Studierende auf Exkursion bei der Rhein-Zeitung und weiteren Unternehmen

Zum Abschluss des Sommersemesters standen für Studierende der Elektro- und Informationstechnik an der Hochschule Koblenz mehrere Exkursionen unter der Leitung von Prof. Dr. Johannes Stolz auf dem Lehrplan. Abschluss und Höhepunkt der Besichtigungsreihe war eine gemeinsam mit dem VDE Koblenz angebotene Exkursion zur Rhein-Zeitung, bei der die Studierenden im modernen Druckhaus des Mittelrhein-Verlages die Entstehung der Tageszeitung live beobachten konnten.

  • Foto: Jan von Uxkull-Gyllenband

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Zu Beginn der Exkursionsreihe bot die Besichtigung des Wasserkraftwerks Lahnstein-Friedrichssegen einen Rückblick auf die Technik vergangener Tage. Das Kraftwerk wurde 1907 errichtet und ist bis heute in Betrieb, soll allerdings in den nächsten Jahren umfassend modernisiert werden. Im Kontrast dazu konnten sich die Studierenden bei der Koblenzer Steuerungs- und Verteilungsbau GmbH (KSV) modernste Schaltanlagentechnik für die Nieder- und Mittelspannung ansehen. Hier wurden Details zur Planung, Fertigung und Prüfung von Schaltschränken erklärt und diskutiert.

Nicht alle Ausflüge führten vor die Tore des Campus: Bei der Besichtigung der Haupteinspeisung der Hochschule Koblenz mit den Schaltanlagen konnten sich die Studierenden die Technik aus dem Schaltanlagenbau direkt in der anwendungsnahen Praxis ansehen.

In eine völlig andere Richtung ging die Exkursion zum Automobilzulieferer ZF in Koblenz. Hier wurde das EMV-Prüflabor gezeigt, welches die Komponenten in der Entwicklung und vor der Serienreife gründlich prüft, ob die im KFZ verbauten Komponenten nicht durch Störsignale anderer Geräte einen Funktionsausfall oder eine Fehlfunktion erleiden könnten.

Großer Andrang und intensive Gespräche trotz später Uhrzeit – die Besichtigung des Druckereizentrums der Rhein-Zeitung war stark gefragt. 24 Interessentinnen und Interessenten des VDE Köln-Bonn-Koblenz sowie Studierende der Hochschule Koblenz beteiligten sich an der Exkursion. Dank einer kurzweiligen Einführung durch die Marketing-Referentin Sabine Scharn wurde es ein sehr interaktiver Vortrag mit vielen guten technischen und organisatorischen Fragestellungen.

Das moderne Druckhaus fertigt nicht nur die "Rhein-Zeitung" mit ihren 13 Heimatausgaben an, sondern auch den "Bonner General-Anzeiger" sowie verschiedene Wochenblätter wie "Am Wochenende" oder "Blick aktuell". Der Auslieferungsbereich ist dementsprechend weit gefasst und mit einer Gesamtauflage von etwa 130.000 Stück jeden Tag mit allen Varianten sind ein reibungsloser Ablauf und eine straffe zeitliche Organisation sowohl von Redaktion als auch von Fertigung zwingend notwendig. Die redaktionellen Arbeitsabläufe wurden kurz angerissen. Der Schwerpunkt der Exkursion lag auf dem komplexen Fertigungsprozess der Zeitung im Druckhaus selbst. Sabine Scharn ging bei der Führung durch die Hallen fachmännisch auf sämtliche Fragen der Teilnehmenden ein und erläuterte die Abläufe bis ins Detail, von der Anlieferung des Papiers bis zur Verpackung der fertigen Zeitungen.

Um Lieferengpässen vorzubeugen, hält die Druckerei etwa 1300t Papier vor, welches für etwa 3 Wochen Normalbetrieb ausreichend ist. Gedruckt wird ausschließlich auf Papier, welches zu 98% aus dem Recycling stammt. Um das Papierquellen und damit eine Verminderung der Reißfestigkeit vorzubeugen, wird die komplette Lagerhalle konstant auf 21 Grad bei 50% Luftfeuchtigkeit gehalten. Die Bahnen werden vorbereitet und in einem Zwischenlager geparkt, welches dann vollautomatisch durch einen selbstfahrenden Bestückungsroboter angepasst wird. Zwei Roboter bestücken die drei, je 8 Millionen Euro teuren Druckmaschinen. Durchgängig durch die komplette Druckerei ist das n-1 Konzept zu sehen - bei Ausfall eines Betriebsmittels übernehmen die restlichen Betriebsmittel die volle Funktion.

Die Zeitung wird nicht nur mit, sondern auch im Hochdruck gefertigt. Die Hochdrucktechnologie ist vergleichbar mit einem Stempelkissen, dabei stehen die zu stempelnden Inhalte hervor. Mit PLA-Folien beschichtete Aluminiumplatten werden über einen Laser so bearbeitet, dass die beschichtete Folie nachher nur noch bei den zu druckenden Zeichen stehenbleibt. Diese bearbeitete Platte nimmt die Farbe auf, überträgt sie auf eine Transferrolle, diese erst gibt die Farbe an die Papierbahn ab. Farbrucke werden über eine Kombination von vier Farben realisiert: Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz. Dabei werden die Farben nicht gemischt, sondern in einem feinen Punktraster nebeneinander positioniert, so dass durch die Nähe von zwei unterschiedlichen Farbpunkten wie Cyan und Gelb hier die Mischfarbe Grün entsteht. Wichtig bei dieser Überlagerung ist die Passgenauigkeit – denn gerade bei Bildern sind hier Versatze in der Farbe direkt sichtbar, weshalb stichprobenartige Kontrollen durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unerlässlich sind. Bei einer Produktion von etwa 200.000 Exemplaren jede Nacht beträgt die Ausschussquote derzeit weniger als 300 Exemplare. Diese hohe Qualität kann nur durch die 2012 im neuen Druckhaus in Betrieb genommene modernisierte Druckanlage und eine regelmäßige Kontrolle erfolgen. Auch wenn der Automatisierungsgrad sehr hoch ist, die Kontrolle durch das menschliche Auge ist nach wie vor die schnellste und zuverlässigste Methode.

Nicht alle Komponenten einer Zeitung werden direkt nachts gedruckt. Zeitlich unkritische Inhalte wie regelmäßige Beilagen werden schon am Morgen oder am Vortag gedruckt und der Zeitung nur noch beigelegt. Nach der Zusammenstellung der Zeitung geht diese in den Versand. Aufgrund der 13 verschiedenen regionalen Ausgaben werden diese zeitlich versetzt gedruckt, beginnend mit der Ausgabe, die den längsten Auslieferweg hat. Insgesamt werden jede Nacht etwa 12.000 km Fahrtstrecke zurückgelegt, um die Tageszeitung zeitgerecht in den frühen Morgenstunden bei Verkaufsständen, Austrägern und Lesern ankommen zu lassen.

Alle Teilnehmer der VDE-Exkursion waren begeistert und lesen die Tageszeitung nun mit neuem Blick.