolgreich zu sein. In zwei Workshops in China und Deutschland mit Unternehmensbesuchen und Projektarbeiten erleben die Studierenden am eigenen Leib, wie anstrengend interkulturelle Teamarbeit sein kann und entwickeln Methoden, wie diese spezifischen Kompetenzen in Auswahlverfahren von Unternehmen sinnvoll erfasst werden können. Während interkulturelle Trainings bereits in Unternehmen etabliert sind, verläuft die Personalauswahl häufig wenig sinnvoll. 

„Die Forschung zeigt deutlich, dass neben der unabdingbaren Fachkompetenz die interkulturelle Kompetenz ebenso zwingend für geschäftlichen Erfolg ist“, sagt Prof. Kammhuber. „Wenn dann junge Führungskräfte mit dem Versprechen auf eine schnelle Karriere nach China geschickt werden, dann geht das an den tatsächlichen Anforderungen vorbei.“ Wer nicht versteht, wie das chinesische System des Beziehungsaufbaus  funktioniert, oder nicht in der Lage ist Kritik so zu vermitteln, dass sie nicht das Gesicht des anderen gefährdet, der wird sein China-Abenteuer schnell frustriert beenden.  „Denn der  riesengroße Markt, nach dem die Unternehmen schielen, sind zuallererst Menschen, die als Mitarbeiter oder Kunden ernst genommen werden wollen“, so Kammhuber weiter. „Dazu muss ich sie verstehen.“ 

Gerade sind die deutschen Studierenden aus Hangzhou zurückgekehrt, Anfang Mai werden ihre chinesischen Kommilitonen nach Remagen kommen, um das Projekt weiter zu bearbeiten. Die deutschen Studierenden sind fasziniert von den Eindrücken der Studienexkursion. „Es ist die schiere Größe, die einen überwältigt und verstehen lässt, wie gewaltig die Herausforderungen für dieses Land sind. Wir sind durch einen Hochschulcampus mit 180.000 Studierenden gefahren!“, bemerkt Student Thomas Unterweger sichtlich beeindruckt. „Von der chinesischen Gastfreundlichkeit und Herzlichkeit können deutsche Unternehmen und Führungskräfte viel lernen“, fügt seine Kommilitonin Mareén Gößner hinzu. „Ich hätte nicht erwartet, dass ich dort so schnell intensive Freundschaften schließen kann. In privaten Dingen sind sich chinesische und deutsche Studenten ähnlicher als ich dachte. Im Arbeitskontext ist es dagegen wirklich nicht einfach“, lautet das Fazit von Martin Heinen, Student der Gesundheits- und Sozialwirtschaft.

Viele Unternehmen und Organisationen interessieren sich bereits jetzt für die Ergebnisse dieses spannenden Forschungsprojekts.

Weitere Informationen finden Sie unter http://www.horatjitra.com/bmbf.