Zimmer zum Studieren gegen Hilfe bei der Gartenarbeit

Das Studierendenwerk und die Hochschule Koblenz bieten seit drei Jahren „Wohnen für Hilfe“ an. Siebzehn Wohnpartnerschaften bestehen aktuell – und es dürfen gerne mehr werden. Denn Studierende und Wohnraumanbieter profitieren davon.

  • Zwei Generationen, zwei Welten. Die Studentin Raissa Nono wohnt mit der Seniorin Rosemarie Dillmann im Kreis Mayen-Koblenz zusammen. Sie verstehen sich gut. „Ich fühle mich hier sehr wohl“, sagt die junge Frau. „Ich habe die Studentin bereits in kurzer Zeit sehr liebgewonnen“, befindet die Wohnraumanbieterin. Foto: Studierendenwerk Koblenz

Der Nachwuchs ist ausgeflogen und das Kinderzimmer steht leer? Altersbedingt wird im Einfamilienhaus nur noch das Erdgeschoss bewohnt? Das Mansardenzimmer ist mit Gerümpel vollgestellt? Werden diese Räume „reaktiviert“, freut das Studierende, die in Koblenz und Umgebung nur schwer Unterkünfte finden, besonders – keine Frage.

„Bei `Wohnen für Hilfe´ geht es nicht darum, kurzfristig preiswerten Wohnraum an Studierende zu vermitteln, sondern längerfristige Wohnpartnerschaften herzustellen“, so Anne Dommershausen, die Projektleiterin und Ansprechpartnerin für Studierende und Wohnraumanbieter. „Wohnen für Hilfe“ bedeutet, dass die Studierenden bis auf die Nebenkosten mietfrei wohnen, dafür aber maximal 25 Stunden pro Monat helfen: Hausarbeit, Gartenarbeit, Botengänge, Einkäufe, Fahrten und Begleitung zum Arzt, Kinderbetreuung, Gassi-Gänge mit dem Hund zum Beispiel. „Gerade Senioren geht es oft auch um die Gesellschaft“, weiß Dommershausen. „Das Projekt richtet sich aber an alle, die Hilfe gebrauchen können, zum Beispiel auch Familien, Menschen mit Behinderung oder auch Berufstätige die keine Zeit haben, sich um Wohnung, Garten und Haushalt zu kümmern.“

Damit Topf und Deckel wirklich passen, nimmt sich die Projektleiterin viel Zeit, die Kandidaten kennenzulernen und Vorstellungen und Wünsche abzufragen. „Zwei Wohnpartnerschaften bestehen nun schon 30 Monate“, erzählt sie glücklich. Insgesamt hat sie 38 Wohnpartnerschaften vermittelt.

Die Hälfte der vermittelten Studierenden sind Deutsche, die andere Hälfte Ausländer unterschiedlicher Herkunft. Diese Quote ist bemerkenswert und sicherlich darauf zurückzuführen, dass Anne Dommershausen Schottin ist, seit langem in der Region lebt und an der Hochschule über viele Jahre ausländischen Studierenden betreut hat. Unterstützt wird sie dabei übrigens von einer weiteren Schottin: Julianne Klein arbeitet ehrenamtlich im Projekt mit. Viele Karthäuser kennen Frau Klein durch ihre Arbeit in der evangelischen Kirchengemeinde.

Das Koblenzer Wohnprojekt steht unter Schirmherrschaft von Oberbürgermeister David Langner. Schon als Staatssekretär im Sozialministerium hat er es unterstützt. Weil es eine innovative, Generationen verbindende Wohnform sei und gleichfalls zur Integration ausländischer Mitbürger beitrage. Beim fünften Wohnprojektetag Rheinland-Pfalz unter dem Motto „Konzepte für Gemeinschaft(en)“ wird „Wohnen für Hilfe“ daher auch vorgestellt. Die Kontakt- und Fachbörse findet am 16. August im Historischen Rathaus von Koblenz statt.

Mehr Infos zum Projekt unter www.wohnen-fuer-hilfe.de.
Kontakt zum Beratungsbüro unter Telefon 0261 9528-981