RAClerInnen im Ehrenamt: Teil 9 mit Tamara Reitermann

13.01.2020

Sportmanagement ist sehr vielseitig, ebenso wie die ehrenamtlichen Tätigkeiten im Sport. In den kommenden Wochen möchten wir euch verschiedene RAClerInnen mit ihren Sporarten, ehrenamtlichen Engagement und Erfahrungen in unserer Reihe „RAClerInnen im Ehrenamt“ vorstellen. Wir möchten euch Einblicke in das wichtige Feld Ehrenamt geben und die Personen, die das Ehrenamt bekleiden, vorstellen. Unser neuntes Interview haben wir mit der Trampolinturnerin Tamara Reitermann geführt. Tamara berichtet über ihren vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten und ihren Erfahrungen bei internationalen Sportgroßveranstaltungen.

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Lasse: Hallo Tamara, danke, dass du dir heute Abend die Zeit nimmst meine Fragen zu beantworten. Bitte stelle dich einmal kurz vor. Wer bist du, woher kommst du, was machst du aktuell beruflich?


Tamara: Hallo Lasse, mein Name ist Tamara Reitermann und ich komme ursprünglich aus der Nähe von Heidelberg. Nach meiner Masterarbeit habe ich zum Abschluss meines Masters ein längeres Praktikum beim Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverband gemacht und war dort für die Organisation, Koordination und vor Ort-Betreuung der Deutschen Delegation der Sommer-Universiade (Olympische Spiele der Studierenden) in Neapel verantwortlich. Seit ein paar Monaten arbeite ich jetzt im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat in Berlin als Referentin für Sportgroßveranstaltungen. 


Lasse: Spannend, also bist du international schon aktiv gewesen. Deinen Master hast du in Remagen gemacht? 


Tamara: Ich hatte das Glück in den letzten Jahren schon bei verschiedenen größeren internationalen Sportveranstaltungen oder Projekten mitwirken zu können und Erfahrungen zu sammeln. Genau meinen Master in Sportmanagement habe ich in Remagen gemacht. 


Lasse: Super! Gehen wir nun einmal zu deiner Sportart über, aus welcher kommst du? 


Tamara: Ich komme aus dem Trampolinturnen und war hier selbst ca. 15 Jahre als Leistungssportlerin aktiv. 


Lasse: Wie bist du dazu gekommen? Familiärer Einfluss? 


Tamara: Überhaupt nicht. Meine Familie kann mit Sport leider gar nichts anfangen. Ich war aber als Kind schon immer aktiv und habe aus eigener Motivation vieles ausprobiert und bin dann über meine beste Freundin beim Trampolinturnen gelandet. 


Lasse: Du hast gesagt, dass du leistungsorientiert Trampolinturnen gemacht hast. Wieviel Zeit hat das in Anspruch genommen (Training, Wettkämpfe etc.)? 


Tamara: Ich habe in der Regel 4-mal die Woche 3-4 Stunden trainiert und hatte regelmäßig Wettkämpfe und Lehrgänge an den Wochenenden. 


Lasse: Und trotz der vielen Zeit, die deine Sportart in Anspruch nimmt, bist du 15 Jahre "treu" geblieben. Warum? 


Tamara: Ganz abgesehen davon, dass mich diese Sportart immer fasziniert hat und ich sehr ehrgeizig war, lag es aber vor allem an der tollen Gemeinschaft in der Turnszene und meinen Trainern. Selbst wenn ich verletzt war, habe ich kaum ein Training verpasst, weil die Leute in der Halle meine zweite Familie waren und wir immer sehr viel Spaß zusammen hatten. Aktiv aufgehört habe ich nur gezwungenermaßen, weil der Körper nach mehreren schweren Verletzungen nicht mehr mitgemacht hat.   


Lasse: Vielleicht kannst du für Laien (wie mich) einmal kurz erklären, wie das Trampolinturnen funktioniert? 


Tamara: Ein Trampolin kennt ja heutzutage jeder, die Wettkampfgeräte unterscheiden sich hier im Aussehen und der Wurfkraft zwar deutlich aber das Prinzip ist das Gleiche. Die Sprünge reichen im Anfängerbereich von Hocksprüngen bis hin zu Sitz- und Rückensprüngen, im höheren Leistungsbereich sprechen wir dann eher von Salti-Sprüngen (einfach, doppelt, dreifach) in verschiedenen Positionen (gehockt, gebückt, gestreckt) mit und ohne Schraubenrotationen. Im Wettkampf werden zehn Sprünge hintereinander gereiht, was eine Übung ergibt. In der Kür sind hier der Fantasie und dem Schwierigkeitsgrad keine Grenzen gesetzt. Ich hoffe, das macht es wenigstens etwas verständlich. 


