Junger Syrer studiert erfolgreich am RheinAhrCampus

Die Zukunft von Rodi Haji Ali liegt in Deutschland. Inzwischen hat er mit Hilfe des RheinAhrCampus in Remagen, ein Standort der Hochschule Koblenz, den Sprung geschafft und hilft aktiv anderen Geflüchteten bei der Integration an der Hochschule.

  • Rodi Haji Ali (li.) hat sein Studium am RheinAhrCampus in Remagen begonnen. Große Unterstützung erhielt er von Dr. Laurent Borgmann, Sprachen/Internationales (re.).

Bis 2013 lebte Rodi Haji Ali in Aleppo. Hier studierte er Maschinenbau. „Ich saß in einer Klausur und es fielen Bomben auf die Universität“, erzählt er. „In diesem Moment war für mich klar, ich muss meine Heimat verlassen.“ Also packte der damals 19-Jährige seine Sachen, ließ seine Familie schweren Herzens zurück und begab sich auf die gefährliche Reise. Ein Jahr dauerte seine Flucht über die Türkei und Griechenland nach Deutschland, ständig begleitet von der Angst, dass doch noch irgendetwas schiefgehen könnte.

Nach seiner Flucht aus Syrien studiert Haji Ali nun Medizintechnik am RheinAhrCampus in Remagen. Die Hochschule unterstützt in vielen Projekten die Integration der Geflüchteten und möchte ihnen den Einstieg in ein Studium ermöglichen. Dr. Laurent Borgmann, Leiter Sprachen/Internationales am RheinAhrCampus engagiert sich hier besonders: „Unsere Hochschule steht für Vielfältigkeit und deshalb beraten wir die Vertriebenen zu Studienmöglichkeiten, Zugangsvoraussetzungen und Hilfsangeboten.“ Seiner Meinung nach sind vor allem Sprache und Bildung die Schlüssel für eine gute Integration.

Zunächst lernte Rodi Haji Ali viele Monate im Selbststudium Deutsch bis er zu einem Deutschkurs zugelassen wurde und dort schon auf fortgeschrittenem Niveau einsteigen konnte, um nach sieben Monaten die notwendige Qualifikation zum Hochschulzugang zu erlangen. Über den Jugendmigrationsdienst des Caritasverbandes Koblenz e.V. wurde er Teilnehmer des Projektes FAiR- „Flüchtlinge und Asylsuchende in die Region“. Das Projekt FAiR unterstützt Geflüchtete bei der Integration in Arbeit und Ausbildung. Durch seine guten Deutschkenntnisse wurde ihm im Migrationsdienst der Caritas eine Stelle als Bundesfreiwilligendienstleistender (Bufdi) angeboten. Zu seinen Aufgaben gehörten sowohl Dolmetschertätigkeiten als auch die Betreuung einer Flüchtlingsunterkunft.  „Ich wusste, dass Herr Haji Ali gerne Medizintechnik studieren wollte“, erzählt Anika Verkoyen von der Caritas. Dies war ihm in Syrien aus leider nicht möglich gewesen, denn der nächste Studienort war das weit entfernte Damaskus und die Straßen waren durch Rebellen blockiert. Als ehemalige Studentin der Hochschule Koblenz wusste die junge Frau, dass am Standort Remagen der Hochschule der Studiengang „Medizintechnik“ angeboten wird und dass Dr. Borgmann Geflüchtete unterstützt. Verkoyen und Borgmann überlegten gemeinsam, wie Haji Ali der Zugang zum Studium ermöglicht werden konnte. So kam es 2016 zu einem ersten Treffen mit weiteren drei Geflüchteten und Professor Dr. Barbara Hahn, der damaligen Dekanin des Fachbereichs Mathematik und Technik. Aber nur Haji Ali nahm seine Chance wahr und nutzte die Möglichkeit neben seiner Tätigkeit als Bufdi bei der Caritas auch als „Gasthörer“ im Wintersemester 2016/2017 die Vorlesungen zu besuchen. Bald merkte er aber, dass beide Tätigkeiten nicht gleichzeitig zu stemmen waren und konzentrierte sich auf die „Schnuppervorlesungen“. Parallel bewarb er sich für den Studiengang „Medizintechnik“. Gemeinsam mit Mitarbeitern des Bereichs Sprachen/Internationales füllte Haji Ali seine Bewerbung aus. „Die Mitarbeiter haben mir bei allen Fragen geholfen und auch heute kann ich noch mit allen Problemen zu ihnen gehen und bekomme noch wertvolle Tipps.“ Im März 2017 konnte er endlich sein Studium beginnen. „Ein Traum wurde nun endlich wahr“, sagt er grinsend. Dr. Borgmann berichtet stolz, dass Rodi Haji Ali alle Klausuren im ersten Semester bestanden habe. „Das ist eine unglaubliche Leistung, das schafft nicht jeder Student. Da muss man schon sehr diszipliniert arbeiten und lernen“, weiß Borgmann aus seinen Erfahrungen zu berichten.

Auch bei der Beantragung des Stipendiums der Hans-Böckler-Stiftung hat Dr. Borgmann den jungen Mann unterstützt. Durch die Genehmigung des Stipendiums und seinen Umzug nach Sinzig entspannte sich die finanzielle Lage des 24-Jährigen. „Ohne Studentenausweis musste ich die Zugfahrten zwischen Koblenz und Remagen bezahlen. Ohne Stipendium hätte ich das Studium abbrechen müssen.“

Mittlerweile ist die ganze Familie, zwei Brüder und beide Elternteile, in Deutschland eingetroffen. Im März steht der Umzug ins Studentenwohnheim am Campus an. „Dann kann ich auch endlich mehr Zeit mit meinen Kommilitonen verbringen und mir einen Fußballverein suchen“, so der leidenschaftliche Fußballer. Rodi Haji Ali ist froh über die Hilfe, die er am RheinAhrCampus erhalten hat und auch immer noch bekommt. Nun möchte er auch anderen Geflüchteten helfen und hofft mit seinem Bespiel Mut machen zu können.