Hochschule Koblenz und DSAG veröffentlichen Erkenntnisse zum Umstieg auf das neue System SAP S/4HANA

27.08.2019

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KOBLENZ/WALLDORF. Praktisch alle größeren Unternehmen in Deutschland arbeiten mit SAP. Damit stehen sie vor der Herausforderung, auf das neue System S/4HANA umsteigen zu müssen, das in vielen Aspekten grundlegend anders aufgebaut ist als sein Vorgänger und daher sowohl weitreichende Chancen als auch relevante Risiken mit sich führt. Um zu untersuchen, wo Unternehmen aktuell stehen, welche Hindernisse sie zu überwinden haben und inwieweit sie die notwendigen Aktivitäten als Chance für weitergehende Entwicklungen nutzen, hat die Hochschule Koblenz in Zusammenarbeit mit der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG), Computerwoche sowie Process and Project die Studie "Positionsbestimmung S/4HANA" durchgeführt. Die aufschlussreichen Ergebnisse der von Prof. Dr. Ayelt Komus geleiteten Studie sind nun veröffentlicht und kostenfrei abrufbar.

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Aufgerufen zur Teilnahme waren alle Personen, die aktuell mit Planung und Management von S/4HANA betraut sind, diese intern oder extern beauftragen beziehungsweise verantworten oder über besondere Expertise verfügen. Ausgewertet wurden die Angaben von 184 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, von denen 85 % die Bedeutung von S/4HANA für ihr Unternehmen als hoch oder sehr hoch einschätzen. Entsprechend messen sie dem Umstieg auf das neue SAP S/4HANA-System insgesamt eine sehr hohe Bedeutung zu. Für 80 % der Teilnehmer gehört die S/4HANA Einführung zu den Top 3 Themen, für 29 % ist es sogar das derzeit größte Projekt. 82 % der Umfrageteilnehmer und -teilnehmerinnen bewerten die SAP S/4HANA Einführung als ein sehr umfangreiches und aufwendiges Vorhaben. Zwei Drittel der Umfrageteilnehmer orientieren sich bei der Einführung von SAP S/4HANA am klassischen Projektmanagement. Als Antrieb für die Umstellung gaben die Unternehmen vor allem Zukunftssicherheit und die Umstellung von Geschäftsprozessen an. Die meisten ziehen keine Alternativen zu SAP S/4HANA in Betracht (84%).

Sehr unterschiedlich ausgeprägt sind dagegen die Ansichten der Anwenderinnen und Anwender, was Vorgehensweisen, Cloud-Modelle aber auch die Berücksichtigung vorangegangener Erfahrungen sowie die Nutzung agiler Methoden betrifft. Knapp zwei Drittel der Umfrageteilnehmer und -teilnehmerinnen verwenden als Betriebsmodell eine On Premise Lösung. Als Gründe bei der Auswahl für die Cloud Nutzungsform geben Cloud Nutzer vor allem Zukunftssicherheit und Skalierbarkeit an. On Premise Nutzer argumentieren dagegen über Datenschutz und Individualisierbarkeit.

Es zeigt sich, dass über 40 % der Unternehmen einen Greenfield-Ansatz nutzen wollen, also eine vollständige Neugestaltung der Prozesse. Der Großteil (87%) möchte ferner die Einführung nutzen, um bestehende Prozesse zu hinterfragen. Zugleich wollen jedoch knapp zwei Drittel beim bisherigen On-Premise Betreibermodell bleiben. Übereinstimmend wird die mangelnde Verfügbarkeit geeigneter Berater als kritischer Faktor eingestuft.

„Die meisten Unternehmen haben sehr wohl verstanden, welche Chance, aber auch welche Herausforderung die anstehende Umstellung auf S/4HANA bedeutet“, kommentiert Prof. Komus, Professor für Organisation und Wirtschaftsinformatik an der Hochschule Koblenz und Leiter der Studie. „Viele Unternehmen haben sich vorgenommen, Ihre SAP-Systeme und Prozesse bei diesem Umstieg neu aufzustellen. Fraglich bleibt aber, inwieweit Unternehmen diese Bereitschaft, ihre Systeme und Prozesse zu hinterfragen, auch auf das Vorgehen bei Umstellung und Weiterentwicklung des SAP-Systems beziehen“, so Komus weiter. Die früheren Erkenntnisse wie verbessertes Veränderungsmanagement in der Organisation und verstärkte Einbindung der Fachabteilung scheinen bei der tatsächlichen Umsetzung kaum beachtet zu werden. Insgesamt geben nur 16 % der Befragten an, die Erfahrungen aus früheren vergleichbaren Projekten systematisch zu berücksichtigen. Auch die Nutzung der Potenziale agiler Methoden bliebe weit hinter den Möglichkeiten zurück. „Unternehmen sollten nicht nur die aktuellen Systeme und Prozesse in Frage stellen, sondern auch kritisch reflektieren, wie eventuell unbefriedigende Systemstrukturen in der Vergangenheit entstehen konnten und was zu tun ist, um dies für die Zukunft zu vermeiden. So lässt sich die Chance S/4HANA-Umstellung optimal nutzen.“, resümiert Komus.

Auch aus Sicht des Projektpartners DSAG hat diese Studie interessante Erkenntnisse gebracht. „Die Ergebnisse bestätigen die Erfahrungen der DSAG-Mitglieder im Arbeitskreis S/4HANA. Dazu gehört unter anderem die Einschätzung, in welcher Phase der Vorbereitung und Umsetzung ihrer S/4HANA-Projekte die Mitglieder sich aktuell befinden. Das spiegelt sich in den erhobenen Statistiken gut wider. Erfreulich zu entdecken war, dass S/4HANA als ERP-System auch weiterhin die wichtigste Rolle im SAP-Portfolio spielt“, kommentiert Patrick Kosche, Sprecher des DSAG-Arbeitskreises S/4HANA einen Aspekt der Studie. Außerdem erachtet er für die weitere Arbeit im Arbeitskreis S/4HANA die Erkenntnis für wichtig, dass die Unternehmen On-premise-Lösungen weiterhin bevorzugen, unabhängig davon, ob im Inhouse-Betrieb oder in einer Hosting- bzw. Cloud-Umgebung.

Mehr Informationen zur Zugang zum kostenfreien Studienbericht finden sich unter www.hs-koblenz.de/S4-Studie/.