„Wissensmanagement“: Neue Projektrunde für Unternehmen ab dem 30. Juni

Weltweite Exporte, individuelle Anpassungen bei der Montage und ein lebenslanger Service für komplexe Hochleistungsbacköfen, die meist mehrere Jahrzehnte in Betrieb sind – ein solches Angebot zu meistern ist eine Herausforderung. Effizientes Wissensmanagement war deshalb bei der Heuft Unternehmensgruppe aus Bell schon immer ein wichtiges Thema und das Interesse an neuen Möglichkeiten der Wissensbewahrung entsprechend groß. Der Ofenhersteller aus der Eifel gehört zu den 45 Unternehmen, die bislang das Kompetenzzentrum für Wissensmanagement an der Hochschule Koblenz konsultiert und an entsprechenden Workshops teilgenommen haben. In den Räumen der Firma Weig in Mayen präsentierten kürzlich verschiedene aktuell Teilnehmende erste Ergebnisse aus ihren Projekten vor rund 50 interessierten Unternehmen. Ab sofort besteht die Gelegenheit, in eine neue Runde von Projekten einzusteigen.

  • Foto: Heuft Unternehmensgruppe.

Das Kompetenzzentrum entstand auf Basis der langjährigen erfolgreichen Kooperation zwischen der Hochschule Koblenz und der Wirtschaftsförderungs­gesellschaft am Mittelrhein mbH (WFG). Unter der Leitung von Prof. Dr. Siegfried Schreuder nahmen seit der Gründung 2009 Unternehmen völlig unterschiedlicher Branchen und Größen an Wissensmanagement-Projekten teil. Speziell Workshops erwiesen sich bisher für alle Beteiligten als sehr lohnenswert. „Bei diesen, in dreimonatigem Turnus stattfindenden Treffen profitieren die Unternehmen auch vom gegenseitigen Erfahrungsaustausch“, stellt Schreuder fest. Für verschiedenste Probleme und Belange wurden im Rahmen dieser intensiven Zusammenarbeit passgenaue Lösungen gefunden.

Wie können vor Ort bei der Erstmontage getätigte Einstellungen so dokumentiert werden, dass sie auch für einen Mitarbeiter, der 20 Jahre später ein Gerät reparieren soll, leicht nachvollziehbar sind? Für die Heuft Unternehmensgruppe war guter Rat in Bezug auf diese Frage wertvoll – aber nicht teuer, sondern kostenlos. Durch die Workshops und Einzelberatung des Kompetenzzentrums für Wissensmanagement – das mit dem Ziel, die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen in der Region zu stärken, von der WFG finanziert wird – konnten innovative Ideen aus der Technologiewelt des Web 2.0 umgesetzt werden. So nimmt nun die Monteurin oder der Monteur vor Ort mittels eines Smartphones ein Video der vorgenommenen Einstellungen auf und kommentiert diese. Das Video wird anschließend auf die Video-Plattform „HeuftTube“ im Netzwerk des Unternehmens hochgeladen und verschlagwortet. Dadurch können die Angestellten die Montagevorgänge sehr viel schneller und besser erfassen als durch umständliche Textbeschreibungen.

Qualitativ hochwertiges Wissensmanagement ist nicht nur in diesem Praxisbeispiel zentral für Unternehmen. Stets verfügbares und richtig genutztes Wissen ist generell ein entscheidender Faktor, um die Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit eines Betriebs zu steigern. „Ein sinnvoller, gezielter Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnologien kann dabei heute zu vergleichsweise geringen Kosten die technische Basis liefern“, weiß Schreuder aus Erfahrung. Deshalb sei es längst nicht mehr nur für Großunternehmerinnen und -unternehmer von Vorteil, den eigenen Umgang mit Wissensressourcen auf den Prüfstand zu stellen. Kleine und mittelgroße Betriebe könnten ebenso von der Integration günstiger Web 2.0 Technologien in ihre vorhandene IT-Landschaft profitieren.

