Bericht und Fotos zur Fachtagung "Professionell ist, was wirkt?"

Internationale Tagung an der Fachhochschule Koblenz         <link bildgalerie external-link-new-window external link in new> Fotos   

In Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit und der European Association of Schools of Social Work (EASSW) führte der Fachbereich Sozialwesen auf dem neuen Rhein-Mosel-Campus der FH in Koblenz eine zweitägige Forschungstagung mit dem Titel "Professionell ist, was wirkt? Sozialarbeitsforschung zwischen Standardisierung und Fallanalyse“ durch.

Über einhundertdreißig Forscher, Praktiker und Studierende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz waren der Einladung der Fachgruppe Forschung der DGSA zur Jahrestagung nach Koblenz gefolgt. Nach den Eröffnungsvorträgen von Prof. Dr. Ingrid Miethe (Vorstand der DGSA) und Prof. Dr. Günter J. Friesenhahn (Dekan FB Sozialwesen) verdeutliche Armin Schneider, Professor für Empirische Sozialforschung am Fachbereich Sozialwesen der Koblenzer Fachhochschule im zentralen Vortrag des ersten Tages das Fragezeichen hinter dem Veranstaltungstitel. Weder sei Wirkung auf eine Profession zurückzuführen, noch zeichne sich Professionalität allein durch Wirkung aus. Dennoch seien Praktiker, Wissenschaftler und die Politik auf Aussagen zu Wirkungen angewiesen. Wirkungsforschung sei daher in der Sozialen Arbeit unverzichtbar.

In fünf Panels zur Kinder- und Jugendhilfe, Therapie und Gesundheit, Organisation und Sozialraum, zu methodischen Aspekten und zur Professionalität und Professionalisierung stellten die Wissenschafterinnen und Wissenschaftler ganz unterschiedliche Herangehensweisen und Forschungsergebnisse zu Wirkungen in der Sozialen Arbeit vor. Zu Beginn der Panels stellten je drei Wissenschaftler ihre Projekte in Kurzreferaten vor. Moderiert wurden die Panels und die nachfolgenden, sehr intensiv geführten Diskussionen  von Professorinnen und Professoren des hiesigen Fachbereichs.

Instrumentarien einer standardisierten Erforschung mittels Evaluation, Ergebnisse des Projektes „Familiy Group Conference“, Faktoren zur Überwindung des Drogengebrauchs waren ebenso Themen wie die Wirkung kultureller Bildung an Schulen oder die Typenbildung bei Fallanalysen. Silke Gahleitner, Professorin an der Alice-Salomon Hochschule in Berlin und Bert Krause resümierten Ergebnisse ihres Projekts in einer therapeutischen Wohngruppe für Jugendliche: mangelnde Autonomie, soziale Unsicherheit und eine unklare Alltagsstrukturierung verursachten die größten Probleme für die Jugendlichen. Der Beziehungsaspekt wirke sich aber fördernd auf das Kooperationsverhalten der Jugendlichen aus und dadurch sei ein Erfolg der Maßnahme wahrscheinlich. Entscheidend sei die positive Beziehung der Jugendlichen zu den Therapeuten.

Michael May, Professor an der Hochschule Rhein-Main in Wiesbaden eröffnete den zweiten Tag und zeigte Kontroversen und Perspektiven einer Evaluationsforschung im Bereich der Sozialen Arbeit auf. Gängige Ansätze einer summativen und formativen Evaluation hätten ihre Grenzen und seien zu kritisieren. Ein wichtiges Entscheidungskriterium sei die Gegenstandsangemessenheit der jeweiligen Richtung und Methode. Qualitätskriterien wie Genauigkeit und Gültigkeit der verwendeten Methoden seien zu beachten.
Jörg Fischer (Friedrich Schiller Universität in Jena) erläuterte, warum Politik auf die Aussagen der Wirkungsforschung und der Steuerung durch Wirkungsaussagen angewiesen ist. Zum professionellen Selbstverständnis in der Sozialen Arbeit, so Fischer weiter, gehöre sowohl fachlich fundiertes Handeln als auch ein offensiver gesellschaftlicher Bezug, der Themen besetze und in die öffentliche Diskussion einbringe. In der anschließenden, kontrovers geführten Debatte, wurde darauf verwiesen, das Forschungsziel und Forschungsgegenstand nicht von der Politik bestimmt werden könnten.

Ingrid Miethe resümierte in ihrem Schlusswort, das Fragezeichen sei bei manchen Beiträgen zu einem Ausrufungszeichen geworden. Es gebe viele Ansätze einer Wirkungsforschung, die es durch weitere Forschungen zu vertiefen gelte.

Im Rahmen der Mitgliederversammlung der Fachgruppe Forschung, wurde die Jahrestagung für 2011 unter dem Arbeitstitel „Forschung und Politik“ vereinbart. Die Fachgruppe wählte Armin Schneider (FH Koblenz) zu ihrem stellvertretenden Sprecher.

Dank gilt Silke Schranz-Bamberg, Diplom Soziologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Sozialwesen. Ihrer hervorragenden Organisation und der tatkräftigen Unterstützung der studentischen Hilfskräfte, ist der reibungsfreie Ablauf der Tagung zu verdanken.