Smarter Helfer für den Absprung ins Ausland - Studierende am RheinAhrCampus entwickeln Lernspiel für Auslandsaufenthalte

  • Internationale Studierende des RheinAhrCampus entwickeln in ihrer simulierten Firma „RAConsulting“ ein digitales Lernprogramm für Auslandsaufenthalte. Foto: RheinAhrCampus

Seit fünfzehn Jahren gründen Studierende der Betriebswirtschaftslehre im Seminar “International Business Simulation” von Dr. Laurent Borgmann jedes Semester eigene Studierendenfirmen. Einen Businessplan schreiben, Marktanalysen durchführen, Controlling, Marketing, Vertrieb und rechtliche Grundlagen – das in anderen Vorlesungen erlernte Wissen in einer Simulation in die Praxis umsetzen.

Die Studierendenfirma des RheinAhrCampus heißt in diesem Semester „RAConsulting“ (Beratung durch den RheinAhrCampus) und arbeitet als Forschungs- und Beratungsunternehmen. Ein Anliegen der Firma ist auch, internationale Austauschstudierende, deutsche Studierende sowie Flüchtlinge der Region Remagen zu einer internationalen Kooperation mit den Partnerhochschulen in Australien und Brasilien zu bringen. Die Aufgabe der Angestellten ist es, innerhalb von drei Monaten ein Unternehmen möglichst realitätsnah zu simulieren und dabei Erfahrungen für das spätere Berufsleben zu sammeln. Das Projekt wird zusammen mit den Partneruniversitäten „Federal University of Campina Grande“ in Brasilien und der „University of the Sunshine Coast“ in Australien auf einer gemeinsamen Unterrichtsplattform durchgeführt.

Mit seinem 25-köpfigen Team hat RAConsulting ein Ziel: Durch ein mobiles Spiel auf dem Handy Fähigkeiten und Strategien zu vermitteln, die Studierenden den Auslandsaufenthalt beim Praktikum oder an einer Partnerhochschule erleichtern. Das Spiel soll die Lücke zwischen betriebswirtschaftlicher Bildung und der Anwendung des Fachwissens schließen, ein Anliegen, das perfekt zum Anspruch der Hochschule für angewandte Wissenschaften im Ahrkreis passt. Wie nachhaltig am Ende eine solche Firma sein kann, zeigt die „Fahrradwerkstatt für Geflüchtete“ in Remagen, die auch aus solch einer Simulation entstanden ist und am 18. Juni ihr dreijähriges Bestehen feiert.

Die Kommunikation in der Firma (zum Beispiel Präsentationen und Protokolle) ist komplett auf Englisch, insgesamt sind 11 verschiedene Nationen vertreten. Durch dieses internationale und junge Team sind die Motivation und das Erfahrungsspektrum immens. Durch die Nutzung moderner Lern- und Arbeitsmethoden, wie zum Beispiel der Lernplattform Moodle, können sich alle Teilnehmenden in den drei Ländern an das internationale Arbeiten in einem modernen und digitalen Unternehmen gewöhnen.

Nach gründlicher Marktanalyse und der Beschreibung von Herausforderungen beim Auslandsaufenthalt übernehmen dann die Australier ab Juli den Staffelstab und entwickeln eine erste Version des Spiels, die schon ab September für die Pilotierung zur Verfügung stehen wird. Zur International Week am RheinAhrCampus Anfang Juni reiste die „Kundin“ Dericka Frost von der Partnerhochschule in Australien eigens an, um sich die ersten Ergebnisse präsentieren zu lassen. Imran Kadolkar, Austauschstudent aus Chennai, Indien, und Marktanalyst bei RAConsulting, beschrieb anschaulich, dass er in den ersten Wochen unbedingt eine solche App auf seinem Handy gebraucht hätte, um sich besser in der neuen Umgebung zurecht zu finden: „Ich fühlte mich in Woche drei wie ein einsames Tier in einem Dschungel.“

Bei der Optimierung der Ergebnisse rücken die strategische Kommunikation und der internationale Austausch in den Vordergrund. Da die junge Zielgruppe mobile Endgeräte favorisiert, stand schnell fest, dass das Serious Game („Lernspiel“) als Lern-App dem Anwender helfen soll, sich den Herausforderungen im Ausland zu stellen. Viele Studierende haben gerade in den ersten Wochen des Auslandssemesters Schwierigkeiten mit alltäglichen Problemen. Das Spektrum reicht vom Lesen der Fahrpläne für Busse über das Einkaufen in einer fremden Sprache bis hin zur Bewältigung von Kulturschocks. Laut Borgmann, der in der Firma die Position des Assistenten der Geschäftsleitung einnimmt, „soll der digitale Helfer in der Hosentasche helfen, Strategien zu entwickeln, um sich auch außerhalb der Komfortzone komfortabel einzurichten.“

Elene Tsetskhladze von der Partnerhochschule im georgischen Tiflis fasste ihre Eindrücke als Chefin der simulierten Firma so zusammen: „Ich habe in dem Semester sehr viel über das Motivieren von Abteilungsleitern und Mitarbeitern gelernt – vorher war mir, ehrlich gesagt, nicht richtig klar, was ein Chef den ganzen Tag macht.“