Ada-Lovelace-Mentorinnen der Hochschule Koblenz zu Gast beim Landesmentorinnentreffen in Trier

Neun Mentorinnen des Ada-Lovelace-Projektes (ALP) Koblenz – fünf vom RheinAhrCampus Remagen und zwei vom RheinMoselCampus Koblenz der Hochschule Koblenz sowie zwei von der Universität Koblenz-Landau – nahmen am zweitägigen Landesmentorinnen-Treffen in Trier teil. Dort trafen sich Mentorinnen aller Ada-Lovelace-Projekt-Standorte, um sich untereinander zu vernetzen und sich fortzubilden. Höhepunkt der Exkursion war ein Vortrag der einzigen Analog-Astronautin Dr. Carmen Köhler, die sehr anschaulich über ihre Tätigkeit berichtete. Das ALP ist ein rheinland-pfälzisches Kompetenzzentrum für Frauen in MINT und hat zum Ziel, mehr Mädchen für mathematische, technische und naturwissenschaftliche Berufe zu gewinnen. Die ALP-Mentorinnen sind selbst MINT-Studentinnen oder Auszubildende und geben ihr Wissen und ihre Begeisterung für ihr Fach an jüngere Schülerinnen weitern.

  • Gruppenfoto von links: Melina Schmitz, Katharina Vaßen, Nina Blank, Dr. Carmen Köhler, Melanie Dorn, Kristin Beckmann, Darja Detzel und Emelie Figgen. Auf dem Bild fehlen die Mentorinnen Sandra Lunnebach und Sena Cift, die nur einen Tag der Fortbildung besuchen konnten. Foto:ALP

  • Analog-Astronautin Dr. Carmen Köhler Foto:ALP

Wer Analog-Astronautin werden will, muss einiges aushalten können: Ein für Mars-Missionen konstruierter Raumanzugsimulator wiegt 50 Kilogramm – zwei Stunden lang dauert es, ihn anzuziehen. „Auch mal Langeweile auszuhalten und Dinge mit Humor nehmen zu können, gehört zum Job dazu“, sagt Carmen Köhler, selbst Analog-Astronautin beim Österreichischen Weltraumforum. Ansonsten haben weder diese Tätigkeit noch ihr Lebensweg viel mit Langeweile zu tun, weshalb die Mentorinnen ihrem Vortrag aufmerksam folgten und viele Rückfragen stellten.

Nach der Schule machte Carmen Köhler zunächst eine Ausbildung zur Friseurin, las jedoch in ihrer Freizeit am liebsten Bücher über mathematische Phänomene und diskutierte mit ihrer Kundschaft darüber. Schließlich fasste sie den Beschluss, ihr Interesse zum Beruf zu machen, studierte Mathematik, promovierte in der Physik, arbeitete beim Deutschen Wetterdienst und machte sich selbständig. Nicht gerade ein gewöhnlicher Lebensweg. „Mein Plan ist, dass ich keinen Plan habe“, sagt sie. Ihre Leidenschaft ist der Weltraum. Als Analog-Astronautin ist sie speziell ausgebildete Raumanzugtesterin und wird für technische Tests und Mars-Simulationen eingesetzt. Dafür hat sie ein hartes Bewerbungsverfahren durchlaufen, die Ausbildung selbst dauerte nur ein halbes Jahr. Heute bricht sie regelmäßig mit ihrem Team zu Forschungsreisen in Wüstengebiete wie den Oman oder zu dem Kaunerthaler Gletscher auf, wo die Erdoberfläche der des Marses verblüffend ähnlich sieht. Analog-Astronautin ist sie wie alle im Team ehrenamtlich, die Forschungsreisen werden bezahlt.

Köhlers Mission gründet nicht nur auf ihrer Überzeugung, dass „wir es zu unseren Lebzeiten erleben werden, dass die erste Person auf dem Mars landet.“ Wenn es nach ihr ginge, wäre auch schon längst eine deutsche Frau im Weltraum gewesen. Sie engagiert sich deshalb in der Initiative „Die Astronautin“, die unter hunderten Bewerberinnen zwei Gewinnerinnen gekürt hat, die ins All aufbrechen wollen. Bevor sie die Reise antreten, müssen allerdings noch weitere Sponsoren gefunden werden. „Mehr Frauen ins All zu schicken, wäre auch für die Wissenschaft relevant“, betont Köhler. Wie sich Schwerelosigkeit und die langwierigen physischen Belastungen auf den weiblichen Körper auswirken, könne so viel besser erforscht werden. Bis ins All sei es ein weiter Weg, Analog-Astronautin werden sei dagegen gar nicht so schwer: „Du solltest schon einen MINT-Hintergrund haben, aber letztlich kommt es darauf an, wie du tickst.“ Bald wird ein neuer Raumanzug bei den Analog-Astronauten den alten ablösen. Der ist dann 20 Kilo leichter.

Nach dem Vortrag besuchten die Mentorinnen das Luxembourg Institute of Science and Technology (LIST). Im Showroom des Instituts wurden Forschung, Produkte und Innovationen aus Luxemburg ausgestellt und erklärt. Danach erkundeten sie mit dem Bus und zu Fuß die Stadt mit dem Schwerpunkt „Europäische Hauptstadt“.

Am zweiten Tag standen in Trier Fortbildungsworkshops auf dem Programm. Die Mentorinnen hatten die Auswahl zwischen „Calliope“ und „Roberta – Mission to Mars“. Calliope ist ein kleiner Minicomputer, der sich einfach programmieren lässt und mit dem man spannende Projekte machen kann. Im zweiten Workshop standen die Robertas (LEGO-EV3-Roboter) im Mittelpunkt. Das Ziel bei der „Mission to Mars“ ist es, die Robertas auf eine imaginäre Forschungsreise zum Mars zu schicken und dort verschiedene Missionen zu erfüllen.

„Das Ada-Lovelace-Projekt der Hochschule Koblenz engagiert sich zusammen mit den anderen ALP-Standorten in Rheinland Pfalz beim Projekt Coding Detectives. Die Coding Detectives sind ein Kooperationsprojekt des Fraunhofer-Instituts für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS, der Calliope GmbH, des Pädagogischen Landesinstituts, Google Deutschland und dem Ada-Lovelace-Projekt“, so Christiana Hoerster, Projektleitung ALP am Hochschulstandort Remagen, „deshalb werden nach Möglichkeit alle Mentorinnen in Calliope fortgebildet und können demnächst an Schulen Workshops in Calliope anbieten.“

MINT-Studentinnen der Hochschule Koblenz, die auch Mentorinnen werden möchten und noch mindestens drei Semester vor sich haben, können sich gerne bei Ilona von Oppeln (vonoppeln@hs-koblenz), Projektleitung RheinMosel Campus Koblenz, oder Christiana Hoerster (hoerster@hs-koblenz), Projektleitung RheinAhrCampus Remagen, mit Lebenslauf und einem kurzen Motivationsschreiben bewerben.