„Silver Surfers“: Internet-Zugang für ältere Menschen

„Medienkompetenz scheint heute unabdingbar für die aktive Teilnahme am öffentlichen Leben – und dies gilt nicht nur für die jüngere Generation. Die Brücke zu schlagen zwischen Jüngeren, die häufig eine hohe Medienkompetenz mitbringen, und der wertvollen Erfahrung der Älteren ist eines der Ziele des europäisch geförderten Projekts „media-net-works“. Die Auftaktvorlesung zu diesem zweijährigen europäischen Programm wurde nunmehr am RheinAhrCampus Remagen der FH Koblenz erfolgreich abgeschlossen.

In einem Planspiel ging es für eine 12-köpfige Studentengruppe in einem Pilotkurs darum, eine virtuelle Berater-Firma zur Konzeptentwicklung zu gründen. Struktur und Arbeitsweise der Firma sollten so realitätsnah wie möglich gestaltet werden. Erster Kunde war ein erfolgreiches Internetcafé in Teneriffa, Spanien, das aufgrund seiner Kundenstruktur mit zahlreichen älteren Wintertouristen aus Nord- und Westeuropa darum bemüht ist, kundenfreundliche Angebote für ältere Zielgruppen zu entwickeln.

Es galt, die Bedürfnisse dieser Zielgruppe zu analysieren und Vorschläge für Marketing, Einrichtung und Dienstleistungsangebote zu erarbeiten. Dass der spanische Kunde tatsächlich für die Abschlusspräsentation den Weg nach Deutschland finden würde, um sich mit der Projektgruppe zu treffen, konnte bei Arbeitsbeginn im April noch niemand ernsthaft hoffen.

Der Student David Speicher, Leiter der virtuellen Berater-Firma, nutzte die Gelegenheit, den Kunden auf Englisch in Struktur und Arbeitsweise des Unternehmens einzuführen. Anschließend berichteten die verschiedenen Abteilungen über ihre Arbeit an Logos, an einer neuen Eingangsseite für
das spanische Internetcafe, an einem neuen Design für die Inneneinrichtung und an einem Konzept für Mitarbeiterschulungen. Alle Abteilungen hatten versucht, das bestehende Internetcafé angenehmer für Kunden über 50 Jahre, die so genannten „silver surfers“, zu gestalten.

Der Betreiber des spanischen Internetcafés Pl(at)za in Puerto de la Cruz zeigte sich sehr zufrieden. In der Abschlussveranstaltung, die ganz in englischer Sprache abgehalten wurde, bedankte er sich dafür, dass die Konzepte so gut recherchiert wurden und sich tatsächlich leicht umsetzen lassen: „Ich konnte in der Tat eine Reihe der entwickelten Lösungen sofort umsetzen. Bei anderen Maßnahmen prüfe ich zurzeit noch, wie sie mittelfristig umgesetzt werden können.“ Beim abschließenden Glas Sekt verriet er, dass er eine so professionelle Umsetzung seiner Vorgaben von einer studentischen Gruppe nicht erwartet hatte.

Dr. Laurent Borgmann, Leiter Sprachen/Internationales und Dozent der Vorlesung freute sich über die Eigendynamik des Planspiels: “Das Treffen mit dem realen Kunden brachte noch einmal einen entscheidenden Entwicklungsimpuls für die Gruppe. Nun galt es, unter Termindruck die Konzepte gut zu verkaufen und eigene Zielsetzungen für das Gespräch im Vorfeld genau abzuklären. Der konkrete Termin des Kundenbesuchs mobilisierte natürlich viel mehr Kräfte als ein Planspiel aus dem Lehrbuch!“