RAClerInnen im Ehrenamt: Teil 2 mit Tobias Lommer

09.12.2019

Sportmanagement ist sehr vielseitig, ebenso wie die ehrenamtlichen Tätigkeiten im Sport. In den kommenden Wochen möchten wir euch verschiedene RAClerInnen mit ihren Sporarten, ehrenamtlichen Engagement und Erfahrungen in unserer Reihe „RAClerInnen im Ehrenamt“ vorstellen. Wir möchten euch Einblicke in das wichtige Feld Ehrenamt geben und die Personen, die das Ehrenamt bekleiden, vorstellen. Den Anfang machen Kaja Hutz (Welt- und Europameistern im Faustball) und Tobias Lommer (Co-Founder „Intercontinental Soccer Consoulting“).

  • Tobias Lommer Ehrenamt
  • Tobias Lommer Fußball

Lasse: Hallo Tobias, bitte stelle dich einmal kurz vor. Wer bist, woher kommst du gebürtig und wo arbeitest du aktuell?


Tobias: Hallo, mein Name ist Tobias, ich bin gebürtiger Koblenzer mit kölschen Wurzeln. Ich habe nach dem Bachelor an der Universität Koblenz-Landau (Sportwissenschaft, Germanistik) meinen M.A. Sportmanagement am RAC absolviert. Derzeit arbeite ich bei der TauRes Gesellschaft für Investmentberatung mbH, dem am schnellsten wachsenden Finanzdienstleister am Markt. Vorher war ich während des Studiums für die Schächter Sports GmbH tätig, wo ich mich hauptsächlich mit der Internationalisierung von Profivereinen auf dem US-amerikanischen Markt beschäftigt habe.


Lasse: Spannend. Bei meiner Recherche habe ich gelesen, dass du auch Co-Founder bei "Intercontinental Soccer Counsoulting" bist. Kannst du dazu vielleicht ein bisschen was erzählen. Was ist die Idee gewesen und wie ist es entstanden?


Tobias: Richtig! Ich habe mit meinem Freund David Müller, der als Spielerberater für eine große amerikanische Agentur viele Bundesligaspieler betreut, eine Firma gegründet. Unser Fokus liegt auf der Beratung von Vereinen / Academies in den Vereinigten Staaten. Weiter geben wir jungen amerikanischen Spielern die Chance, sich in Deutschland fußballerisch zu entwickeln. Das kann vom Profibereich bis in die Oberliga gehen. Das kommt auf die Zielsetzung und natürlich die fußballerischen und menschlichen Fähigkeiten jedes Einzelnen an. Zur Entstehung: wir haben vorher zusammen bei Schächter Sports gearbeitet. Dadurch, dass sich unsere hauptberufliche Perspektive verschoben hat, haben wir nach diversen Anfragen aus den USA beschlossen eine eigene Firma zu gründen. Die steckt jetzt noch in den Kinderschuhen und läuft definitiv als Side-Business. In 2020 möchten wir aber an der Umsatzkurbel drehen und die nächsten Schritte machen.


Lasse: Sehr coole Idee! Dann kommen wir mal zu deinem Sport. Du kommst aus dem Fußball, ist das richtig? Wie bist du zum Fußball gekommen?


Tobias: Genau, der Fußball war und ist mein Leben und bestimmt meinen wöchentlichen Rhythmus. Obwohl wir verwandt sind mit Hennes Weisweiler, war der Fußballimpuls bei mir nicht familiärer Art. Ich habe im Kindergarten immer mitgekickt und wurde dann vom lokalen Vereinstrainer angesprochen. So habe ich dann in der F-Jugend, d.h. mit sechs Jahren, angefangen im Verein zu spielen. Und das mache ich bis heute in meinem Heimatverein, der mich auch damals "rekrutiert" hat.


Lasse: Aber in gewissermaßen liegt Fußball schon in deiner DNA?


