Eva Giesselbach at Nelson Mandela Metropolitan University, Port Elizabeth, South Africa

  • Ausblick vom Tafelberg

Name: Eva G.
Alter: 22
Heimatort: Ruppichteroth
Hochschule im Ausland: Nelson Mandela Metropolitan University (NMMU), Port Elizabeth
Studienschwerpunkt: Betriebswirtschaftslehre mit Logistik
Dauer des Aufenthaltes: 6 Monate

Zu Anfang/ Vorbereitungen

Die Entscheidung, nach Südafrika zu gehen, beruhte bei mir nicht auf einer langfristigen und sorgfältigen Überlegung sondern war eine Bauchentscheidung als ich auf der Seite von Academic Embassy über die Nelson Mandela Metropolitan University (NMMU) in Port Elizabeth (PE) gelesen habe. Meine Familie hat mich darin unterstützt zumal bereits meine Schwester für 3 Monate in Kapstadt war. Hr. Zimmermann hat mir dabei geholfen, alle für die Bewerbung an der NMMU benötigten Unterlagen zusammen zu stellen und hat diese dorthin geleitet. Ich habe mich selber um Flug und Visum (Antragstellung frühestens 3 Monate vorher) gekümmert als ich die offizielle Bestätigung der NMMU bekam sowie mit Hilfe der Mitarbeiter dort habe ich eine Unterkunft ausgewählt. Auslands-Bafög habe ich nicht bekommen, jedoch muss ein Antrag bereits sehr früh gestellt werden, damit man es pünktlich bekommt. Es empfiehlt sich Vorsorgeimpfungen (v.a. Hep A+B) machen zu lassen sowie Versicherungen (zB. Haftpflicht, Unfall, Kranken) abzuschließen. Die NMMU setzt allerdings voraus, dass man dort ebenfalls eine Krankenversicherung abschließt (200€ für den gesamten Uniaufenthalt; mit dieser Versicherung wird man in schlimmen Krankheitsfällen allerdings nicht nach Hause transportiert).

Die Uni

Die NMMU besteht aus insgesamt sechs Campi – Süd und Nord Campus, Second Avenue Campus (2nd Av. Campus), Bird Street, Missionvale und George. Die meisten Vorlesungen finden an drei zuerst genannten Campi statt sowie Missionvale. An diesen Campus werden allerdings keine Study-Abroad-Studenten gelassen, da dieser Campus direkt in einem Township liegt. In der Bird Street finden größtenteils Mastervorlesungen statt und George ist ein eigenständiger Campus in der 300km weit entfernten Küstenstadt George.
Ich habe den Nord-, Süd und 2nd Av. Campus kennengelernt. Alle haben viele Rasenflächen und überall stehen Palmen, es gibt an jedem eine Bibliothek, eine Art Mensa und Computerräume, die 24h/ 7 Tage die Woche geöffnet sind. Am Südcampus gibt es einen großen „Kraal“, in dem es mehrere kleine Schnellrestaurants und Aufenthaltsbereiche (u.a. mit Billiard- und Kickertischen) gibt sowie eine große Wiese, die bei schönem Wetter komplett gefüllt ist mit Studenten, die ihre Mittagspause genießen und Affen die versuchen, deren Essen zu klauen. Außerdem steht auf dem Gelände des Südcampus das unieigene Rugbystadion, die Sporthalle und das Fitness- und Schwimmcenter. Fußball-, Tennis-, Rugby- und Basketballfelder findet man auf jedem Campusgelände.
Angrenzend an das Gelände des Südcampus befindet sich außerdem das unieigene Naturreservat, durch welches man eine mehrstündige Wanderung machen und ein paar Zebras, Antilopen, Vögel oder Mistkäfer beobachten kann. Zudem gibt es am Südcampus ein „Studentendorf“ mit Bankfiliale, Unishop für Unikleidung, Buch- und Schreibwarenladen, Frisör und Wäscheservice.

