Sehr gut besuchtes Symposium thematisierte Postmigration mit aktuellen Bezügen

Sehr gut besucht war das Symposium „Postmigration, Rechtspopulismus und Soziale Arbeit“, zu dem der Fachbereich Sozialwissenschaften der Hochschule Koblenz mit seinem Institut für Forschung und Weiterbildung eingeladen hatte. Die Veranstaltung befasste sich mit Fragestellungen zur postmigrantischen Gesellschaft, zu rechtspopulistischen Tendenzen sowie zu der Art und Weise, wie sich die Soziale Arbeit mit diesen Themen auseinandersetzt. Einem Eröffnungsvortrag von Naika Foroutan, Professorin an der Humboldt-Universität Berlin und Direktorin des Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung, schlossen sich Kommentare der Professorinnen und Professoren Daniela Braun, Stephan Bundschuh, Lena Kreck und Eric Mührel aus dem Fachbereich an.

  • Naika Foroutan

Vor rund 70 Zuhörerinnen und Zuhörern ordnete Naika Foroutan die aktuellen Diskussionen, Beobachtungen und Erfahrungen der postmigrantischen Gesellschaft ein. Zunächst erörterte sie die Mehrschichtigkeit der deutschen Gesellschaft. Darauf beschrieb sie die Widersprüche zwischen den Versprechen der pluralen Demokratie und der tatsächlichen Realität, die sich beispielweise in der strukturellen Benachteiligung von Kindern mit Migrationshintergrund in Schulen zeige. Die Folgen dieser Widersprüche für die Demokratie stellte Naika Foroutan ebenfalls mit belegbaren Daten dar, um abschließend ihr Modell der Konfliktdynamik in der pluralen Demokratie vorzustellen und Zugänge zu einer postmigrantischen Gesellschaftsanalyse vorzuschlagen.

Daniela Braun betonte im ersten Kommentar den Auftrag der Hochschule, die freie Meinungsäußerung in polarisierten Zeiten auf wissenschaftliche Sachlichkeit zu verpflichten. Sie schloss mit der Forderung, auf der Grundlage von ethischen Grundsätzen miteinander zu kommunizieren. Dies sei als Widerstand gegen Schweigespiralen notwendig, um diskriminierende Falschmeldungen zu unterbinden.

Stephan Bundschuh schloss mit einer kritischen Diskussion des Postrassismus an Foroutans Postmigrationsanalyse an. Er appellierte an die Soziale Arbeit, schon Diskriminierungen zu berücksichtigen, die auf der individuellen Beratungsebene gesellschaftlich erzeugt worden sind, eine kritische Haltung gegenüber Rassismus zu entwickeln und strukturelle Ungleichheiten deutlich zu thematisieren.

Im dritten Kommentar erläuterte Lena Kreck kritisch die Sondergesetzgebung für Migrantinnen und Migranten und wies auf das wirkmächtige Mittel des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes hin. Hierbei sei die Unterstützung der Sozialen Arbeit notwendig, um Rechtsansprüche durchzusetzen.

Eric Mührel schloss die Runde mit einem rechtsphilosophischen Kommentar, der auf die völkerrechtliche Tradition der Freizügigkeit verwies. Migration ordnete er als einen kreativen Umgang mit nicht mehr zeitgemäßem Denken in Nationengrenzen ein und zeichnete die Vision einer weltweit freizügigen Gesellschaft.

Das Format des Symposiums und die Auseinandersetzung mit brisanten gesellschaftlichen Themen stieß auf große Resonanz, so dass die Vizepräsidentin der Hochschule Daniela Braun anregte, diesen Diskurs hochschulweit zu öffnen und weiterzuführen.