Kinderschutz: Trotz neuem Gesetz noch viele Fragen offen

160 Praktiker und Studierende diskutierten bei einer Fachtagung an der Fachhochschule Koblenz u.a. über Kinderschutz und Kinderrechte

Trotz des 2012 neu in Kraft tretenden Bundeskinderschutzgesetzes sind nach einhelliger Meinung der Experten des Fachtages Kinderschutz noch viele verlorene und auch verlogene Aspekte zu beklagen. Zu diesem Thema diskutierten 160 Praktiker und Studierende an der Fachhochschule Koblenz.

Unter der fachlichen Leitung von Prof. Dr. Kathinka Beckmann fand im Fachbereich Sozialwesen ein Fachtag mit dem Motto: "Verlorene Aspekte des Kinderschutzes - Jede Woche 3 vorbei?" statt. Geplant und durchgeführt wurde die Tagung im Rahmen der Projektwerkstatt „Kinder- und Jugendhilfe“ des Bachelor Studienganges Soziale Arbeit von zwei engagierten Studentinnen des Fachbereichs Sozialwesen. Maßgeblich meisterten Anna-Alexandra Allmann und Janina Waibel die anspruchsvolle Aufgabe der Projektkoordination. Anleitende Hilfestellung und organisatorische Unterstützung leisteten das Institut für Forschung und Weiterbildung (IFW) und der Verein Jede Woche 3 (www.jedewoche3.de).

Im Rahmen von vier Fachvorträgen sowie durch den interdisziplinären Austausch in insgesamt fünf Workshops wurden die 160 Teilnehmer für die verlorenen Aspekte des Kinderschutzes sensibilisiert und fachbezogen weitergebildet. Die Vorträge im Plenum verdeutlichten die verschiedenen Facetten des Kinderschutzes aus unterschiedlichen fachlichen Perspektiven:

Prof. Dr. Kathinka Beckmann machte auf die Schwierigkeiten der Finanzierung der Jugendhilfe aufmerksam und erklärte, dass das Bundesgesetz von den Kommunen ausgeführt und bezahlt werden muss, während Prof. Dr. Armin Schneider eindrücklich die (Ohn-)Macht des Jugendhilfeausschusses akzentuierte. In einer bundesweiten Studie des Vereins „Jede Woche 3“, die von Professoren der FH Koblenz durchgeführt wurde, wird deutlich, dass dieser Ausschuss hinter seinen Möglichkeiten deutlich zurückbleibt. Die Aspekte der Zusammenarbeit der Sozialen Arbeit mit anderen Professionen im Rahmen des Kinderschutzes verdeutlichten die Rechtsmedizinerin der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz, Dr. Verena Héroux sowie Kriminalhauptkommissar Heinz Sprenger in Vorträgen zu Schwierigkeiten in der Kooperation zwischen Kinderärzten und Sozialer Arbeit und der Rolle der Polizei beim Kinderschutz und Schwierigkeiten in Kooperation mit der Sozialen Arbeit.

Die Tagungsteilnehmer erhielten neben plastischen Hinweisen auf körperliche Misshandlung auch weitere Einblicke in den Alltag von Rechtsmedizin und Kripo. So ist Kindesmisshandlung für Ärzte immer noch nicht meldepflichtig.

In den fünf Workshops mit den Schwerpunkten Kinderschutz und Kinderrechte – Vernetzung Jugendhilfe und Justiz (Christa Seeliger/ Andrea Happe-Winter), Traumata als kritische Lebensereignisse in der Kindheit (Dr. Catharine Kaiser-Hylla), Engagement und Desillusionierung – Diskrepanz zwischen Studium und Arbeitsalltag (Frederik Wetter) Migrationssensibler Kinderschutz (Prof. Dr. Stephan Bundschuh/ Dr. Birgit Jagusch) und Effektivität von Jugendhilfemaßnahmen und Image des Jugendamtes (Jens Volkmer) trafen sich Studierende und Tagungsteilnehmer verschiedener Professionen zum Austausch und diskutierten vielfältigen Aspekte des Kinderschutzes. Die Ergebnisse der Workshops wurden im Nachmittagsprogramm des Fachtages (Moderation: Prof. Dr. Daniela Braun) durch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vorgestellt.

Resümierend bleibt der Eindruck eines rundum gelungenen Tages, der trotz seines unbequemen Schwerpunktes für ein „volles Haus“ und zufriedene Gäste sorgte. Fachkräfte verschiedener Professionen und Studierende wurden auf die Missstände im Kinderschutz aufmerksam gemacht, für den Umgang mit Kindern und Jugendlichen sensibilisiert und mit der Parole: „Niemals Aufgeben!“ verabschiedet.

 

Rund 160 Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten an der Fachhochschule Koblenz das Thema „Kinderschutz“ aus verschiedenen Blickrichtungen.

 

Prof. Dr. Daniela Braun moderierte das Nachmittagsprogramm der Fachtagung.

 

Ansprechpartnerin:
Antje Wagner
Institut für Forschung und Weiterbildung (IFW)
Fachbereich Sozialwesen
Tel. 0261 9528-239
antwagner@fh-koblenz.de