Workshop „Bürgerschaftliches Engagement“ brachte starke Persönlichkeiten ans Licht

Nicht jammern, sondern anpacken, lautet die Devise

Unzulänglichkeiten gibt es in der deutschen Gesellschaft genug und gejammert wird mittlerweile überall. Die Mitnahmementalität scheint in Deutschland um sich zu greifen und die Bürger wollen sich in allen Lebenslagen auf den Staat berufen und auf ihn zurückgreifen. Doch es gibt noch eine andere Mentalität: Im Rahmen der nationalen Woche des Bürgerschaftlichen Engagements hatte der RheinAhrCampus zu einem ganztägigen, regionalen Workshop eingeladen. Hier sollten einmal die engagierten Menschen zu Wort kommen, die ihrem Leben durch Einsatz ihrer Zeit, ihres Know-hows und ihrer Geduld einen besonderen Sinn geben. An diesem Tag diskutierten Träger bürgerschaftlichen Engagements gemeinsam mit Unterstützern und bürgerschaftlich Engagierten. Im Laufe des Tages wurde immer klarer, wie viel Potenzial in jedem Einzelnen der Gesellschaft liegt, um Lücken in vielen Bereichen – sei es Kultur, Bildung, Sport oder Soziales, wie Pflegedienste, Sterbebegleitung oder Integration - zu schließen. Einstimmig von Zuhörern und Rednern war aber zu hören, dass das Ehrenamt in der Gesellschaft nicht die Anerkennung erhält, die ihm gebührt. Die Idee einer „Ehrenamt-Card“ für Vergünstigungen bei Eintritten oder bei Einkäufen, wurde kontrovers in der Runde diskutiert. Diese Karte ist im Gegensatz zu Rheinland-Pfalz bereits in Nordrhein-Westfalen erhältlich.

Thorsten Trütgen, der hauptamtlich Rettungsassistent beim Deutschen Roten Kreuz ist, wies zu Beginn seines Vortrags schon auf den Rückgang ehrenamtlicher Kräfte hin. In seinem Vortrag ging er nicht auf die einzelnen Aufgaben des DRK ein, die ohnehin der Mehrheit der Bevölkerung bekannt sind. Er stellte hingegen die seit 2003 beim DRK existierende Ausbildung „Personalmanager für Ehrenamtliche“ vor. Mit diesem achtmonatigen Fernstudiengang versucht das DRK seine derzeitige personelle Situation in den Griff zu bekommen. Trütgen stellte die während seiner Ausbildung zum Personalmanager durchgeführte Hausarbeit vor, die von der Klimastruktur sowie Personalstruktur des Ortsvereins Remagen handelte. Dieses Projekt war für den Ortsverein so erfolgreich, dass Trütgen jeder anderen ehrenamtlich tätigen Organisation rät, zunächst ausführliches Wissen um Klima- und Personalstruktur innerhalb ihrer Gliederung zu erlangen, um eine ehrenamtsorientierte Umstrukturierung und somit eine Zukunftssicherung zu erlangen.
Hans-Werner Thiemann und Annelotte Traub, 1. und 2. Vorsitzende des Postsportvereins Remagen referierten gleichsam über Erfolge des Postsportvereins, über Probleme im Ehrenamt oder über die nächsten Ziele. Welchem Zuhörer war schon bekannt, dass der Postsportverein Remagen 1.600 Mitglieder zählt, so professionell wie ein Unternehmen aufgebaut ist – mit Vorständen, Abteilungen, Gruppen - und zudem in den 90ern die Auszeichnung „Bester Postsportverein Deutschlands“ erhielt?
Der Träger Marienhaus GmbH machte deutlich, dass die ehrenamtlichen Kräfte aus dem Krankenhaus nicht mehr wegzudenken sind und den Patienten Zeit schenken, aber auch mal dem Personal tatkräftig zur Seite stehen. Diskutiert wurde in diesem Zusammenhang auch die mögliche Gefahr der Personalreduzierung bei Festanstellung, wenn sich ehrenamtliche Helfer zukünftig stärker engagieren. Dies wies Heribert Frieling, Leiter Unternehmenskommunikation Marienhaus GmbH, zumindest für sein Haus definitiv zurück.
Als Unterstützer bürgerschaftlichen Engagements machte die Kreissparkasse Ahrweiler auf ihre unzähligen Projektförderungen im Ehrenamt aufmerksam – sei es ideell, personell oder finanziell. Beeindruckend war die Präsentation mit Photos vergangener Projekte in den Bereichen Sport, Kunst und Kultur, Umweltschutz oder hinsichtlich Jugendarbeit, die während des Vortrags des Abteilungsdirektors Marketing Robert Bitzen im Hintergrund lief.
Dr. Bernd Greulich von der Bezirksstelle Bad Neuenahr-Ahrweiler der IHK Koblenz, führte u.a. den Lotsendienst für Existenzgründer vor, bei dem erfahrende Unternehmer Start-Ups Beratung geben, ferner die Lehrstellenlotsen, die in Unternehmen gehen, um für Jugendliche zu werben. Insgesamt arbeiten 2400 Mitglieder ehrenamtlich in Prüfungsausschüssen und gewährleisten so den Praxisbezug. Greulich wiederholte den bekannten Satz von John F. Kennedy „Frage nicht, was der Staat für dich tun kann, frage, was du für den Staat tun kannst“ und gab damit auch die eigene Grundeinstellung wider.
Die Kreisverwaltung Ahrweiler ist ebenfalls Unterstützer ehrenamtlich Tätiger. Allein auf ihrer Homepage befindet sich eine Vereinsdatenbank der Region. Die finanzielle Unterstützung liegt zwar nach eigenen Angaben bei Weitem unter der der Kreissparkasse, jedoch werden durch Dirk Ulrich Beratung, Herstellung von Netzwerken oder ehrenamtliche Anerkennung durch den Kreis sichergestellt. Ulrich wies auf einen Termin im nächsten Herbst hin, bei der die Kreisverwaltung einen Tag lang eine Leistungsschau des Ehrenamts organisiert.
„Initiative Bürgerstiftung“ heißt das neue Projekt von Bürgermeister Georgi, das er während der Veranstaltung auch auf einer zeitgleich stattgefundenen Pressekonferenz darstellte.

