Für wen ist dieser Text?

Dieser Text enthält Informationen und Tipps für Personen, die

  • bereits ein zur Promotion berechtigendes Studium abgeschlossen haben
  • noch keine Promotion abgeschlossen haben
  • noch nicht über Berufserfahrung verfügen
  • und bisher noch keine Lehrerfahrung haben.

Ist das die Ausgangslage, zu der du Infos und Anregungen wünschst? Dann bist du hier genau richtig.

Wie soll es nun für dich weitergehen?

Mit deinem Studium hast du bereits einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur HAW-Professur zurückgelegt und eine der vier Berufungsvoraussetzungen erlangt. Wie soll es nun für dich weitergehen?

Möchtest du zunächst einmal praktische Berufserfahrung in deinem studierten Beruf sammeln?

Oder möchtest du direkt mit deiner Promotion beginnen, vielleicht auf einer Promotionsstelle, auf der du zugleich hochschulische Berufserfahrung sammeln kannst?

Egal, für welchen dieser beiden Optionen du dich entscheidest: Da beide – die Berufserfahrung, die auch Zeiten außerhalb des Hochschulbereichs umfassen muss, und der Doktortitel – Voraussetzungen für eine HAW-Professur sind, kann sowohl der eine als auch der andere Weg dich näher zur Professur führen. Welche Reihenfolge von praktischer Berufserfahrung und wissenschaftlicher Weiterqualifizierung macht für dich persönlich am meisten Sinn?

Was wird voraussichtlich wann in dein Leben passen? Hast du z.B. Familienaufgaben, so dass dies in die Planung möglicher Karriereschritte einbezogen werden sollte?

Hier ein paar Überlegungen, die dir bei der weiteren Planung helfen können:

Pfad 1: zuerst in die Praxis

Wer nach dem Master in die Praxis geht, sammelt wertvolle Erfahrungen, Kompetenzen und Praxisbeispiele und arbeitet an der Erfüllung der Berufungsvoraussetzung ‚außerhochschulische Berufserfahrung‘. Gerade nach langjähriger Praxis verliert man allerdings im Gegenzug manchmal den Kontakt in die Hochschulwelt und den Anschluss an wissenschaftliche Diskurse in der eigenen Fachdisziplin. Das kann dann eine – subjektive oder objektive – Hürde sein, wenn man später für die Doktorarbeit wieder an eine Hochschule zurückkehren möchte. Hier kann es helfen, auch nach dem Abschluss des Masters aktiv den Kontakt zu Professorinnen und Professoren – beispielsweise den Betreuenden der Master-Thesis – zu pflegen. Vielleicht kannst du mit ihnen an Fachartikeln und gemeinsamen Konferenzbeiträgen arbeiten oder einen nebenberuflichen Lehrauftrag annehmen. Gerade HAWen beschäftigen häufig Praktikerinnen und Praktiker als freiberufliche Lehrbeauftragte. Ein Lehrauftrag böte dir außerdem die Gelegenheit, auf eine weitere Berufungsvoraussetzung hinzuarbeiten: Die pädagogische Eignung bzw. Lehrerfahrung. Um als Praktikerin dennoch up to date im wissenschaftlichen Diskurs zu bleiben, kannst du z.B. weiterhin die einschlägigen Fachzeitschriften sichten.

Pfad 2: zuerst die Promotion

Wer anders herum – wie es insbesondere bei wissenschaftlich sehr interessierten Studierenden an Universitäten zuweilen der Fall ist - vom Bachelor direkt in den Master geht und unmittelbar danach z.B. auf einer Promotionsstelle den Weg in Richtung Doktortitel einschlägt, dem fehlt die Praxiserfahrung und der Praxisbezug, die für die HAW-Professur unabdingbar sind. Wir empfehlen daher, zu überlegen: Wann ist ein günstiger Zeitpunkt, um Praxiserfahrung zu sammeln? Je nach Kontext, in dem du promovierst (neben- oder hauptberuflich, mit einem Stipendium oder über eine Berufstätigkeit finanziert, alleine oder eingebunden in ein Promotionskolleg, …), kannst du in dieser Zeit bereits wertvolle Praxiskontakte knüpfen – beispielsweise, wenn du eine Industrie-Promotion machst oder über ein Forschungsvorhaben schreibst, für das die Hochschule mit Praxispartnern zusammenarbeitet. Oder vielleicht erlaubt es deine Lebenssituation, dass du in der Praxis mit mindestens 50% arbeitest und gleichzeitig promovierst? Viele Hochschulen haben – entweder zentral, oder in den Fachbereichen, oder beides – Anlaufstellen für Promotionsinteressierte. Sie heißen z.B. Promotionszentrum, Graduiertenzentrum o.Ä. Wir empfehlen, sich dort zu den verschiedenen Möglichkeiten, eine Promotion in das sonstige Leben einzubinden, beraten zu lassen.

 

Wir wünschen dir viel Glück und hilfreiche Unterstützerinnen und Unterstützer auf deinem Weg!

 

Bitte bedenke, dass diese Reflexionsfragen und Anregungen nur erste Impulse geben können. Formelle und informelle Regelungen, Gepflogenheiten, Bedarfe sowie ‚Do’s und ‚Don’t’s sind nicht nur Veränderungen unterworfen und unterscheiden sich teilweise von Bundesland zu Bundesland und von Hochschule zu Hochschule, sondern teilweise sogar von Fachbereich zu Fachbereich und von Professur zu Professur. Das klingt erst einmal verwirrend und ein bisschen ungewiss? Ja, finden wir auch. Aber es beinhaltet auch eine große Chance: Wenn du frühzeitig Netzwerke in die für dich interessante(n) Hochschule(n) knüpfst, wirst du zum Zeitpunkt deiner Bewerbung bereits eine Vorstellung von der ‚Hauskultur‘ dort haben und kannst dies in deiner Bewerbung berücksichtigen und damit möglicherweise eine Nasenlänge vor gleich qualifizierten Mitbewerberinnen und Mitbewerbern landen.