Die große Finanzmarktkrise auf dem Prüfstand

Studierende befragten die Vorstandsvorsitzenden der Kreissparkasse Ahrweiler und der Volksbank RheinAhrEifel eG – große Resonanz in der Bevölkerung

Warum wurden leichtfertig Kredite vergeben und irreale Renditen versprochen? Wie kam es dazu, dass die Finanzkrise nach Deutschland überschwappte? Wird durch das Rettungspaket der Bundesregierung alles wieder gut? Diese Fragen versuchten Studierende des Masterstudiengangs Betriebswirtschaft unter Leitung von Prof. Dr. Stefan Sell mit einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung am Rhein-AhrCampus zu beantworten.

Über 260 Gäste verfolgten den Vortrag der Studierenden zur Chronologie der Ereignisse und den Ursachen der Krise sowie der Vorstellung des Rettungspakets der Bundesregierung.

Prof. Dr. Stefan Sell ging auf die massiven Ungleichgewichte in der Einkommens-verteilung und der Vermögensanhäufung in Deutschland ein. Ein Weg aus der Krise sei eine bessere Verteilung der Einkommen. Dadurch wird die Binnennachfrage gestärkt und die Konjunktur angekurbelt.

In der anschließenden Podiumsdiskussion stellten sich die Vorstandsvorsitzenden Bernd Kaiser, Volksbank RheinAhrEifel eG, und Dieter Zimmermann, KSK Ahrwei-ler, den kritischen Fragen der Masterstudierenden.

Gefragt nach der Bereitschaft, großzügig Kredite zu vergeben, sieht Bernd Kaiser durch die hohe Eigenkapitalquote der Volksbank keine Probleme, solange die Kun-den kreditwürdig sind. Auf vorhandene Risiken angesprochen, verwies er auf Ge-schäfte mit der IKB. Die Verluste der Volksbank in Höhe von 5 Mio. hielten sich je-doch im Rahmen.

Auf die Frage, wie es zu den Verlusten der Landesbanken kommen konnte und welche Auswirkungen auf die KSK zu befürchten sind, erklärte Dieter Zimmermann, dass die betroffenen Landesbanken durch die Aufgabe der Staatshaftung gezwun-gen waren, sich auch über risikobehaftete Geschäfte zu refinanzieren. Durch den Haftungsverbund mit der stabilen Landesbank Baden Württemberg sieht er die Ein-lagen der Kreissparkassenkunden jedoch nicht gefährdet.

Trotz der Unruhen am Markt haben sich die Sparkassen, so Dieter Zimmermann, besonnen verhalten. Man könne über Rettungspakete streiten, aber sie werden seiner Meinung nach gebraucht. Laut Bernd Kaiser sieht der Genossenschaftsbe-reich eine Chance zu einem neuen Boom. Mit dem Geschäftsmodell der Volksbank, Gelder aus der Region in die Region zu investieren, werden keine Risiken einge-gangen. Die regionale Verankerung der Einlagen wie der Kreditvergabe ist auch bei der Kreissparkasse ein markantes Markenzeichen. Letztendlich haben sich die bei-den Banken sehr „altmodisch“ verhalten hinsichtlich der vielen Risiken im Bankge-schäft – und damit sind sie heute ganz „modern“. Allerdings wurde auch die Rolle eines Teils der Bankkunden kritisch beleuchtet – auch hier gab und gibt es die „Gier“ nach immer höheren Renditen, die aber von den „konservativ“ wirtschaftenden Sparkassen und Volksbanken nicht realisiert werden können.

Die zahlreichen Zuhörer hatten dann die Gelegenheit, Fragen an das Podium zu richten. Es entwickelte sich eine intensive Diskussion über einzelne Aspekte des Themas.

Ob nun alles gut wird, kann man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Einig waren sich jedoch die Vertreter der Banken, dass regional keine weitere Regulie-rung nötig ist, dass aber eine weltweite Finanzaufsicht gebraucht wird. Fazit der Studierenden: nur so kann eine erneute Finanzmarktkrise verhindert werden.

Die Besucher der von den Studierenden organisierten Veranstaltung waren begeis-tert und lobten die professionelle Durchführung. Sparkassenchef Zimmermann be-dankte sich bei den Studierenden mit einem besonderen Kompliment: Er habe in den vergangenen Wochen viele Talkshows im Fernsehen zum Thema Bankenkrise gesehen, aber die Inhalte und der Tiefgang dessen, was die Studierenden hier vor-getragen haben, wäre eindeutig besser und gehaltvoller. Auch Professor Sell zeigte sich beeindruckt von der Leistung „seiner“ Studierenden und will angesichts der großartigen Resonanz in der Bevölkerung auch in Zukunft Veranstaltungen dieses Formats anbieten.


Remagen, 7. November 2008