Die Vorlesungsräume, welche ich gesehen habe, haben alle den gleichen Standard wie in Deutschland. Sie sind alle mit Tafeln, Beamern und Projektoren ausgestattet, Tische und Stühle sind in einem guten Zustand und die Räume sind von verschiedenen Größen. Der gesamte Campus ist außerdem sehr sauber und wird ständig gepflegt.
Das Sportprogramm, welches die Uni ihren Studenten bietet, ist extrem groß und lässt kaum Wünsche offen. Zusätzlich dazu finden außerdem noch verschiedenste Tanz-, Judo oder andere Sportkurse statt. Die Mannschaften der NMMU – die „Madibaz“ - werden bei Spielen von den Studenten immer sehr unterstützt. Zusätzlich werden auch viele andere Aktivitäten wie Konzerte, Lesungen, Diskussionsrunden, Workshops oder auch spezielle Thementage von der Uni durchgeführt und man wird über Email und Plakate informiert – viele davon sind für Studenten kostenlos oder kosten nur wenige Euronen.

  • Eastern Cape
  • Eva mit Leoparden
  • Safari

Die Vorlesungen

Die Kurswahl an der NMMU trifft man in der ersten Woche. Für die Study-Abroad-Studenten besteht die erste Woche aus Einführungsveranstaltungen zu den unterschiedlichsten Themen wie Sicherheit am Campus, zu Hause und unterwegs, was tun im Krankheitsfall, wo finde ich welche Ansprechpartner, welche Kurse wähle ich und wie. Außerdem wurden viele Spiele veranstaltet bei denen man die anderen Study-Abroad-Studenten kennen lernen konnte, es gab eine Campustour sowie eine Stadttour bei der man auch ein Township von Port Elizabeth besucht hat. Besonders in der ersten Woche hat jeder natürlich wahnsinnig viele Fragen und ist unsicher, aber die Mitarbeiter der NMMU sind immer dort und helfen einem bei Unklarheiten weiter.
Auch während des Semesters sind die Mitarbeiter immer zu ihren Sprechzeiten vor Ort und helfen einem weiter, ebenso die Professoren.

Während dem Semester muss man in jedem Kurs mindestens zwei Semestertests schreiben. Nur wenn man diese besteht wird man zur Abschlussprüfung zugelassen. Die Abschlussnote für jeden Kurs bildet sich dann aus allen drei Noten. Zusätzlich verlangen einige Professoren aber auch weitere Aufgabenabgaben wie Hausarbeiten, Fragenkataloge oder sonstiges. Diese Aufgaben können ebenfalls die Note beeinflussen. Dies ist allerdings von Kurs zu Kurs bzw. Professor zu Professor unterschiedlich. Ich hatte Glück und musste nur in einem Kurs zusätzlich eine Gruppenhausarbeit schreiben. Andere dagegen mussten alle zwei Wochen ein Paper schreiben, einen Fragenkatalog beantworten und abgeben, eine Präsentation halten… das kann man im Vorhinein allerdings nicht absehen.

Bücher konnte man sich in den unieignen Buchläden als Neu- oder 2nd-Hand-Buch kaufen oder in der Bibliothek ausleihen. Wenn es in die Lernphase geht haben die Bibliotheken die ohnehin schon recht langen Öffnungszeiten nochmals verlängert. Die Computerräume sind 24/7 geöffnet.

