Für wen ist dieser Text?

Dieser Text enthält Informationen und Tipps für Personen, die

  • bereits ein zur Promotion berechtigendes Studium abgeschlossen haben
  • noch keine Promotion abgeschlossen haben
  • über Berufserfahrung verfügen, die bisher die Anforderungen für eine HAW-Professur noch nicht vollumfänglich erfüllt,
  • und bisher noch keine Lehrerfahrung haben.

Ist das die Ausgangslage, zu der du Infos und Anregungen wünschst? Dann bist du hier genau richtig.

Wenn du bereits ein Studium abgeschlossen hast, das dich zur Promotion berechtigt, und außerdem bereits Berufserfahrung mitbringst, hast du schon wesentliche Schritte auf dem Weg zur HAW-Professur zurückgelegt.

Die für die HAW-Professur festgelegten Anforderungen an die Berufserfahrung scheinen allerdings noch nicht vollumfänglich erfüllt. Reminder: Für die HAW-Professur werden mindestens 5 Jahre Berufserfahrung nach dem Studium benötigt, davon mindestens drei Jahre außerhalb des Hochschulbereichs.

Wie ist das bei dir?

Hast du zwar viele Jahre Berufserfahrung, aber nicht genug außerhalb der Hochschule?

Oder hast du schlicht insgesamt noch zu wenige Jahre Berufserfahrung?

Wenn du aktuell im Hochschulbereich arbeitest ...

Wenn du aktuell im Hochschulbereich arbeitest und dir noch Berufserfahrung in der außerhochschulischen Praxis fehlt, könnte es helfen, wenn du dich fragst: Welche Chancen und welche Risiken wären für dich damit verbunden, von der Hochschule in die Praxis zu wechseln?

Hast du eventuell Praxispartner im Auge, mit denen du bereits in deiner aktuellen Tätigkeit kooperierst?

Oder andere interessante Arbeitgeberinnen / Arbeitgeber?

Und welches außerhochschulische Arbeitsfeld und welche Position würde dich besonders gut für deine Wunsch-Professur(en) qualifizieren?

Wann würde ein Umbruch, wie es der Wechsel hinein in eine Berufstätigkeit außerhalb der Hochschule wäre, voraussichtlich gut in dein Leben passen?

Hast du z.B. Ehrenamts- oder Familienaufgaben, so dass dies in die Planung möglicher Karriereschritte einbezogen werden sollte?

Und wie kannst du nach einem Wechsel in die Praxis den Kontakt in die Wissenschaftslandschaft aufrechterhalten?

Denn auf dem Weg zur HAW-Professur steht ja für dich auch noch die Promotion an, so dass es gut ist, wenn du zu den wissenschaftlichen Diskursen deiner Fachdisziplin auf dem Laufenden bleibst.

Vielleicht hast du ja auch guten Kontakt zu Professorinnen oder Professoren, mit denen du hin und wieder einen Fachartikel schreiben kannst. Bietet die Person, die deine Master-Thesis betreut hat, diese Möglichkeit beispielsweise an?

Oder hast du zusätzlich zu einer hauptberuflichen Tätigkeit in der Praxis vielleicht Zeit und Interesse, einen freiberuflichen Lehrauftrag an einer HAW anzunehmen?

Wer könnte dich bei deinen sonstigen Aufgaben (z.B. zusätzliche Ämter und Funktionen im Beruf, (Sorge-)Arbeit zu Hause oder im Ehrenamt, ...) unterstützen, damit Freiraum dafür entsteht? Oft finden sich auf den Websites von Hochschulen allgemeine Hinweise zu Lehraufträgen – für die Hochschule Koblenz zum Beispiel hier. Ansonsten kannst du bei den Sekretariaten der Fachbereiche oder Studiengänge, die dich Interessieren, oft entsprechende Informationen bekommen. Ein Lehrauftrag hätte den Vorteil, dass du damit auch schon an der noch fehlenden Berufungsvoraussetzung ‚pädagogische Eignung / Lehrerfahrung‘ arbeiten könntest.

Wenn du aktuell in der außerhochschulischen Praxis arbeitest...

Wenn du anders herum aktuell in der außerhochschulischen Praxis arbeitest, aber insgesamt noch nicht genug Jahre an Berufserfahrung hast, stellt sich ebenfalls die Frage:

Wie kannst du den Kontakt in die Wissenschaftslandschaft aufrechterhalten beziehungsweise (wieder-)herstellen? Auch du kannst überlegen, ob du mit deinem / deiner Thesis-Betreuer*in in Kontakt bleiben kannst oder durch die Teilnahme an wissenschaftlichen Fachtagungen und Konferenzen neue Kontakte zu HAWen und Universitäten aufbauen magst.