Besonders aufmerksam verfolgten die Zuhörer dann den 3. Teil des Veranstaltungsprogramms: Die Erwartung bürgerschaftlich Engagierter. Hier bekamen Engagierte die Gelegenheit, aus ihrem Projekt und über ihre Erfahrungen und Motivationen zu berichten. Der Verein „Herzenswünsche“ mit Sitz in Münster erfüllt schwerkranken oder chronisch kranken Kindern einen Herzenswunsch. Bis zu 300 Projekte im Jahr kann die Organisation durch Spenden und den Einsatz ehrenamtlicher Kräfte umsetzen. Es wurde von Max berichtet, dessen Leidenschaft Trommeln ist und nichts lieber erleben wollte, als einmal bei der Geburtstagsparade der Queen mitzutrommeln – was ihm über Herzenswünsche möglich wurde. Viele weitere Geschichten sind in dem Buch „Ich hole dir die Sterne vom Himmel“ nachzulesen. Catrina E. Schneider berichtete von der Notwendigkeit, sterbenden Menschen zur Seite zu stehen. Viele Sterbende quälen sich mit ungelösten Problemen oder benötigen jemanden, der ihnen zuhört. Der Verein „Ambulantes Hospiz“ ist in vielen Städten der Region erreichbar und versteht sich auf ganzheitliche Hospizarbeit: psychisch, sozial, spirituell und medizinisch-pflegerisch. Zum Schluss des Workshops kamen nochmals Vertreter des Postsportvereins und des Marienhauses zu Wort. Vanessa Doegen vom Postsportverein Remagen berichtete über ihr Engagement als Übungsleiterin von Jugendlichen. Sie leitet u.a. die Mädchengruppe „Ricomagus Flying Pänz“, die mit ihren Showtänzen, Bodenakrobatiken und Hebefiguren zwischen Koblenz und Bonn regelmäßige Auftritte haben. Last but not least stellte Helga Hermes, die sich zudem ehrenamtlich im St. Elisabeth Krankenhaus Neuwied engagiert, das Projekt „Müllmenschen in Kairo“ vor. Dort leben ganze Familien von der Mülldeponie. Mittels Spendengeldern werden dort u.a. Schulen unterhalten, damit die Kinder der „Müllmenschen“ eine bessere Zukunft haben. Aber auch Sachmittel werden benötigt. Bei ihrem letzten Besuch in Ägypten hatte Helga Hermes einen Koffer voller Brillen mit. Sie erhielt für ihre zahlreichen Aktivitäten bereits das Bundesverdienstkreuz für soziales Engagement.

Alle Ehrenamtlichen, die an diesem Tag auch von den Zuhörern zu Wort kamen, war eines gemeinsam: Die Begeisterung für ihre Projekte bis hin zur Leidenschaft. Ihre Motivation und ihre Stärke entnehmen sie vorrangig aus dem Dankeschön derjenigen, für die sie sich einsetzen.

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