Leben in Port Elizabeth

Generell habe ich mich sehr wohl gefühlt, sowohl was das Leben in PE an sich als auch was die viel umstrittene Sicherheit angeht. PE ist eine Großstadt mit recht hohem europäischem Standard, wodurch einem nicht direkt bewusst wird, dass man sich in Afrika befindet. Natürlich bemerkt man einige Unterschiede, jedoch sind es keine gravierenden, die die gewohnte Lebensqualität besonders einschränken oder verändern. Beispielsweise ist die gängige Methode, um von A nach B zu kommen, keine Straßenbahn sondern man läuft oder fährt mit einem Minitaxi – ein kleiner Transporter, in dem Sitzplätze für ca. 15 Personen sind jedoch teilweise mehr als 20 Personen mitgenommen werden.
Summerstrand, der Stadtteil, in dem sowohl der Nord und Süd Campus der NMMU liegen als auch die meisten Unterkünfte, darunter auch Annies Cove (meine Unterkunft), vermittelt eher das Gefühl in einem Dorf mit Uni und zwei Supermärkten zu leben als in einer Millionenstadt. Neben den zwei genannten Supermärkten befinden sich jeweils ein paar Geschäfte und ein oder zwei Restaurants, ansonsten ist alles Wohngebiet.
Die Stadt an sich hat dagegen vieles zu bieten: Museen, das Boardwalk-Center mit Casino, Restaurants, Kino und einer kleinen Kartbahn, die Strände, ein weiteres Naturreservat direkt am Strand mit Pinguinaufzuchtstation, unzählige Restaurants, viele Clubs und Bars, Shoppingmalls, Paintballplätze, Quadtouren und vieles mehr. Innerhalb von einer Stunde Fahrtzeit kann man außerdem nach Jeffreys Bay fahren - dem Surfspot schlechthin, der Addo Elephant National Park ist erreichbar sowie weitere Privat Game Resevers sowie ein Löwenpark, es gibt Sanddünengebiete in denen man Sandboarden oder Bergketten in denen man schöne Tageswanderungen machen kann.

Unterwegs & Sicherheit

Die meisten Studenten laufen zur Uni oder zum Einkaufen. Neben den beschriebenen Minitaxis, die überall herum fahren, kann man auch mit normalen Taxis fahren. Tagsüber fahren von der Uni aus zudem kostenlose Shuttlebusse zwischen den Campussen hin und her. Da ich sehr gerne Fahrrad fahre habe ich mir direkt am Anfang für ca. 80€ ein Fahrrad gekauft. Zusammen mit 3 anderen Leuten, die ich dort kennen gelernt habe, haben wir uns außerdem ein Auto für das komplette Semester gemietet, was auch weitestgehend gut funktioniert hat – man muss sich eben absprechen.

Was einem klar sein muss und wo vor viele Angst haben ist – man ist in Südafrika. Hier gelten nicht die gleichen Regeln wie in Deutschland, schon allein was das fahren auf der Straße angeht (Linksverkehr – da gewöhnt man sich aber recht schnell dran). In PE kann man tagsüber sicher alleine zur Uni oder zum einkaufen laufen, in Johannesburg oder Pretoria dagegen ist dies nicht empfehlenswert, in Kapstadt und Durban kommt es aufs Stadtviertel an. Abends bzw. ab der Dämmerung sollte man auch in PE nicht mehr unbedingt alleine umherlaufen, wenn man allerdings als Gruppe unterwegs ist, ist das kein Problem. Aber man kann getrost eine Straße überqueren ohne in eine Schießerei zu geraten oder entführt zu werden.
Während meines Aufenthalts haben sich die Study-Abroad-Studenten über eine Facebook-Gruppe immer gegenseitig über „Aktionen“ auf dem Laufenden gehalten. Während meines gesamten Aufenthalts habe ich von 3 Übergriffen gehört, zwei davon in Johannesburg und einer in Kapstadt. In PE wurden nur Situationen an Geldautomaten gemeldet, wo Leute Hilfe vorgetäuscht und dann versucht haben einem das Geld oder die Karte abzunehmen. Außerdem kam es zu mehreren Handy und Geldbeutelverlusten (allerdings größenteils während eines Aufenthalts in einer Bar oder einem Club, und das passiert auch in Deutschland, wenn man nicht aufpasst).
Generell muss man sich einfach nur ein bisschen mehr darüber bewusst sein, dass man nicht zu offen zeigt was man an Wertsachen dabei hat und sich vorsichtiger Verhalten, aber man sollte auch nicht übertreiben.