Tobias: Meine Oma ist eine geborene Weisweiler, daher die Verwandtschaft, und mein Opa war ein großer Fan vom "Effzeh". In der Tat hat die Seite meines Vaters mit Fußball so viel zu tun wie ich mit Schach - rein gar nichts. Heute ist es so, dass mich die Leute in Koblenz zu 100% mit Fußball assoziieren, ich habe meine DNA also etwas evolutioniert.


Lasse: Was fasziniert dich an deiner Sportart und unterscheidet es von anderen Mannschaftssportarten wie Handball oder Basketball z. B. ?


Tobias: Die Frage habe ich mir auch schon häufiger gestellt und bin zu verschiedenen Ergebnissen gekommen. Zum einen ist es im Fußball möglich mit einem einzigen Tor ein Spiel zu gewinnen. Die Chance als kleines Team ein großes Team zu schlagen erhöht sich meiner Meinung nach dadurch massiv, weil man so gesehen eigentlich nur kein Tor kassieren darf und vorne ein bisschen Glück braucht. Die Spielfelder im Handball oder im Basketball sind deutlich kleiner, es gibt mehr Aktionen und dieses eine Tor im Fußball kann daher auch einfach so unfassbar besonders sein. Zweitens ist das Spiel auch überall spielbar. Man kann 1:1 spielen, 7:7, 11:11 oder sonst etwas. Und man braucht nur zwei Tore, die man sich auch aus Rucksäcken bauen kann und etwas was einem Ball ähnelt. Die Voraussetzungen zu spielen sind also unfassbar niedrig. Es braucht zunächst einmal keine große Infrastruktur.


Lasse: Neben deinem Hauptberuf und deinem Side-Business bekleidest du auch seit Jahren ein ehrenamtliches Engagement. Welches Ehrenamt übst du aus? Was gehört zu deinem Aufgabenbereich?


Tobias: Ich bin mittlerweile im siebten, bald achten Jahr im Vorstand meines Heimatvereins FC Germania Metternich 1912 e.V. Derzeit bin ich 2.Vorsitzender und zeichne mich verantwortlich für die Bereiche strategische Entwicklung, Sponsoring und Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungen. Am Ende des Tages ist man aber natürlich auch darüber hinaus Ansprechpartner für gefühlt alles, was in einem Verein passiert.


Lasse: Warum bekleidest du das Ehrenamt? Was ist deine Motivaton hinter deinem Engagement?


Tobias: Kurze Antwort: Es macht mir einfach Spaß. Wenn man das tiefer beleuchtet hat es verschiedene Gründe. Ich bin als junger Student ins Ehrenamt reingerutscht. Mir wurde aber schon in sehr jungen Jahren viel Verantwortung gegeben und vor allem auch viel Vertrauen geschenkt. Ich konnte mich austoben, d.h. ich hatte natürlich zum einen die Chance eigene Projekte anzuleiern und von erfahrenen Menschen zu lernen (vor allem waren die auch beruflich sehr erfahren). Und diese Menschen sind mittlerweile meine guten Freunde und es macht mir einfach Spaß den Verein zu entwickeln. Aber ja, natürlich gibt es auch hier mal anstrengende Zeiten und schwierige Tage. Aber wo gibt es die nicht? Meine Hauptmotivation ist aber bis heute der Spaß am Fußball und die Entwicklung des Vereins beeinflussen zu können.


Lasse: Es ist ja ein bekanntes Problem Ehrenamtler*Innen zu finden und zu begeistern. Wie sorgt ihr in eurem Verein für die Rekrutierung weiteren Supports bzw. ehrenamtlicher Unterstützung?


