10 Jahre Kinder-Uni Koblenz – und der treueste Nachwuchs gratuliert

In den nunmehr 10 Jahren ihres Bestehens hat die Kinder-Uni Koblenz mit ihren Vorlesungen und Workshops eine große Zahl an Kindern zwischen 8 und 12 Jahren erreicht. Dabei fiel ein besonders treuer Nachwuchsstudent auf, der kaum eine Veranstaltung ausfallen ließ: Sandro Hartel aus Bendorf. Der inzwischen 14-jährige Gymnasiast hat über 80 Vorlesungen besucht und dabei neun (!) Kinder-Uni-Diplome erworben. Er und seine Mutter, die nicht nur als „Taxi Mama“ den Wissensdurst ihres Sohnes unterstützte, sind (Zeit-)Zeugen des großen Erfolges der Kinder-Uni Koblenz.

„Sandro ist uns aufgefallen, weil er mit seinen roten Haaren immer ganz vorne saß, eifrig mitmachte und – was ungewöhnlich ist – auch immer alles mitschrieb“, erinnert sich Inge Bitzer von der Hochschule Koblenz, die zu den Frauen der ersten Stunde der Kinder-Uni Koblenz gehört. Sie freute sich beim Wiedersehen mit Sandro besonders, einem nun schon sehr erwachsen wirkenden, jungen Mann gegenüberzustehen. „Die Aktenordner mit all den Skripten hat Sandro natürlich ausgehoben“, lacht seine Mutter. Vor allem die naturwissenschaftlichen Themen hätten es ihm angetan. Dabei habe alles mit einem Zufall angefangen: Sie hatte einen Klassenkameraden zu einer Kinderuni-Vorlesung gefahren. Sandro – schon in der zweiten Klasse aber doch noch nicht ganz 8 Jahre alt – durfte ausnahmsweise mit rein und war danach Feuer und Flamme: „Er kam raus und jubelte: ‚So geht studieren!‘“. Sandro ist sich bewusst: „Ich hatte großes Glück, dass meiner Mutter die viele Fahrerei nie zu viel war. Ob Koblenz, Höhr-Grenzhausen oder Remagen, immer hat sie mich hingebracht.“ Mit im Schlepptau hatte Sandro auch immer wieder Freunde und Klassenkameraden, denen er von den Vorlesungen vorgeschwärmt hatte.

Die Begeisterung Sandros hörte an der Hörsaaltür noch lange nicht auf. Zuhause baute er die gelernten Versuche sofort mit den in einem Haushalt verfügbaren Mitteln nach – zuweilen sehr zum Leidwesen seiner Mutter. Da wurde der eigentlich für das Familienessen angeschaffte Rotkohl mal eben mit Soda versetzt, um ihm die Farbe zu entziehen. Die Topfreiniger aus Stahlwolle entfachte eine 9-Volt-Batterie, und einmal stand sogar der Spüllappen unter Strom, als die Mutter danach griff. Dazu dozierte Sandro am Küchentisch über die Vielfalt der weltweiten Käferpopulation und glänzte auch im Unterricht mit Spezialwissen. „Die Kinderuni-Vorlesungen haben sein Interesse an solchen Themen nachhaltig beeindruckt“, freut sich seine Mutter.

Nicht nur die Themen, auch die engagierten Dozentinnen und Dozenten der Kinderuni-Koblenz motivierten Sandro, immer wieder in den Hörsaal zu gehen: „Meine Lieblingsprofessoren sind Prof. Dr. Reinhard Harzer und Prof. Dr. Hermann-Josef Schink aus den Ingenieurwissenschaften, deren Vorlesungen mir besonders gut gefallen haben.“ Das Professorenduo gehörte zehn Jahre lang zu den Kinder-Uni-Dozenten und hielt in diesem Jahr die letzte Vorlesung mit dem Thema ‚Mit Hertz zum Handy‘. Ein anderes Highlight, an das sich Sandro gerne erinnert, war die Vorlesung von Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer, der auch in diesem Jahr anlässlich des großen Jubiläums wieder mit dabei ist.

„Ich habe ja noch viele andere Interessen und Hobbies“, erzählt der Neuntklässler, der auf dem Bendorfer Wilhelm-Remy-Gymnasium gerade seine Ausbildung zum Schulsanitär abgeschlossen hat, sich in der Theater-AG für die Schauspielerei begeistert, sich als Schachtrainer engagiert und auch noch Saxophon spielt. Dennoch tue es ihm leid, die interessanten Kinder-Uni-Vorlesungen wegen Erreichens der Altersgrenze nicht mehr besuchen zu können. Zum Glück gibt es die Ferienkurse für 13-15 Jährige, an denen Sandro seinen Wissensdurst weiterstillen möchte. Inzwischen hat er im Rahmen eines zweiwöchigen Schulpraktikums an der Bibliothek am RheinMoselCampus wieder Hochschulluft geschnuppert. Ob er sich vorstellen könnte, hier einmal zu studieren? „Ich interessiere mich für alles und müsste mich dann ja für einen einzelnen Studiengang entscheiden“, gibt der Schüler zu bedenken. Deshalb liebäugle er im Moment damit, Bibliothekar zu werden, „um immer alle Bücher zu allen Themengebieten immer greifbar zu haben.“