Schließlich stellt sich die Frage „Was nun?“ auch dann, wenn Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter, die als Sachkundige für ihr spezifisches Fachgebiet unentbehrlich waren, alters- oder krankheitsbedingt ausscheiden. Allzuoft ist das Wissen, wie etwas zu machen ist oder warum etwas genauso gemacht wurde, nur an diese eine Person gebunden. Deshalb sind elementare Informationen im Ernstfall, z.B. bei plötzlicher längerer Erkrankung der betreffenden Angestellten, für Vertreterinnen oder Vertreter nicht griffbereit. Geschickt handelt, wer sich auf solche Szenarien gründlich vorbereitet und entsprechende Maßnahmen der Wissenssicherung durchführt. Henning Schröder, Geschäftsführer der WFG, macht deutlich: „Sogar für die weitere Existenz eines Unternehmens kann es ausschlaggebend sein, den eigenen Wissensbestand überhaupt erst zu identifizieren und zu bewahren.“

In den Unternehmensprojekten mit der WFG und der Hochschule Koblenz wurde und wird erarbeitet, wie vernünftige Wissensziele bestimmt und geeignete Maßnahmen zum Wissenserhalt sowie zur Wissensvermittlung umgesetzt werden können. Schreuder weist darauf hin, dass es dazu unabdingbar sei, auch die entsprechenden organisatorischen und qualifikatorischen Voraussetzungen im Betrieb zu schaffen, denn: „Nur so kann man einen echten Nutzen aus dem bewussteren, systematischen Umgang mit der Ressource Wissen im Unternehmen ziehen.“ In den Workshops moderieren Schreuder und sein Team nicht nur. Sie formulieren Problemstellungen, die manchem Betrieb am Anfang gar nicht klar sind: Welches Wissen ist entscheidend im Betrieb? Für welche Abläufe? Wer hat es? Wie kann man es festhalten? So einfach das klingt, so schwierig ist manchmal die Praxis. Warum hört ein Angestellter bereits am Laufgeräusch einer Maschine, dass eine Wartung nötig ist? Solche Mitarbeiter können meist gar nicht in Worte fassen, was genau ihnen aufgefallen ist – sie treffen intuitiv dennoch die richtige Entscheidung und sind ein wichtiger Erfolgsfaktor.

Je nach Status quo, Anforderung und Zielsetzung kommen im zeitgemäßen Wissensmanagement ganz unterschiedliche Tools oder Strategien zum Einsatz. Leicht bedienbar und zweckmäßig erweisen sich oftmals Firmen-Wikis, betriebsinterne Social Networks, e-Learning-Module, Blogs oder Intranet-Portale, die nach Bedarf auch individuell auf das Produkt angepasstes Kundenwissen einbeziehen können. Nützlich sind die Werkzeuge letztlich aus allen beteiligten Perspektiven. Durch die engere Zusammenarbeit zwischen den Beschäftigten kann das Betriebsklima sich verbessern, Kundenwünsche können schneller bearbeitet werden und das Unternehmen profitiert im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit.

Erklärtes Ziel der Kooperation zwischen der WFG und der Hochschule Koblenz ist es, durch die kostenfreien Angebote Betriebe im Landkreis Mayen-Koblenz zu unterstützen, damit sie ihr Expertenwissen identifizieren, erfassen und bewahren können. Um der Wirtschaft in der Region weiterhin Wettbewerbsvorteile zu ermöglichen, startet ab dem 30. Juni 2016 eine neue Projektreihe. Unternehmen, die Interesse an einem unverbindlichen Erstgespräch sowie an der Mitarbeit in den Wissensmanagement-Workshops haben oder eine fachliche Begleitung durch die Hochschule Koblenz wünschen, können sich an Prof. Dr. Siegfried Schreuder (E-Mail: schreuder(at)hs-koblenz.de / Tel.: 0261-9528-404) oder Eva Mohr von der WFG wenden (E-Mail: eva.mohr(at)wfg-myk.de / Tel.: 0261-108482).

Ein ausführlicher Leitfaden zum Thema „Wissensmanagement“ sowie weitere Informationen zum Kooperationsangebot sind online verfügbar unter: http://www.wfg-myk.de/Netzwerke/Wissensmanagement/