Cluster-Klassenfahrt an die Hochschule Koblenz – Wichtige Orientierungshilfe bei der Lehrstellensuche

Hilfe bei der beruflichen Orientierung bietet die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Westerwaldkreis mbh mit ihren Cluster-Klassenfahrten. Diese bringen nach Perspektiven suchende Jugendliche und innovative Unternehmen aus der Region zusammen - so wie bei einem Besuch von 30 Realschülern der Realschul plus aus Rennerod an der Hochschule Koblenz (WesterWaldCampus) und bei der Firma Steuler in Höhr-Grenzhausen.

Keramik ist heute allgegenwärtig. Das erfahren die 30 Schüler einer 8. Klasse der Realschule plus bei ihrer ersten Station an diesem Tag. Im großen Hörsaal des WesterWaldCampus in Höhr-Grenzhausen stellt Prof. Dr. techn. Antje Liersch den Studiengang Werkstofftechnik Glas und Keramik vor. Anschaulich, am Beispiel eines ganz normalen Tagesablaufs. Immer wieder begegnet den Schülern die Keramik, verarbeitet in den unterschiedlichsten Gebrauchsgegenständen wie etwa Geschirr und Sanitäranlagen, aber auch in Laptops oder Handys.

Der Theorie folgt jedoch schnell die Praxis – in den Bereichen Chemie, Glasurlabor und Rasterelektronenmikroskopie. Die Schüler emaillieren kleine Metallplättchen, werfen einen faszinierenden Blick durch ein Auflichtmikroskop – zum Beispiel auf ein Geldstück - oder lassen bei der Produktion von Duftstoffen einen Hauch von Karamell durch das Chemielabor wehen. Die Faszination für die Werkstoffe Glas und Keramik ist geweckt.

Am Nachmittag stattet die Gruppe der Firma Steuler in Höhr-Grenzhausen einen Besuch ab, wirft so einen Blick hinter die beeindruckende Industriefassade des weltweit agierenden Unternehmens. Spätestens jetzt bringt die Clusterfahrt zusammen, was sich bis hierhin vielleicht gesucht, aber noch nicht gefunden hat. Denn während Jugendliche nach einer beruflichen Perspektive suchen, droht Unternehmen wie Steuler ein Fachkräftemangel. „Ich finde das super interessant hier, würde gerne später in einem solchen Bereich arbeiten“, sagt Julius (14) – und viele seiner Mitschüler denken ähnlich. Dabei hatte ihnen Personalleiterin Tanja Demko da erst die Vielfalt in der Unternehmensgruppe Steuler und deren berufliche Perspektiven vorgestellt – die Praxis sollte noch folgen. „Wir möchten uns den Schülern schon früh als gute Ausbildungsfirma präsentieren und auf uns aufmerksam machen“, sagt Tanja Demko. Die Personalleiterin ist Mitglied im Arbeitskreis Schule und Wirtschaft, hilft dort aktiv mit, die Kommunikationswege zwischen Schule und Wirtschaft zu verkürzen. „Uns ist es wichtig, dass Schule viel von Wirtschaft erfährt, aber auch Wirtschaft viel von Schule.“ Raus aus dem Schulalltag, hinein in die Berufspraxis – für einen Tag tauschen die Schüler den Klassenraum gegen die Praxis.

„Eine ganz tolle Sache“, sagt Markus Henkel. Er ist seit 2008 Jobfux an der Schule in Rennerod, fungiert als Schnittstelle zwischen Schülern, Eltern, Betrieben und Schule. „Der Schüler steht dabei immer im Mittelpunkt. So wie bei dieser Clusterfahrt.“ Durch Zufall hatte er von dem Angebot der Wirtschaftsförderung des Westerwaldkreises gehört. „Ich habe dann dort Interesse an einer solchen Cluster-Klassenfahrt angemeldet. Und heute sind wir hier. Ich bin mehr als überrascht von dem Angebot. Für die Schüler ist das eine sehr wichtige Orientierungshilfe.“

Zum Abschluss der Clusterfahrt lernen die Schüler aus Rennerod die Arbeitsbereiche Feuerfest und Kunststoff der Firma Steuler am Standort in Höhr-Grenzhausen kennen. Werfen einen Blick auf die Produktionsabläufe in der Kunststoff-Verarbeitung oder in den mächtigen Tunnelofen, in dem mehr als 1300 Grad herrschen. „Viele Schulabgänger wissen nicht, was sie werden wollen“, sagt Christine Drewanz, die die Schüler im Fach Technik- und Naturwissenschaft, aber auch in Chemie unterrichtet. „Je früher es Orientierungshilfen wie diese Clusterfahrt gibt, desto besser.“ Im Vorfeld hatte die Klasse Steckbriefe zur Hochschule und zum Unternehmen Steuler erstellt, sich mit den Ausbildungsberufen der Branche beschäftigt. „Zudem werden wir den Besuch im Unterricht auch noch einmal nachbereiten.“

Seit 2010 veranstaltet die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Westerwaldkreises die so genannten Cluster-Klassenfahrten, bringt so Unternehmen des Innovationsclusters Metall Keramik Kunststoff und Schüler zusammen. Das erklärte Ziel des vom Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung Rheinland-Pfalz ins Leben gerufenen und von EU, Land Rheinland-Pfalz und WFG finanziell geförderten Clusters ist die Innovationsförderung und Stärkung der Wirtschaft im nördlichen Rheinland-Pfalz. „Wir setzen auch in Zukunft auf die Clusterfahrten, denn sie zeigen uns in der Praxis, dass das Konzept aufgeht“, sagt Katharina Schlag, Projektleiterin Innovationscluster bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft . „Es gibt Überlegungen, diese Fahrten noch spezieller zu gestalten - zum Beispiel klassenübergreifend für Schüler, die sich ganz konkret eine Ausbildung in den Bereichen Metall, Keramik und Kunststoff vorstellen können.“