Wenn du – auch mit Blick auf die gesetzlich festgelegten Voraussetzungen - genügend relevante Praxiserfahrung gesammelt hast, kannst du auch erwägen, dich als nächstes auf eine wissenschaftliche oder wissenschaftsnahe Stelle an einer Hochschule zu bewerben. Aber Achtung: Sollte es sich dabei um eine Hochschule handeln, an der du gerne später Professorin sein würdest, beachte bitte unbedingt die Regelungen zum Hausberufungsverbot (s. Glossar).

Solltest du einen solchen Wechsel ernsthaft in Betracht ziehen, ist die Frage hilfreich:

Wann würde ein Umbruch, wie es der Wechsel hinein in eine Berufstätigkeit im Hochschulbereich wäre, voraussichtlich gut in dein Leben passen? Hast du z.B. Familienaufgaben, so dass dies in die Planung möglicher Karriereschritte einbezogen werden sollte?

Alternativ kannst du überlegen, ob du weiterhin hauptberuflich in der Praxis arbeiten, aber zusätzlich einen freiberuflichen Lehrauftrag an einer HAW oder Uni annehmen möchtest (zu diesem Thema schaue bitte im vorherigen Absatz nach).

Promotion und Lehrerfahrung

Wenn du dann mit der Zeit deine Berufserfahrung so komplettiert hast, dass sie den Anforderungen für die HAW-Professur entspricht, hast du mit Studium und Berufserfahrung schon zwei der vier Berufungsvoraussetzungen in der Tasche. Es fehlen dann noch die Promotion und die Lehrerfahrung.

Die Lehrerfahrung kannst du, wie oben beschrieben, zum Beispiel nebenberuflich als Lehrbeauftragte sammeln, oder auch hauptberuflich als so genannte Lehrkraft für besondere Aufgaben oder auf einer anderen Hochschul-Stelle mit Lehranteil. Oft ist auch mit Promotionsstellen eine Lehrverpflichtung verbunden.

Eine Promotionsstelle ist eines von mehreren Formaten, wie man das Schreiben der eigenen Doktorarbeit mit einem Einkommen verbinden kann – Stipendien oder eine Berufstätigkeit, die nichts mit deiner Promotion zu tun hat, sind andere Optionen. Zum Thema Promotion lässt du dich am besten bei einem Promotions- oder Graduiertenzentrum beraten oder direkt an der Fakultät / dem Fachbereich, an der oder dem du gerne promovieren würdest. Auch Professorinnen und Professoren, zu denen du während des Master-Studiums einen guten Draht hattest, sind häufig gute erste Ansprechpersonen zum Thema Doktorarbeit. Gerade für Personen, die ihren Master an einer HAW absolviert haben, ist es zuweilen etwas kniffeliger, fundierte Informationen zur Promotion zu erhalten, da die Promotion an oder im Verbund mit HAWen noch keine so lange Tradition hat wie an Universitäten. Aber lass dich nicht entmutigen – wenn du an einer Stelle keine zufriedenstellenden Antworten bekommst, frage einfach an einer anderen Stelle weiter.

 

Wir wünschen dir viel Glück und hilfreiche Unterstützerinnen und Unterstützer auf deinem Weg!

 

Bitte bedenke, dass diese Reflexionsfragen und Anregungen nur erste Impulse geben können. Formelle und informelle Regelungen, Gepflogenheiten, Bedarfe sowie ‚Do’s und ‚Don’t’s sind nicht nur Veränderungen unterworfen und unterscheiden sich teilweise von Bundesland zu Bundesland und von Hochschule zu Hochschule, sondern teilweise sogar von Fachbereich zu Fachbereich und von Professur zu Professur. Das klingt erst einmal verwirrend und ein bisschen ungewiss? Ja, finden wir auch. Aber es beinhaltet auch eine große Chance: Wenn du frühzeitig Netzwerke in die für dich interessante(n) Hochschule(n) knüpfst, wirst du zum Zeitpunkt deiner Bewerbung bereits eine Vorstellung von der ‚Hauskultur‘ dort haben und kannst dies in deiner Bewerbung berücksichtigen und damit möglicherweise eine Nasenlänge vor gleich qualifizierten Mitbewerberinnen und Mitbewerbern landen.