RAClerInnen im Ehrenamt: Teil 4 mit Lena Lütt

16.12.2019

Sportmanagement ist sehr vielseitig, ebenso wie die ehrenamtlichen Tätigkeiten im Sport. In den kommenden Wochen möchten wir euch verschiedene RAClerInnen mit ihren Sporarten, ehrenamtlichen Engagement und Erfahrungen in unserer Reihe „RAClerInnen im Ehrenamt“ vorstellen. Wir möchten euch Einblicke in das wichtige Feld Ehrenamt geben und die Personen, die das Ehrenamt bekleiden, vorstellen. Unser viertes Interview haben wir mit Lena Lütt geführt. Lena berichtet über ihre Sportart Cheerleading und ihre ehrenamtliche Tätigkeit als Abteilungsleiterin beim Postsportverein Remagen.

Lasse: Hallo Lena, danke das du dir heute die Zeit genommen hast. Bitte stell dich doch einmal kurz vor. Wer bist, woher kommst du und was machst du aktuell (Studium, Praktikum o. ä. )?


Lena: Hallo Lasse, ich heiße Lena Lütt, im Februar werde ich 24 Jahre alt und schreibe gerade meine Bachelorarbeit über wirtschaftliche Möglichkeiten einer Vereinsapp am Beispiel der Telekom Baskets. Dabei gilt es zu prüfen, ob es Sinn ergibt App-Angebote wie z. B. McDonald’s auch mal in einer Vereinsapp zu schalten.


Lasse: Aus welcher Sportart kommst du, Lena? Wie bist du zu deinem Sport gekommen?


Lena: Ich mache jetzt seit zwölf Jahren Cheerleading. Ich habe damals angefangen, weil ich als Kind wahnsinniger Fan von Kim Possible war. Das ist eine Zeichentrickfigur, die Cheerleader und Superheld war.


Lasse: War das zu derzeit bzw. in deinem damaligen Alter im Trend zum Cheerleading zu gehen? Lena: Ja schon, also ich war 11 oder 12 Jahre alt und da fängt man ja an diese amerikanischen Filme zu sehen, in denen Cheerleader immer die Beliebtesten sind. Außerdem war ich durch meinen Vater öfter beim Basketball und da waren auch Cheerleader*Innen. Aber ich muss sagen, dass der Sport am Ende ganz anders war, als ich dachte. Aber das war auch gut so!


Lasse: Inwiefern war der Sport gegensätzlich zu deinen Erwartungen?


Lena: Also das Team, in dem ich in meiner Heimatstadt Cuxhaven war, hatte zum Beispiel keine bauchfreien Uniformen. Es gibt neben den Cheerleadern, die Tanzen und das Publikum während eines Spiels unterhalten sollen, noch die die mehr Fokus auf die Stunts und Pyramiden legen. Meine Teams hier in Remagen fahren zum Beispiel häufiger auf Wettkämpfe, anstatt an Auftritten teilzunehmen. Und es gibt auch viele Jungs und Männer, die den Sport betreiben. Auch das sieht man eigentlich in kaum einem Film.


Lasse: Was fasziniert dich am Cheerleading, die Vielseitigkeit? Gibt es eine vergleichbare Sportart aus deiner Sicht?


Lena: Also erstmal wäre ich denke ich kein Mensch für Individualsportarten. Ich mag es, dass man ein Team hat und gemeinsam etwas aufbaut - im wahrsten Sinne. Außerdem ist halt immer etwas Nervenkitzel dabei. Also es ist ja schon teilweise riskant, wie hoch wir die Mädels werfen. Es gibt teilweise Ähnlichkeiten mit den Hebungen von Gardetänzern und Sportakrobaten. Aber im Cheerleading haben wir dann doch mehr Tempo. Außerdem gehört auch das Bodenturnen dazu.


Lasse: Also ist der Mannschaftsgedanke auch der Wichtigste beim Cheerleading?


Lena: Also wenn man da oben auf den Händen von jemand anders steht, dann muss man natürlich ein riesengroßes Vertrauen haben. Darum denke ich, dass es ohne dieses starke Teamgefühl nicht funktionieren würde.


Lasse: Okay, kommen wir nun zu deinem ehrenamtlichen Engagement. Welches Ehrenamt bekleidest du und welche Aufgaben übernimmst du in deinem Verein?


Lena: Ich habe 2016 angefangen als Übungsleiterin, mittlerweile bin ich Abteilungsleiterin und für die Kanäle in den sozialen Medien für den Postsportverein Remagen tätig. Außerdem baue ich gerade in einem Gemeinschaftsprojekt die neue Homepage des Vereins, welche im Frühjahr 2020 gelauncht wird. In meiner Heimat Cuxhaven war ich Übungsleiterin.


Lasse: Wie bist du dazu gekommen eine ehrenamtliche Tätigkeit zu übernehmen?