Tobias: In der Tat ist das ein Thema, was einen immer wieder bewegt. Wir haben das Glück, dass sich immer wieder Leute finden, die freiwillig Aufgaben übernehmen möchten. Wir arbeiten hier insbesondere mit kleinen Stellen, d.h. klaren Aufgabenprofilen, die eine Stelle eingrenzen auf die Kernaufgabe. Darüber hinaus haben wir unsere Satzung angepasst, d.h. es besteht kein Wahldruck auf 12 Ämter, sondern wir haben es reduziert auf 5 und die weiteren Posten stehen in einer Geschäftsordnung. Den Wahldruck zu nehmen hat sich sehr positiv ausgewirkt. Darüber hinaus haben wir festgestellt, dass es wichtig ist zu den Menschen eine Bindung aufzubauen und dann kommt die Bereitschaft etwas zu tun viel eher, als wenn ich mit der Frage: "Willst du dich wählen Lassen?" ins Haus platze. Bindung ist unfassbar wichtig, weil dann machen Menschen das Ehrenamt wegen ihren Freunden und nicht unbedingt, weil sie Lust haben neben ihrem Job noch 10 weitere Stunden zu arbeiten.


Lasse: Guter Ansatz, das nimmt einfach den Druck. Denn primär sollte der Spaß im Vordergrund stehen, auch beim Ehrenamt.


Tobias: Absolut.


Lasse: Kommen wir zu den letzten beiden Fragen. Warum sind Ehrenämter wichtig aus deiner Sicht? 


Tobias: Wenn man es ökonomisch betrachtet wäre unser Sport ohne das Ehrenamt ein Vielfaches teurer. Die Stunden, die alle Ehrenamtler*Innen in ihre Vereine, Stiftungen etc. stecken, sind gar nicht zu bezahlen. Vielen Menschen würde der Zugang zum Sport verwehrt bleiben, wenn der Mitgliedsbeitrag im Fußball plötzlich 2.500€ betragen würde. Das wäre schade. Auch wenn ich glaube, dass Beiträge prinzipiell angepasst werden müssen. Darüber hinaus ist es so, dass das Ehrenamt unsere Gesellschaft in Deutschland einfach sehr stark prägt. Wir geben Menschen eine soziale Plattform, die das Leben am Ende des Tages ausmacht. Und auch hier: Diese Plattform würde vielen Menschen verwehrt bleiben, wenn sie von Vollberuflern ausgeübt würde. Ich bin mit zwei älteren Brüdern aufgewachsen, daher habe ich glaube ich ein relativ ausgeprägtes Sozialverständnis. Im Mannschaftssport wird dieser Sozialgedanke aber brutal gefördert, weil die Interessen von 22 Menschen unter einen Hut gebracht werden müssen, die kollektive und persönliche Ziele verfolgen. Man wird zum Teamplayer, obwohl man eigentlich auch auf einer gewissen Ebene Einzelkämpfer ist. Dieser Zusammenhalt prägt sehr.


Lasse: Da hast du absolut Recht. Ich denke, dieser Punkt, dass der Sport ohne die Ehrenämter nicht funktioniert, ist vielen einfach nicht bewusst. Und die letzte Frage: Welche Dinge, Eigenschaften hast du durch deinen Sport und insbesondere durch deine ehrenamtliche Tätigkeit gelernt? (Die sich vielleicht auch in deinem Beruf förderlich auswirken)


Tobias: Im Ehrenamt habe ich vor allem gelernt sehr jung viel Verantwortung zu übernehmen und mich in Diskussionen mit Menschen zu begeben, die viel lebenserfahrener waren. Ich habe mit 21 Jahren die ersten Trainer gekündigt, aber auch mal aus Versehen eine Bestellung für 6.500€ ausgelöst, über die sich der Schatzmeister jetzt nicht unbedingt gefreut hat. Diese Erfahrungen macht man wohl tendenziell nicht in den meisten Berufen in dem Alter und diese Chance hat mir das Ehrenamt ermöglicht. Da wächst man als Persönlichkeit wahnsinnig. Daher halte ich es gerade für junge Menschen für eine große Chance.


Lasse: Ich danke dir für die interessanten Einblicke und Antworten! Danke, das du dir die Zeit genommen hast, mir meine Fragen zu beantworten!


Tobias: Sehr gerne! Das waren im Übrigen sehr gute Fragen! Es hat meine Erwartungen übertroffen.