Interdisziplinäre Lehre an der Hochschule Koblenz: Maschinenbau trifft Architektur

Eine Hochschule lebt vom Austausch, auch vom Austausch verschiedener Wissenschaften untereinander, die auf den ersten Blick gar nicht so viele Berührungspunkte zu haben scheinen. Eine ungewöhnliche Kooperation sind nun an der Hochschule Koblenz Maschinenbauprofessoren des Fachbereichs Ingenieurwesen mit einem Architekturprofessor des Fachbereichs bauen-kunst-werkstoffe eingegangen: Interdisziplinäre Lehrveranstaltungen ermöglichen ihren Studierenden einen Einblick in relevante Aspekte der jeweils anderen Fachrichtung. Nach einem erfolgreichen Auftakt soll die Zusammenarbeit nun erweitert und intensiviert werden.

  • DIe kooperierenden Professoren Marc Immel (links vor der Tafel stehend) und Dr. Detlev Borstell (an der Tafel rechts daneben) mit den Architekturstudierenden

Der Kontakt zwischen den beiden Partnern entstand auf einer Messe für Studieninteressierte, auf der Lehrende und Studierende des Maschinenbaus das Rapid-Prototyping mit 3D-Druckern vorstellten. Die Architektinnen und Architekten waren ebenfalls vor Ort und hatten Modelle von Gebäuden und anderen Objekten mitgebracht. „Bei Gespräch mit den Kolleginnen und Kollegen entstand die Idee, die Nutzung additiver Fertigungsmethoden auch in die Ausbildung von Architekturstudierenden einfließen zu lassen“, so Prof. Dr. Thomas Schnick, Maschinenbauprofessor und Dekan des Fachbereichs Ingenieurwesen, der gemeinsam mit Prof. Dr. Detlev Borstell sowie weiteren Kolleginnen und Kollegen seit Jahren intensiv in diesem Bereich forscht und lehrt.

Mit ihrer Idee rannten die beiden Maschinenbauprofessoren bei dem Architekturprofessor Marc Immel offene Türen ein: „Ich war sofort von der Idee der Kooperation begeistert. Sie bringt für unsere Studierenden einen wesentlichen Mehrwert, denn der Einsatz additiver Formgebungsverfahren ist ein wichtiger Bestandteil der zeitgenössischen Architekturausbildung.“ Er lud die beiden Kollegen aus dem Maschinenbau in seine Lehrveranstaltung ein und gab ihnen die Möglichkeit, mehrere Stunden lang über das Rapid-Prototyping zu referieren und die neuen Erkenntnisse in Laborversuchen zu vertiefen. „Die Software der Architekten ist kompatibel mit der von uns für die additive Fertigung verwendeten Software. Deshalb war es problemlos möglich, die von den Architekturstudierenden entworfenen Modelle auf unseren 3D-Drucker zu produzieren“, berichtet Borstell, „dabei ist uns noch klarer geworden, wie sehr sich diese beiden Disziplinen einander ergänzen.“

Im Rahmen dieser Kooperation profitieren alle Studierenden auch von dem kürzlich neu gestalteten Rapid-Prototyping-Labor, das nun mit acht 3D-Druck- sowie CAD-Arbeitsplätzen für insgesamt 16 Studierende ausgestattet wurde. „Indem wir dieses Lehrlabor auch für die Architekturstudierenden öffnen, erreichen wir eine noch bessere Auslastung dieser Anlage“, nennt Schnick einen weiteren Grund für die Kooperation mit dem Fachbereich bauen-kunst-werkstoffe.

Die erste gemeinsame Lehrveranstaltung begreifen die Partner als Auftakt für eine weitergehende Kooperation, wie Schnick ausführt: „Wir planen, unsere Maschinenbaustudierenden demnächst in eine Architekturvorlesung zu schicken, in der sie sich beispielsweise mit Kreativitätstechniken auseinandersetzen.“ Insbesondere bei der Konstruktion von Maschinen oder Bauteilen, aber auch in anderen Bereichen seien das wertvolle Kenntnisse für die künftigen Ingenieurinnen und Ingenieure: „Der Blick über den Tellerrand erhöht ihre Problemlösungskompetenz und damit ihre Chancen, in einer immer dynamischer werdenden Arbeitswelt zu bestehen.“ Vom Perspektivwechsel profitieren auch Prof. Dr. Thomas Schnick und Prof. Dr. Detlev Borstell, die sich auch vorstellen können, mit anderen Fachbereichen interdisziplinäre Kooperationen einzugehen.

Die beiden Maschinenbauprofessoren planen zudem auch mit externen Lernwilligen weitere Projekte rund um das Thema der additiven Fertigung. So haben sie einen Antrag für das Projekt „CREATIVE-LAB – Kreative Produktentwicklung“ gestellt, um den Nachwuchs für ein Studium der Ingenieurwissenschaften zu begeistern. Insbesondere naturwissenschaftlich-technische Leistungskurse sollen die Möglichkeit bekommen, bereits in der Schulzeit fachliche Kompetenzen im Bereich der Produktentwicklung und Fertigungsmethoden zu gewinnen.