Lena: Damals in Cuxhaven wurde die bisherige Trainerin schwanger und musste daher etwas kürzer treten, da hat es dann angefangen. Hier in Remagen hatte der alte Trainer der Gruppe aus beruflichen Gründen aufhören müssen. Der Verein hatte aber leider nur eine neue Ehrenamtliche für einen der beiden Trainingstage finden können. Da habe ich dann den anderen Tag erstmal übernommen. Und das mit der Abteilungsleitung kam, weil unsere Gruppen so stark gewachsen waren, dass wir eine eigene Abteilung wurden.


Lasse: Was sind denn die größten Herausfroderungen in deiner Tätigkeit?


Lena: Das Training selbst macht mir sehr viel Spaß, die Vorbereitungen machen sich im Endeffekt von allein. Ich bin dann eher mal gestresst, wenn viel zu organisieren ist. Beispielsweise haben wir über unseren Verband ein sehr kompliziertes Portal, bei dem wir die Wettkampfpässe beantragen müssen. Da sind die Fristen oft eng gesteckt und vielen Eltern muss man dann wegen einer Kopie oder einer Unterschrift wirklich zwei Wochen hinterher rennen.


Lasse: Es ist ja ein bekanntes Problem neue Ehrenamtliche zu finden. Wie sorgt ihr für weiteren Support, also Rekrutierung von Ehrenamtlichen?


Lena: Also ich habe zwei langjährige Mitglieder unserer Seniors, die sich hauptverantwortlich um unsere beiden Nachwuchsteams kümmern. Außerdem haben wir noch ein junges Mädchen (15), die jetzt auch schon vier Jahre dabei ist und bei unseren Kleinsten unterstützt. Da hoffen wir natürlich, dass sie das noch einige Jahre machen wird. Außerdem haben wir noch eine ehemalige von uns, die jetzt nach einem Auslandsjahr wieder eingestiegen ist. Wir versuchen also immer die Lücken aus eigenen Reihen zu füllen.


Lasse: Was hast du durch deine Arbeit im Ehrenamt und insbesondere durch deinen Sport gelernt?


Lena: Früher als Kind war ich wirklich schüchtern und zurückhaltend. Aber wenn man dann vor einer Gruppe steht, dann muss man das nach einiger Zeit ablegen. Ebenso, wenn man auf der Matte performt. Dazu kommt, dass ich wirklich gelernt habe mit den unterschiedlichsten Leuten umzugehen und sie zu motivieren. Manche brauchen etwas mehr Druck und andere etwas mehr Unterstützung. Ich glaube ich habe dadurch gut gelernt, wie man mit Menschen in Stresssituationen umgeht.


Lasse: Das ist vielleicht eine ganz gute Überleitung zu den letzten beiden Fragen. Warum sind Ehrenämter wichtig aus deiner Sicht?


Lena: Also ich finde es Quatsch, wenn man junge Leute damit lockt zu sagen, dass es sich gut im Lebenslauf macht. Dann machen sie es ein Jahr und haben ihre Bestätigung vom Verein und schreiben es in den Lebenslauf. Ein Ehrenamt lehrt einen frühzeitig so viel und man bekommt durch Sportvereine ja ein ganz anderes Gefühl vermittelt, als in einem Studio. Und dieses Amt gibt einem selbst natürlich auch eine Menge, aber eben auch den Kids, die man trainiert. Bewegung ist wichtig, in der Grundschule haben die Kinder teilweise schon Ganztagsschulen. Das ist ja für viele erwachsene Menschen schlimm, den ganzen Tag zu sitzen, darum brauchen Kinder diesen Ausgleich. Außerdem formt Teamsport ja auch den Charakter. Hier können die Kinder ja nur etwas zusammen erreichen. Und ich fände es schade, wenn es aufgrund von weniger Ehrenamtlichen irgendwann Kinder diese Möglichkeiten nicht mehr haben.


Lasse: Bin ich voll bei dir! Letzte Frage, die du im Prinzip schon beantworten hast, wenn man zwischen den Zeilen liest. Aber vielleicht kannst du es nochmal kurz zusammenfassen: Was ist deine Motivation hinter deinen ehrenamtlichen Tätigkeit?


Lena: Ja im Grunde schon das, was ich geschrieben habe. Aber ich muss sagen, dass die ganze Abteilung vermutlich auch laufen würde, wenn ich etwas weniger tue. Aber ich habe es gerne gut geplant und gut durchdacht. Außerdem liegen mir die Teams und die einzelnen Mitglieder sehr am Herzen und wenn man dann mit kleinen Glücksbringern die Kinder motiviert, dann bastel ich eben welche. Es macht mich dann einfach glücklich, wenn die Kindern und Jugendlichen gerne zum Training kommen und ich sehe, wie sie an sich arbeiten und über sich hinauswachsen.


Lasse: Schöne Schlussworte! Vielen Dank für deine Zeit und weiterhin viel Erfolg bei deiner Bachelor-Thesis!


Lena: Dankeschön!