Lasse: Im Ansatz ist es schon vergleichbar mit Turmspringen, oder? 


Tamara: Von den Bewegungsabläufen auf jeden Fall. 


Lasse: Darüber hinaus bist du auch ehrenamtlich engagiert. Welches Ehrenamt bekleidest du und was gehört zu deinem Aufgabenbereich?


Tamara: Ich habe über die Jahre verschiedene Ehrenämter begleitet. Ich war z.B. mehrere Jahre im Vorstand meines Heimatvereins (TV Hemsbach), war stellv. Abteilungsleiterin Trampolin und habe die Jugendarbeit geleitet. Hier ging es vor allem um organisatorische Aufgaben im Gesamtverein und der Abteilung. Ich habe außerdem verschiedene Verbände punktuell in der Organisation und Umsetzung von Sportveranstaltungen unterstützt. Sowohl in meinem Heimatverein als auch während des Masterstudiums (TuS Rot-Weiß Koblenz) war ich als Trainerin im Verein tätig. Aktuell bin ich als Trainerin im Hochschulsport in Berlin aktiv. Außerdem bin ich seit ein paar Jahren Fachwart für Öffentlichkeitsarbeit im Badischen Turner-Bund und bin immer mal wieder für badische Vereine als Kampfrichterin im Einsatz. 


Lasse: Was waren die größten Herausforderungen bei deinen ehrenamtlichen Tätigkeiten? 


Tamara: Ich musste mir oft erst einmal das Vertrauen bzw. die Anerkennung der alteingesessenen Mitglieder hart erarbeiten. Gerade als sehr junges Mitglied im Vereinsvorstand (ich war damals 16 Jahre alt) wurden meine Anregungen und Ideen lange nicht ernst genommen oder sogar eher unfreundlich abgetan. Hier galt es sich durchzusetzen und nicht direkt aufzugeben. 


Lasse: Das Generationsproblem ist ja ein grundsätzliches im Ehrenamt. Wie habt ihr für die Rekrutierung neuer (junger) EhrenamtlerInnen gesorgt? 


Tamara: Das war und ist sehr schwierig. Bei uns hat das eigentlich hauptsächlich über persönliche Kontakte funktioniert. Man motiviert Freunde aus dem Verein sich auch wenigstens im Kleinen zu engagieren, die bringen wiederum andere Leute dazu und zusammen macht es dann umso mehr Spaß. Wichtig war vor allem immer neuen jungen EhrenamtlerInnen nicht gleich zu viel zuzumuten und Ihnen zu zeigen, dass sie unterstützt werden und nicht komplett alleingelassen sind. 


Lasse: Der Spaß sollte auch beim Ehrenamt im Vordergrund stehen, sehe ich auch so! Kommen wir zur letzten Frage. Was hast du durch dein Ehrenamt gelernt (Persönlich wie auch für den beruflichen Kontext?) 


Tamara: Das in Worte zu fassen ist vermutlich kaum möglich, mir hat mein Sport und dazu gehört auch das Ehrenamt sehr viel gegeben und war sicherlich (auch wenn das etwas nach Cliché klingt) charakterbildend. Ich habe gelernt mich durchzusetzen, meine Ideen zu vertreten, wie man mit verschiedenen Persönlichkeiten umgeht, Kompromisse findet, aber auch Dinge wie Zeitmanagement und Commitment. Und wie gesagt die Gemeinschaft in der Turnszene ist etwas sehr Besonderes und ich habe dort viele Freunde gefunden und interessante Menschen kennengelernt. Beruflich gesehen ist es glaube ich einfach von großem Vorteil zu verstehen, welchen Stellenwert das Ehrenamt im Sport einnimmt und was in einem Verein oder Verband freiwillig geleistet werden muss, damit unser Sportsystem funktioniert. Ich habe verschiedene Perspektiven im Sport kennengelernt von denen ich jetzt im Beruf profitiere und meine Erfahrungen einbringen kann. Ohne mein ehrenamtliches Engagement im Sport wäre ich beruflich vermutlich jetzt nicht dort wo ich bin. Durch die Arbeit im Verein habe ich erst mein Organisationtalent und die Liebe zu Sportveranstaltungen erkannt. Dort konnte ich im Kleinen die ersten Erfahrungen für das sammeln, was ich jetzt beruflich im Großen mache. 


Lasse: Super Tamara, sehr schöne Schlussworte! Danke für die interessanten Einblicke und deine Zeit! 


Tamara: Sehr gerne!