Girls‘Day an der Hochschule Koblenz war ein voller Erfolg

KOBLENZ/HÖHR-GRENZHAUSEN. Wie baut man einen Ottomotor zusammen? Was haben ein Blumentopf, Omas Hüftgelenk und ein Handy gemeinsam? Warum ist der schiefe Turm von Pisa schief? Was muss man beim Löten einer elektronischen Lichtschaltung beachten, damit das Lämpchen später auf Berührung blinkt? Diese und viele Fragen mehr beantworteten Expertinnen und Experten aus verschiedenen Fachrichtungen der Hochschule Koblenz beim diesjährigen Girls‘Day. Nach kurzweiligen Einführungen im Theorieteil durften die angemeldeten Schülerinnen selbst Hand anlegen an Benzinmotor, Lötkolben, Rasterelektronenmikroskop oder den geräumigen „Sandkasten“, an dem im Erd- und Grundbaulabor des Fachbereichs Bauwesen geforscht wird.

Der bundesweite „Girls‘Day 2016 – Mädchen-Zukunftstag“ lud Schülerinnen ab der fünften Klasse dazu ein, sich umfassend über eher männlich dominierte Berufe zu informieren, um so ihr Berufswahlspektrum zu vergrößern. An allen drei Standorten der Hochschule Koblenz in Höhr-Grenzhausen, Koblenz und Remagen boten Lehrende ein bunt gefächertes Mitmach-Programm an. So erhielten die jungen Teilnehmerinnen einen frischen Einblick in den Alltag der Studierenden und die Aufgaben angehender Ingenieurinnen. Einen ganzen Tag lang waren die Mädchen in Kleingruppen in den Laboren der Hochschule unterwegs und mit Hilfe von fachkundiger Anleitung selbst aktiv.

Aus manchen Workshops konnten sie sogar selbst geschaffene Werkstücke mit nach Hause nehmen. Im Koblenzer Kurs „Löten von Blinkherzen“ bauten die Mädchen zum Beispiel aus vielfältigen elektronischen Bauteilen eine Schaltung, die auf Berührung blinkt. Sicher eingearbeitet in ein kleines Plastikherz durften sie das Ergebnis mit nach Hause nehmen. Unter den wachsamen Augen von Dipl.-Ing. Michael Erwig und seinem Team aus dem Fachbereich Elektro- und Informationstechnik bestückten die Mädchen Platinen mit Sensoranschlüssen und anderen filigranen Elementen. „Die Schülerinnen lernen hier vor allem den praktischen Umgang mit Werkzeug und Elektrik. Besonders beim Löten muss man vorsichtig arbeiten und die Lötspitze immer ordentlich sauber halten“, erklärte Erwig.

Bei der Doktorandin und Dipl.-Ing. Katharina Sosinka schnupperten die jungen Frauen Forschungsluft. Nach dem Motto „Bauingenieurwesen – typisch Mädchen!“ machten sie spannende Versuche im Erd- und Grundbaulabor des Fachbereichs Bauwesen. Zuvor rückte der Beruf der Bauingenieurin schon durch einen lebendigen Vortrag in greifbare Nähe. Dort lernten die Schülerinnen unter anderem, dass der schiefe Turm von Pisa gerade stünde, hätte man damals in der Baugrunderkennung gründliche Vorarbeit geleistet: Zur Hälfte wurde er auf Schlammgrund gebaut.

Im Workshop „Girlpower am Motor” probierten die Mädchen sich als Maschinenbauerinnen aus. Experimente zeigten ihnen, wie die Ausdehnung von Gasen funktioniert oder wie ein Benzin-Luft-Gemisch sich im richtigen Verhältnis entzündet. Anschließend schauten die Teilnehmerinnen sich selbst im Detail an, woraus ein Motor besteht und wie er aufgebaut ist. In der Werkstatt zerlegten sie einen Benzinmotor in seine Einzelteile und schraubten ihn danach wieder zusammen. Dipl.-Ing. Svetlana Belikov und Erwin Rech aus dem Fachbereich Maschinenbau leiteten den Kurs. Belikov, die zum ersten Mal einen Kurs auf dem Girls Day betreut hat, freute sich über das große Interesse: „Der Funke ist besonders beim praktischen Teil übergesprungen. Mit ganz viel Neugier und Eifer haben die Mädels den Motor auseinandergenommen und wieder montiert.“

Das Schlüsselwort, das Blumentopf, Handy und Hüftgelenk verbindet, lautet übrigens „Keramik.“ Diese Erkenntnis nahmen fünfzehn junge Frauen aus den beiden Workshops in der Fachrichtung Werkstofftechnik Glas und Keramik am Campus Höhr-Grenzhausen mit. Wie richtige Studentinnen waren sie in den hauseigenen Maschinenlaboren tätig und erzeugten dabei ihren eigenen keramischen Grünling, einen noch ungebrannten Keramikkörper. Durch ein Lichtmikroskop sowie ein Rasterelektronenmikroskop konnten sie außerdem die Struktur des Werkstoffs bis in jede Feinheit erkunden. Prof. Dr. Antje Liersch, Belinda Schwarz und Anja Gros wurden bei den Kursen tatkräftig unterstützt von fünf Mentorinnen aus MINT-Berufen, gefördert vom Ada-Lovelace-Projekt (ALP). Der Höhepunkt in den beiden Kursen lag ebenfalls im Selbermachen: Die Mädchen hatten die Gelegenheit, Figuren oder Schmuckanhänger als Metall-Keramik-Verbundstoff zu erstellen und diesen kunstfertig emaillieren. Die Schülerinnen zeigten sich begeistert, da in den Schulen bislang der Fokus auf Metalle ausgerichtet ist und für sie dieser Tag völlig neue Möglichkeiten bot. Finanziert wird das ALP durch den Europäischen Sozialfonds, die Landesministerien MIFKJF und MBWWK Rheinland-Pfalz.