  • Hauptgebäude Südcampus
  • Promenade am Abend
  • Bibliothek Südcampus

Leute

Südafrika hat neben Englisch noch einige viele andere Landessprachen. An der Ostküste und damit auch in PE ist sehr stark das Volk der Xhosa vertreten, in Kapstadt wird viel Afrikaans geredet. In der Region oberhalb von Durban lebt vor allem das Volk der Zulu. Generell kommt man mit Englisch aber immer zurecht. Dadurch ist es auch nicht besonders schwierig mit den Leuten in Kontakt zu kommen. Die Südafrikaner sind total freundlich und hilfsbereit, auch die Leute aus anderen afrikanischen Ländern wie Zimbabwe, Namibia, Zambia oder Nigeria, die ich kennen gelernt habe, sind alle sehr freundlich. Man kann sich super mit ihnen unterhalten und lernt einiges über die kulturellen Unterschiede. Vor allem während der Einführungswoche lernt man wahnsinnig viele andere Leute kennen, aber auch noch danach ist es verhältnismäßig einfach mit neuen Leuten in Kontakt zu kommen.

Unterkunft

In den On-Campus Wohnheimen der NMMU dürfen nur die Langzeitstudenten wohnen. Studenten, die nur für ein Semester dort sind, haben daher mehrere Off-Campus Unterkünfte zur Auswahl. Die meisten davon sind Haus-WGs oder Wohnungen, in denen man mit 3, 4, 5 oder auch 20 – 25 anderen Studenten zusammen wohnt und sie befinden sich alle in Summerstrand. Das Off-Campus Wohnheim „Annies Cove“, in dem ich gewohnt habe, besteht aus 28 kleinen Häuschen in denen 112 Studenten wohnen sowie in einem weiteren Haus der Vermieter Marius. Zusammen mit einer anderen Person teilt man sich die Küche und das Badezimmer und in der Mitte des Geländes ist ein Swimming Pool, um welchen die Häuser angeordnet sind. Tagsüber ist immer ein Hausmeister und das Putzteam vor Ort. Sollte etwas allerdings überhaupt nicht funktionieren kann man sich jederzeit an die Mitarbeiter Off-Campus-Accommodation-Office wenden. Ich persönlich fand es super in einer Unterkunft zu sein, in der so viele andere wohnen. Dadurch hat man schnell viele Leute kennen gelernt und es war eigentlich immer etwas los.

  • Promenade
  • Elefant

Reisen

Ich bin während der 5 Monate Vorlesungszeit (Juli bis November) viel am Wochenende umhergefahren. Es bietet sich an die Vorlesungen so zu legen, dass man den Freitag zusätzlich frei hat. Dadurch kann man schon einiges am Wochenende erkunden. Während der Spring Break habe ich dann mit einigen Anderen einen kleinen Trip entlang der Garden Route bis nach Kapstadt unternommen was grandios war. Wer gerne Action erleben möchte kann so einiges machen – neben dem welthöchsten Bungeejump von einer Brücke kann man Shark Cage Diving, Straußen- oder Elefanten reiten, Kajaktouren auf See, Canonying oder Cliffjumping machen und so unglaublich viel mehr.
Nach den Vorlesungen bin ich dann den kompletten Dezember über durch Südafrika gereist. Die ersten zwei Wochen ging es mit Freunden die Küste hoch bis Durban dann ins Land rein nach Johannesburg und zurück nach PE ging es über die Drakensberge. Die nächsten zwei Wochen und damit über Weihnachten ging es mit der Familien nochmals nach Kapstadt und durchs Land wieder zurück nach PE, um dort Silvester zu feiern.
Einige von meinen Freunden und Bekannten von dort haben weitere Reisen als ich unternommen und sind u.a. nach Namibia, Zimbabwe (Viktoria Falls) oder Mosambik gefahren. Egal was man macht – man sollte die Gelegenheit nutzen und sich noch was anschauen. Man wird nicht alles schaffen, da es einfach zu viel ist. Aber jedes Fleckchen dort ist nicht nur landschaftlich anders sondern auch die Menschen, die man trifft gehören meist einer anderen Kultur an und leben somit anders und es gibt überall etwas zu sehen und zu erleben.